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Jahraang 50/1 
Schick 
Wiebelskirchen, den 3. Januar 1954 Preis: 28 ffrs. bezw. 25 Pf 
Fotos: Ria Pesch Kamme* 
Silvester und der Greiffenklauturm des 
Als Herr Reichard von Greiffenklau, 
Erzbischof und Kurfürst zu Trier (1511 
DIS 1531) .Kaiser . Maximilian im Jahre 
1512 "den Hl. Rock gezeigt hatte, stieg 
in ihm der Gedanke auf, den romani- 
schen Turm, den sein Vorgänger Poppo 
18916-—47° geplant‘ und zum Teil auf- 
geführt hatte {(f 13. 3. 1047), um ein be- 
trächtliches Stück zu:t.erhöhen. Einer- 
seits war dann eine schöne Gruppe ge- 
schaffen — zwei Domtürme, ein Turm 
von Liebfrauen, den- aber- Blitz und 
Sturm zweimal herabwarfen, anderseits 
konnte“ man‘ die hoch über der Stadt 
Schwebenden Glocken weithin im Lande 
vesser vernehmen, Es. kümmerte den 
Xurfürsten nicht .im mindesten, deß 
iem romanischen Turm eine gotische 
[aube aufgesetzt. wurde. - Nur mußte 
"an das Treppentürmchen an der Seite 
es Hauptturms erhöhen. Das sah nicht 
©SONders gut aus, weshalb man bei der 
“Theuerung von 1911 diesen ‘Zusatz 
“leder entfernte, der übrigens gar nicht 
otwendig war. 
Reichard von Greiffenklau ließ auch 
ne Uhr in seinem Turm aufstellen, 
N der noch die schweren Cewicht. 
iteine vorhanden sind — die aber außer 
Dienst gestellt wurden, als man eine 
eue Uhr nach dem zweiten großen 
Veltbrand beschaffte. 
Wer einmal den berühmten West- 
ninster - Uhrschlag gehört hat, dem 
:ommt dieser gewaltige Ausdruck der 
zeit nie mehr aus dem Ohr. Die Trierer 
)öomuhr hat ‘auch einen wunderbaren 
;chlag, der mit dem von Westminster 
n Wettbewerb treten kann. Auf 12 Uhr 
tehen die Zeiger: Mitternacht an Sil- 
'‚ester. Man hat in einigen Orten wie- 
‚er angeordnet, daß der Nachtwächter 
tatt seiner eintönigen Melodie: „Hört, 
hr Leut’ und laßt euch sagen — eben 
ats 12 Uhr geschlagen — wahrt das 
"euer und das Licht, daß nicht Böses 
uch geschieht! Zwölf Apostel rief der 
ferr — einer ward ein Judas — Müht 
nd plaget euch gar sehr — werdet nie 
"erräter! wieder wie früher das „Ave 
AZaria“ zu blasen hat. Wie schön paßt 
‚as ins Marianische Jahr. 
Unser mächtiges Zifferblatt mit sei- 
ıen stern- und mondgeschmückten Zei- 
ern ist schon eine Mahnung: Sieh dich 
'ür'! Alles geht vorüber. Nie stehen die 
Trierer Domas 
Zeiger still — solange das Uhrwerk 
zeht. Dein Leben ist auch so eine Uhr 
lie einmal stehen bleiben wird — dann, 
vann es dem Herrn gefällt, der allen 
“enschen ihre Uhr stellt und steh« ı 
aßt, Wieviele, die voriges Jahr noch 
tas „Prosit Neujahr!“ in die nächtliche 
Stille schmetterten, sind still, ganz still 
jeworden. Über dem Zifferblatt sieht 
ler vielbeachtete Bibelvers „Nesecitis 
jua hora Dominus veniet! Ihr wißt 
ıicht, zu welcher Stunde der Herr kom- 
nen. wird. Wörtlich lautet die Stelle bei 
Aatth. 24, 42: „Wachet — ihr wißt nicht, 
’u welcher Stunde euer Herr kommen 
vird“, Matth, 24,44 lautet: „Ihr wißt 
ıicht, zu welcher Stunde der Menschen- 
ohn kommen wird!“ Matth. 25 13 sagt: 
Wachet also, weil ihr weder den Tag 
ı6ch die Stunde kennt!“ Eine Legende 
jerichtet, vor der Ankunft Napoleons 
n Trier habe man die ietzige Inschrift 
nsofern geündert, als man statt „Fur“ 
Dieb) den Namen „Herr“ einsetzte, 
veil man fürchtete, der Usurpator 
verde den „Dieb“ auf sich beziehen und 
tie Stadt das schwer büßen lassen. 
Nenn es nicht wahr ist, ist es doch 
‚trefflich erfunden“. Bei Matthäus und 
„ukas lesen wir: „Wenn der Hausvater 
wüßte, zu welcher Stunde der Dieb 
<ommt, dann wachte er sicherund lieize 
‚ein Haus nicht ausplündern.“ (Matth. 
24, 43 und Luk. 12, 39). Der Dieb kommt 
ia wie ein Dieb mitten in der Nacht 
ınd raubt uns das liebe Leben. Daher 
steht auf der Gangolfsuhr der wichtige 
Spruch „Vigilate et orate!“(Mark. 14, 38). 
Der Siivesterabend, so schön er ist, 
ıat tiefen Ernst in sich, Wie ein Kind 
»ei der Geburt schon anfängt zu ster- 
zen, So beginnt das neue Jahr mit dem 
>rsten Tage schon — sich selbst ver- 
nindernd — sein Ende vorzubereiten 
Was sagen uns die Domalocken? 
Der Trierer Dom hat 1950 ein herr- 
iches Bronzegeläute von 10 Glocken als 
"rsatz des früheren Geläutes von sechs 
Glocken, die am 14, Aug. 1944 bei dem 
ersten großen Fliegerangriff vernichtet 
wurden. Die neuen (Harken haben fol-