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Von Walter Hensel
antpf um die
kürntlidje eleudyturig
ie Geschichte kann uns nicht sagen, wann der
Mensch in grauer Vorzeit es lernte, sich selbst
Feuer zu machen. Die griechische Sage erzählt von
Prometheus, dem Titanensohn, der das den Men*
sehen vorenthaltene Feuer vom Himmel entwen=
dete und in einer hohlen Pflanzenstaude zur Erde
brachte. Zur Strafe wurde er auf Befehl von Zeus,
dem Göttervater, an einen Felsen im Kaukasus
gebirge geschmiedet, wo ihm ein Adler täglich die
in der Nacht wieder wachsende Leber zerfleischte.
Sei es nun, daß der Blitz Feuer lieferte oder vulka=
nische Ausbrüche, und der Mensch es verstand,
solches Feuer zu erhalten, sei es, daß er selbst
durch Feuersteine Funken schlagen oder durch
Aneinanderreiben von Hölzern ein Feuer ent*
fachen konnte, sofort war damit auch die Mög*
lichkeit gegeben, die Nacht zu erhellen und im
Dunkeln zu sehen.
Die Geschichte der künstlichen Beleuchtung be=
ginnt also in vorgeschichtlicher Zeit, aber selbst
noch vor wenigen Jahrhunderten waren alle künst»
liehen Beleuchtungsquellen sehr dürftig und wenig
befriedigend. Die Nacht prägte der Arbeit, dem
Tun und Treiben der Menschen viel stärker ihren
Stempel auf, als es heutzutage der Fall ist; der
Kienspan und die Fackel mußten herhalten, wenn
es galt, in der Finsternis etwas zu sehen. Wir den*
ken kaum jemals daran, wie armselig jener Zu*
stand gewesen sein muß. Die Öllampe und die
Kerze waren schon beträchtliche Fortschritte.
Die Öllampe gestattete bereits eine anhaltendere
Beleuchtung als der Kienspan. Abb. 1 zeigt eine
antike Öllampe. Wir wissen nicht, welcher Art die
öle jener Zeit waren, denn chemische ölunter*
suchungen wurden erst 2000 Jahre später möglich.
Die Aussage „brennbare" öle mag uns daher ge*
nügen. Zweifellos gehörte ein Docht in die Lampe,
um das öl bis zur Flamme emporzusaugen. Die
alten „Tranfunseln" mögen nicht schlecht gequalmt
und gestunken haben! Man hat sogar „Kronleuch*
ter" nach dem gleichen Prinzip gebaut; dies waren
ringförmige Hohlgefäße mit mehreren Dochten,
die durch einige Löcher auf der Oberseite des
Ringes in das öl eintauchten.
Kerzen gibt es seit sehr langer Zeit. Bei ihnen ver=
brennt langsam eine feste Substanz (Talg, Stearin,
Wachs u. ä), die allerdings an der Oberfläche durch
die Flamme selbst erst geschmolzen und vergast
wird, wobei ein Docht zuerst die Schmelzflüssigkeit
aufsaugt. Die Dochtherstellung war dabei das
schwierigste Kapitel. Verbrennt der Docht selbst
schneller als die Kerzensubstanz, so erlischt die
Flamme vorzeitig, verbrennt der Docht aber lang*
samer, so blakt die Kerze und qualmt. Goethe
schreibt einmal: „wüßte nicht, was sie besseres
erfinden könnten, als wenn die Kerzen ohne
Schnäuzen brennten."
Die heutige Docht* und Kerzenfabrikation ist eine
Wissenschaft für sich geworden. Tropffreie und
nicht blakende Kerzen werden in jeder gewünsch*
ten Größe und Form geliefert. In früheren Zeiten
glichen die Kerzen mehr kleinen, schlechten Fak*
kein. Man stelle sich einmal vor, eine Stadt müßte
heute noch mit den unvollkommenen Leuchtkör*
pern der alten Zeiten beleuchtet werden; sogleich
wird man begreifen, daß schon von jeher der
Wunsch nach guter Beleuchtung eine „brennende"
Angelegenheit war.
Als großer Fortschritt wurden die Petroleumlam*
pen, die um 1860 aufkamen, empfunden. Die