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grat der nahegelegenen Gebirgskette mit einer
Klarheit und Schönheit, die man nicht beschreiben
kann, die man gesehen haben muß, um sie sich
vorzustellen. Es war von jener Schönheit, von der
die Dichter träumen, die sie aber nur armselig,
unzulänglich beschreiben können."
Ist das Sonnenlicht oder das Licht der Atombom»
benexplosion nun reinstes Weiß? Die Antwort ist
schwierig. Besser wäre es, nicht von Lichtfarben
auszugehen, sondern von Körperfarben. Die Farbe
frischgefallenen Schnees ist nach Goethe das schön»
ste Beispiel für ein natürliches reines „Weiß". Aber
schon denkt man an die Reklame von Persil und
anderen Firmen „strahlend weiß", „leuchtend weiß"
usw. Wieder — wie bei Schwarz — gibt es allerlei Tö=
nungen von Weiß. So sind wir in einer Zwickmühle
zwischen lauter „Weißheiten". Man muß kurzer»
hand eine Entscheidung treffen und sagen: Das
klare Sonnenlicht heiße eben einfach weißes Licht!
Und weiß sei ein Körper dann, wenn er a 11 e Strah»
len zurückwirft, die vom vollen Sonnenlicht auf»
treffen; dabei spielt allerdings noch die Art der
Zurückwerfung eine Rolle. Der Körper kann die
Strahlen regelmäßig geometrisch zurückwerfen,
dann handelt es sich um Spiegel, (Abbildung 3) oder
aber unregelmäßig nach allen Richtungen zerstreut.
Der Gegensatz zwischen weißen und schwarzen
färben, Mondhöfe zeigen sie u. a. m. Alle diese
Farben sind Bestandteile des weißen Lichts. Die
Regentropfen vor dem Regenbogen, das Prisma
zerlegen das weiße Licht der Sonne. Die sieben
Spektralfarben lassen sich auch wieder zum wei»
ßen Licht vereinigen; dies ist gleichzeitig der Be»
weis dafür, daß sie aus Weiß hervorgingen. Es
klingt merkwürdig, daß jede Regenbogenfarbe im
weißen Licht enthalten sein soll, denn jede, für sich
betrachtet, erscheint uns dunkler als weiß. Wie
kann aus der Zusammensetzung von nur dunkle»
ren Bestandteilen ein hellerer entstehen? Unser
Auge ist dafür nicht maßgebend, es ist kein Meß»
gerät (kein Photometer), und die Helligkeitswir»
kung auf das Auge ist kein Maßstab für zahlen»
mäßige Zusammenhänge. Nimmt man von den
sieben Spektralfarben eine fort, um mit dem Rest
das weiße Licht wieder zusammenzusetzen, so
mißlingt der Versuch. Die Vermischung der rest»
liehen sechs Farben gibt diesmal nicht Weiß, son»
dem eine andere Tönung, je nach der weggelasse
nen Farbe.
Wir vermissen unter den Regenbogenfarben man
chen uns wohlbekannten Farbton, z. B. braun oder
purpur. Und vergleichen wir etwa die Farbenpracht
der Malerei, der heutigen Stoffindustrie, der Fär»
bereitechnik, der Lichttechnik mit den Regenbogen*
Abb. 3 u 4: Ein Spiegel wirft die Strahlen regelmäßig zurück (links), ein weißer Körper wirft das Licht zerstreut zurück (rechts)
Körpern besteht also darin: Weiße Körper werfen
alles Licht zerstreut zurück (Abbildung 4), schwarze
Körper saugen alles Licht auf.
Und nun zur farbigen Welt. Als schönstes Beispiel
bietet uns die Natur den Regenbogen mit seinen
Farben: rot, gelb, grün, blau, violett. Man nimmt
noch gern orange und indigo dazu und spricht von
den sieben Regenbogenfarben oder den Spektral»
färben. Dieselben Farben sehen wir auch, wenn das
Licht durch eine dreikantige Glassäule (Prisma)
fällt oder wenn Ölflecken auf dem Wasser sich
ausbreiten, wenn die Kinder Seifenblasen aufstei»
gen lassen. Diamanten funkeln in Regenbogen»
färben, so kommt uns dagegen der schöne Hirn»
meisbogen geradezu ärmlich vor. Was gibt es nicht
alles für Töne! Die Farbindustrie kennt wenigstens
2000 Nuancen. Hat der Mensch die Natur so groß»
artig übertroffen? Gewiß nicht. Die Spektralfarben
bleiben immer die Stammfarben in reinster Form,
aus Farbmischungen erst kommen weitere Wirkun»
gen zustande. So die Purpurfarben aus Rot und
Violett, Braun aus Gelb und Schwanz bzw. Rot
und Schwarz.
Einige Farbforscher haben umfangreiche Farbska
len entwickelt. Stellt man sich eine Grauserie vor,
die von Schwarz bis Weiß in 12 verschiedene Stu