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besonders wegen der Abteufung zahlreicher Tief»
bauschächte. Für Gur=Dynamit, Sprenggelatine und
Gelatine=Dynamit nahm man Zündhütchen mit
einer Knallsatzladung von 0,5 bis 1 mg, während
zur Einleitung der Detonation des Sekurits 2 mg
erforderlich waren. Neben der Zündschnurzündung
wurde für die brisanten Sprengstoffe die elektrische
Zündung entwickelt. Die ersten elektrischen Zünd=
maschinen waren der „Kater", verschiedentlich auch
„Teufel" oder „Schießkanone" genannt. Durch Dre=
hen einer Hartgummiwalze an einem Katzenfell
wurde der zum Zünden notwendige Funken erzeugt.
Für diese elektrische Zündung wurden anfangs die
sogenannten Abeggschen Zündstäbe benutzt. Wenn
damals gezündet wurde, ließ man den „Kater
schnurren". Dieses geflügelte Wort im bergmänni»
sehen Sprachgebrauch stammt also aus dieser Zeit.
Doch zurück zu unserm Pulver.
Dies wurde in der Hauptsache von den Pulvermüh»
len am Rhein (in der Nähe von Köln), aus dem
Siegerland und aus dem Bergischen geliefert. M.
Nöggerath gibt 1856 Pulvermühlen an bei Roen»
sahl, Gummersbach, Nümbrecht und Haus=Grund.
Das Pulver sei zu den Pulverhäusern der Gruben
Gerhard und König gekommen, die je 300 und 350
Zentner faßten. Von dort sei es in Fässern zu den
Pulvertürmen der einzelnen Gruben geliefert
worden.
Bei Beginn des Faktoreibetriebes der Kohlwaage
wurde sämtliches Pulver entweder zu Wagen oder
bei offener Schiffahrt und bei günstigem Wasser»
stände zu Schiff den Rhein, die Mosel und die Saar
aufwärts bis Luisenthal gebracht — von dort bis
zum Bauernwald. Nach und nach erhielt jede Berg»
inspektion einen kleineren Pulverturm, manche so»
gar mehrere. Gegen 1890 gab es im Bereich der
Saarbrücker Bergwerksdirektion 32 Pulvertürme
oder unterirdische Aufbewahrungsräume für Pul»
ver, aus denen sich unsere heutigen Sprengstoff»
räume entwickelt haben. Beim Anliefern ist das
Pulver regelmäßig durch eine Schlagprobe auf seine
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Fach 856
Schlagkraft überprüft worden. Um einen Handel
und den Wiederverkauf des an die Bergleute aus»
gegebenen Pulvers zu verhindern, wurde das Pulver
immer etwas teurer angerechnet, als es im Klein»
handel zu haben war. Erst gegen Ende des vorigen
Jahrhunderts sind Pulverfabriken im Saarbrücker
Bezirk selbst und in der angrenzenden Pfalz er»
richtet worden.
Vom Schwarzpulver zum Wettersprengstoff
An Versuchen, das in seiner Zusammensetzung
bekannte Schwarzpulver durch ähnliche Mischun»
gen, in denen der Kalisalpeter durch Natronsalpeter
oder Barytsalpeter ganz oder teilweise, die Kohle
durch Sägemehl, Steinkohlenklein, Mehl, Kleie oder
Stärke ersetzt wurde, zu verdrängen oder durch Zu»
sätze von chlorsaurem Kali, Blutlaugensalz, weißem
Zucker usw. zu ergänzen, hat es im Laufe der Zeit
nicht gefehlt. Alle diese Ersatzmittel jedoch sind
alle früher oder später wieder außer Gebrauch ge»
kommen. Ebensowenig hat das Pikratpulver Er»
folge erzielt; auch die Schießbaumwolle bewährte
sich nicht. Erst das im Jahre 1866 von Alfred Nobel
fabrikmäßig hergestellte Dynamit konnte im Berg»
bau Fuß fassen und im Laufe der Jahre das Schwarz»
pulver gänzlich verdrängen. Als schließlich die an»
fänglich als Sicherheitssprengstoffe aufkommenden
brisanten Wettersprengstoffe die Gefahr der Schlag»
wetter und Kohlenstaubzündung auf ein Mindest»
maß beschränkten, wurde das Schwarzpulver we=
gen seiner Gefährlichkeit verboten. In der Berg»
polizeiverordnung vom 1, Mai 1907 heißt es im
§ 108:
1. Die Schießarbeit in der Kohle, beim Nachreißen
des Nebengesteins und bei Durchörterung von
Flözstörungen darf nur unter Verwendung von
Sicherheitssprengstoffen erfolgen.
2. Für nasse Betriebe, für das Nachreißen des Ne=
bengestein und für die Durchörterung von Flöz=
Störungen kann der Bergrevierbeamte in einzel*
nen Fällen die Verwendung anderer Spreng=
Stoffe mit Ausnahme von Schwarzpulver und
schwarzpulverähnlichen Sprengstoffen zulassen.
3. Die Verwendung von Schwarzpulver und ahn»
liehen Pulversorten ist nur mit Genehmigung
des Oberbergamtes gestattet.
Damit war der Schlußstrich unter eine Epoche Berg»
baugeschichte gezogen.
Quellennachweis:
1. Tautphoeus, Bergmännisches Lesebuch, Bochum 1925,
2. Zeitschrift für das Berg», Hütten» und Salinenwesen,
mehrere Abhandlungen, Berichte und Statistiken in den
Jahrgängen von 1854 bis 1907, 3. Mineralogische Briefe,
Gießen 1779, 4. H. Keuth, Die Halmbüchse — ein altes Berg
mannsgerät, im Bergmannskalender 1939, 5. Bergpolizeiver
ordnung für die Steinkohlenbergwerke im Verwaltungsbe
zirke des Königlichen Oberbergamtes zu Bonn v. 1. Mai 1907.