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===£> Gaswege im Flöz und Gestein
^ Gaseintritt in den Wetterzug
ohne Gasabsaugung.
Das Grubengas zieht durch Spalten und Klüften des Ge
steins in den Wetterzu^g.
In der Folge hat es sich gezeigt, daß in einer schlag
wetterreichen Grube sehr viel mehr Gas aus den
Kohlenstreifen des Hangenden und Liegenden
kommt, also durch Absaugung zu erfassen ist, als
aus dem abgebauten Flöz selbst. So gelingt es bis
zu 90 % des im Abbau freiwerdenden Grubengases
abzusaugen und damit unschädlich zu machen.
Die Vorteile der Gasabsaugung für eine Schlag
wettergrube sind trotz des damit verbundenen Auf
wandes überzeugend. An erster Stelle steht natür
lich die Erhöhung der Sicherheit. Es leuchtet ein,
daß die mit dem Grubengas verbundenen Gefahren
in dem Maße geringer werden, wie es gelingt, einen
Teil dieses Gases abzusaugen. Da durch die Gas
absaugung jetzt nur noch ein Teil des Gases den
Wetterstrom belastet, gelingt es mit weniger Wet
tern die vorgeschriebene 1 %-Grenze zu halten.
Dadurch werden die Wettergeschwindigkeiten und
auch die Staubbelastung der Wetter verringert. Der
Sog am Ventilator kann kleiner gehalten werden,
was zu einer wesentlichen Verminderung der durch
Schleichströme verursachten Brandgefahr führt.
Diese Fortschritte in der Sicherheit können gar nicht
hoch genug eingeschätzt werden und würden alleine
genügen, die Gasabsaugung und die damit verbun
denen Aufwendungen zu rechtfertigen. Sicherheit
und Gesundheit der im Bergbau arbeitenden Men
schen haben stets gegenüber anderen Überlegun
gen den Vorrang.
Aber auch betrieblich bringt die Grubengasab
saugung in einer schlagwetterreichen Grube ent
scheidende Vorteile. Da durch die Gasabsaugung
die 1 %-Grenze stets gehalten werden kann, ist ein
regelmäßiger Verhieb eines Abbaustrebes möglich,
ohne daß die täglich geförderte Kohlenmenge mit
Rücksicht auf die Ausgasung beschränkt werden
muß. Bei dem guten Wirkungsgrad der Gasab
saugung ist in den meisten Fällen sogar möglich,
die bisher mit Druckluft betriebenen Antriebsmotore
durch elektrische Motore zu ersetzen. Druckluft ist
als Antriebsenergie um ein Mehrfaches teurer als
Elektrizität, so daß der Einsatz von Elektromotoren
eine beträchtliche Senkung der Energiekosten mit
sich bringt.
Dazu kommt schließlich, als Nebenverdienst sozu
sagen, daß das in Rohrleitungen nach über Tag
gebrachte hochprozentige Grubengas eine beacht
liche Energiequelle darstellt und nutzbringend ver
wertet werden kann,
III.
Für die Grube Luisenthal, seit ihrem Bestehen eine
der schlagwetterreichsten Gruben der Saar, kam
die Erfindung der Gasabsaugung einer technischen
Revolution gleich. Während sich die Grube unter
der Last der Schwierigkeiten vorher nur mühsam
über Wasser gehalten hatte, war jetzt durch die
Gasabsaugung erstmalig eine günstige Entwicklung
der mit großen Fettkohlenvorräten ausgestatteten
Grube möglich. Die gebotene Chance wurde auch
sofort erkannt und die neuen Erkenntnisse der Gas
absaugung in weitestem Umfange angewandt. Die
Gasabsaugung wurde planmäßig eingeführt, und
nach kurzer Zeit war Luisenthal die Grube mit der
größten Gasabsaugung an der Saar geworden. Alle
bekannten Verfahren der Gasabsaugung kamen
hier zum Einsatz und wurden in wesentlichen Teilen
hier verbessert und vervollkommnet.
Die Erfolge der Gasabsaugung sind auf der Grube
Luisenthal besonders sichtbar. Die abgesaugte Gas
menge stieg sehr rasch und erreichte 1954/55 einen
Höchstwert (Abb. 2). Die Verminderung in den fol
genden Jahren ist auf einen stärkeren Abbau in dem
weniger gasreichen Alsbachfeld zurückzuführen.
Durchschnittlich werden 30—40 % des anfallenden
Gases abgesaugt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß
ein nicht unbeträchtlicher Teil des Grubengases in
den Querschlägen und Blindschächten des Frisch
wetterweges ausströmt und nicht abgesaugt werden
kann. Der Anteil des abgesaugten Gases in den
Abbaubetrieben schwankt zwischen 50 % und 90 %
des Gesamtanfalles.
Sehr ausgeprägt war als Folge der Gasabsaugung
der Rückgang der Flözbrände, die wegen der Nei
gung zur Selbstentzündung einiger Flöze zu den
Hauptsorgen und Gefahren der Grube Luisenthal
gehörten. Wirtschaftlich ist jeder Grubenbrand ein
schwerer Verlust, denn Abdämmungs- und Siche
rungsarbeiten sind sehr kostspielig. Nicht selten
geht zudem ein Teil der Streb- oder Streckenaus