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Der Herr von Schwarzenburg und ein Notarius ermahnen am anderen Morgen
die Gefangene, ihre Verführung gutwillig zu gestehen . . .
deten des Teufels! Der hat euch
auch geholfen, als ihr gegen die
Bauern zu Felde zöget."
Als sie endlich vor Steurs Petgen
Hütte steht und um Einlaß bittet,
der ihr nach einem hastigen Ge=
flüster auch gewährt wird, da weiß
die Kathrin Backes aus einem si=
cheren Gefühl heraus, daß diese
Hütte kein sicherer Unterschlupf
für sie sein wird.
II.
Schon am mnächsten Tage wird
sie verhaftet. Als die Büttel sie
greifen, nimmt sie es ergeben auf
sich. Soll sie etwa Fragen danach
stellen, wer ihr Versteck angezeigt
habe? Jeder konnte der Angeber
sein. Wenn das eigene Leben ge=
rettet werden kann, ist einer des
anderen Feind. Man kann nicht
einmal böse darüber sein.
Als die Verhaftete, geführt von
den Bütteln, auf der Schwarzen=
bürg ankommt, fällt sie im Burg=
hof auf die Knie. Körperliche
Schwäche war es nimmer, die sie
niederstüzen ließ. Die Not der
Seele riß den Körper nieder. Als
das Weib sich gar völlig auf den
Boden niederfallen läßt, wissen es
die Büttel sehr wohl zu deuten:
der Teufel rüttelt seine Gesellin
und will damit den Eindruck er=
wecken, die Hexe sei ein hilfs=
bedürftiges Weib. Aber ihnen,
den Bütteln, kann der Böse keine Wirrnisse her=
vorrufen. Sie sind dagegen gefeit. Darum zerren
sie das Weib vom Boden hoch und schleifen es in
das Blockhaus, das eigens als Hexengefängnis er=
richtet wurde.
Die Kathrin wird auf einen Klotz niedergedrückt,
ihre Arme und Beine werden so in den Block ge=
legt, daß sie kaum noch zu bewegen sind. „Sie sitzt
gut im Stock!" Lachend entfernen sich die Büttel.
Am anderen Morgen erscheinen der Herr der
Schwarzenburg und ein Notarius im Blockhaus. Sie
ermahnen die Gefangene, die aus dem Stock
herausgenommen wird, ihre Verführung gutwillig
zu gestehen. Sie sei ja durch die Aussage der be=
reits hingerichteten Hexe Schmidts Else als Zau=
berin angezeigt und befunden worden. Leugnen
würde ihre Lage nur verschlimmern.
Sie bekennt: „Vor ungefähr sechs Jahren habe ich
schwere Käufe bei Antheß Theisen in Waldheltz=
bach gemacht. Ich konnte aber nicht bezahlen. Da
bin ich in meiner Not zu Steuers Petgen nach Lock=
weder gegangen, um bei ihm V4 Gulden zu leihen.
Petgen hat dafür sechs Sester Korn als Zinsen ha=
ben wollen. Ich habe geflucht und geschimpft. Pet=
gen ließ nicht ab; da bin ich voller Zorn heim=
gegangen.
Auf der Weyher Triesche bei Noswendel — ich war
gerade dabei, in Gedanken auf den Petgen loszu=
schlagen — stand plötzlich mein Mann Thees vor
mir. Als ich in fragte, woher er denn käme, lachte
er auf und sagte: ,Mach dir keine Gedanken!
Schwör nur Gott und seiner Mutter ab, dann hat
alle Not ein Ende!' Und dann hat er mir eine
Handvoll Goldstücke in den Schoß geworfen,
ln diesem Augenblick habe ich erkannt, daß es der
Böse war, der in der Gestalt meines Mannes sich
mir genähert hat. Das Gold verblendete mich, so
war ich dem Bösen zu Willen, den ich unnatürlich