Full text: 1961 (0089)

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Von lier 4^Dlfun$el 
$urn ^Kopffjeleucfjt 
Hundert Jahre 
Grubengeschichte 
im Lichte der 
Grubenlampe 
s gibt Leute, die sammeln die seltensten und 
absurdesten Dinge. Doch ganz gleich, welche 
Gegenstände ein Mensch zusammenträgt, immer 
kann man aus seinem Hobby einen gewissen Rück= 
Schluß auf seinen Charakter und seine Veranla» 
gung ziehen. In St. Ingbert aber gibt es einen 
Mann, der schon seit mehr als 30 Jahren Gruben» 
lampen sammelt. Das ist etwas Außergewöhnliches. 
Und wer einmal Gelegenheit hatte oder haben 
wird, bei Karl Denne die verschiedenartigsten 
Lampen und Leuchten des Bergmannes zu sehen 
und miteinander zu vergleichen, der wird dann 
sofort spüren und begreifen, daß hier weit mehr 
vorliegt als eine Sammlerleidenschaft. Denn all 
diese Lampen haben einerseits direkte Beziehung 
zum Leben und Schicksal ihres Besitzers, anderer» 
seits aber spiegeln sie auch fast ein volles Jahr» 
hundert saarländischer Bergbaugeschichte wider. 
In der Grubenlampensammlung des Bergmanns 
Karl Denne, der lange Jahre vor Stoß arbeitete 
und schließlich zur Aufsicht im Förder» und Stol» 
lenbetrieb kam, nimmt die Grubenlampe seines 
Vaters einen Ehrenplatz ein. Sie ist fast 90 Jahre 
alt. Schon damals, als der Vater noch lebte und 
Karl noch zur Schule ging, hatte der Bub viel 
Freude an dem Grubengeleucht. Er putzte das 
kleine Lämpchen, erneuerte den Docht und, wenn 
es die Mutter erlaubte, dann füllte er auch die 
Lampe mit öl. Denn das Lampenputzen und 
Lampenfüllen war schließlich eine Aufgabe der 
Bergmannsfrau, und wenn eines der Kinder diese 
Arbeit einmal verrichten durfte, dann war das 
soviel wie eine Auszeichnung und Belohnung. 
Im Jahre 1904 ist Karl Denne als löjähriger erst» 
malig selbst in die Grube St. Ingbert eingefahren. 
Auch er hatte sein öllicht dabei, genauso wie der 
Vater, und auch diese Funzel wurde mit Rüböl 
gespeist. „Man hat im Preußischen", sagt Karl 
Denne, „bereits damals schon Sicherheitslampen 
gehabt, aber da bei uns auf der St. Ingberter 
Grube die Schlagwettergefahr nur gering war, 
blieb man — abgesehen von wenigen Sohlen — all» 
gemein bei der Ölfunzel." 
Jeden Monat bekam der Bergmann im „Ohlig» 
keller" seine 5 Liter öl. Lampe und Fünfliterkanne 
Interessantes Hobby 
eines Bergmannes 
wurden mit nach Hause genommen. Daheim stand 
ein kleineres Kännchen. Aus diesem wurde jeweils 
die Grubenlampe neu aufgefüllt, die etwa ein 
Viertelliter öl faßte. Dieser Vorrat reichte für 
eine Arbeitszeit von neun Stunden. Doch meist 
wurden die neun Stunden überschritten. Damit die 
Funzel nicht ausgehe, hatte jeder Bergmann in 
einem Fläschchen eine „Ölreserve" dabei. 
Karl Denne weiß aber auch, daß der Bergmann 
außer seinem Lampenlicht auch noch andere Dinge 
brauchte, um arbeiten zu können. Was die Frau 
oder Mutter vor der Schicht noch zurechtstellen 
mußte, das waren: ein „Viertelchen Krummbeer» 
schnaps" und die „Spreeb". Da die meisten Berg» 
lcute selbst schlachteten, war die Spreeb im allge» 
meinen mit Speck, Dürrfleisch oder Wurst belegt. 
Die Zeit der Ohliglampe ging vorüber, und in den 
Jahren 1915/16 wurde auf der Grube St. Ingbert 
allgemein das Benzingeleuchte eingeführt. Das 
entsprang nicht nur einem fortschrittlichen Geist, 
vielmehr war damals in den Jahren des ersten 
Weltkrieges das Rüböl (das jetzt als Speiseöl ver» 
wendet wurde), recht knapp, so daß man nach 
einem Ausweg suchte, der schließlich zum Benzin 
führte. Ein Versuch, Petroleum zu verwenden, 
mußte bald aufgegeben werden, da sich dieser 
Brennstoff — nicht zuletzt wegen seines penetran» 
ten Geruchs — für die Grube nicht eignete. 
Schließlich wurde die elektrische Lampe einge» 
führt. Auch hier gab es zahlreiche Typen und Ab» 
Wandlungen, Verbesserungen und Versuche. Die 
verschiedenartigsten Lampen in Karl Dennes 
Sammlung illustrieren deutlich die Entwicklung 
der verflossenen Zeit. Französische und deutsche 
Lampensysteme wechselten miteinander ab, ganz 
so, wie auch die politische Struktur unseres Lan» 
des geartet war. Doch eines beweist die Gruben» 
lampensammlung von Karl Denne: daß ein stetiger 
Fortschritt zu verzeichnen war, der sowohl die In» 
tensität der Leuchtkraft wie auch die Bequemlich» 
keit der Handhabung betrifft. 
Doch ehe es zur heutigen „Kopflampe kam, war es 
ein weiter Weg. Wo er vor hundert Jahren anfing, 
und wie er verlief, das zeigt die Grubenlampen» 
Sammlung von Karl Denne.
	        
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