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Von lier 4^Dlfun$el
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Hundert Jahre
Grubengeschichte
im Lichte der
Grubenlampe
s gibt Leute, die sammeln die seltensten und
absurdesten Dinge. Doch ganz gleich, welche
Gegenstände ein Mensch zusammenträgt, immer
kann man aus seinem Hobby einen gewissen Rück=
Schluß auf seinen Charakter und seine Veranla»
gung ziehen. In St. Ingbert aber gibt es einen
Mann, der schon seit mehr als 30 Jahren Gruben»
lampen sammelt. Das ist etwas Außergewöhnliches.
Und wer einmal Gelegenheit hatte oder haben
wird, bei Karl Denne die verschiedenartigsten
Lampen und Leuchten des Bergmannes zu sehen
und miteinander zu vergleichen, der wird dann
sofort spüren und begreifen, daß hier weit mehr
vorliegt als eine Sammlerleidenschaft. Denn all
diese Lampen haben einerseits direkte Beziehung
zum Leben und Schicksal ihres Besitzers, anderer»
seits aber spiegeln sie auch fast ein volles Jahr»
hundert saarländischer Bergbaugeschichte wider.
In der Grubenlampensammlung des Bergmanns
Karl Denne, der lange Jahre vor Stoß arbeitete
und schließlich zur Aufsicht im Förder» und Stol»
lenbetrieb kam, nimmt die Grubenlampe seines
Vaters einen Ehrenplatz ein. Sie ist fast 90 Jahre
alt. Schon damals, als der Vater noch lebte und
Karl noch zur Schule ging, hatte der Bub viel
Freude an dem Grubengeleucht. Er putzte das
kleine Lämpchen, erneuerte den Docht und, wenn
es die Mutter erlaubte, dann füllte er auch die
Lampe mit öl. Denn das Lampenputzen und
Lampenfüllen war schließlich eine Aufgabe der
Bergmannsfrau, und wenn eines der Kinder diese
Arbeit einmal verrichten durfte, dann war das
soviel wie eine Auszeichnung und Belohnung.
Im Jahre 1904 ist Karl Denne als löjähriger erst»
malig selbst in die Grube St. Ingbert eingefahren.
Auch er hatte sein öllicht dabei, genauso wie der
Vater, und auch diese Funzel wurde mit Rüböl
gespeist. „Man hat im Preußischen", sagt Karl
Denne, „bereits damals schon Sicherheitslampen
gehabt, aber da bei uns auf der St. Ingberter
Grube die Schlagwettergefahr nur gering war,
blieb man — abgesehen von wenigen Sohlen — all»
gemein bei der Ölfunzel."
Jeden Monat bekam der Bergmann im „Ohlig»
keller" seine 5 Liter öl. Lampe und Fünfliterkanne
Interessantes Hobby
eines Bergmannes
wurden mit nach Hause genommen. Daheim stand
ein kleineres Kännchen. Aus diesem wurde jeweils
die Grubenlampe neu aufgefüllt, die etwa ein
Viertelliter öl faßte. Dieser Vorrat reichte für
eine Arbeitszeit von neun Stunden. Doch meist
wurden die neun Stunden überschritten. Damit die
Funzel nicht ausgehe, hatte jeder Bergmann in
einem Fläschchen eine „Ölreserve" dabei.
Karl Denne weiß aber auch, daß der Bergmann
außer seinem Lampenlicht auch noch andere Dinge
brauchte, um arbeiten zu können. Was die Frau
oder Mutter vor der Schicht noch zurechtstellen
mußte, das waren: ein „Viertelchen Krummbeer»
schnaps" und die „Spreeb". Da die meisten Berg»
lcute selbst schlachteten, war die Spreeb im allge»
meinen mit Speck, Dürrfleisch oder Wurst belegt.
Die Zeit der Ohliglampe ging vorüber, und in den
Jahren 1915/16 wurde auf der Grube St. Ingbert
allgemein das Benzingeleuchte eingeführt. Das
entsprang nicht nur einem fortschrittlichen Geist,
vielmehr war damals in den Jahren des ersten
Weltkrieges das Rüböl (das jetzt als Speiseöl ver»
wendet wurde), recht knapp, so daß man nach
einem Ausweg suchte, der schließlich zum Benzin
führte. Ein Versuch, Petroleum zu verwenden,
mußte bald aufgegeben werden, da sich dieser
Brennstoff — nicht zuletzt wegen seines penetran»
ten Geruchs — für die Grube nicht eignete.
Schließlich wurde die elektrische Lampe einge»
führt. Auch hier gab es zahlreiche Typen und Ab»
Wandlungen, Verbesserungen und Versuche. Die
verschiedenartigsten Lampen in Karl Dennes
Sammlung illustrieren deutlich die Entwicklung
der verflossenen Zeit. Französische und deutsche
Lampensysteme wechselten miteinander ab, ganz
so, wie auch die politische Struktur unseres Lan»
des geartet war. Doch eines beweist die Gruben»
lampensammlung von Karl Denne: daß ein stetiger
Fortschritt zu verzeichnen war, der sowohl die In»
tensität der Leuchtkraft wie auch die Bequemlich»
keit der Handhabung betrifft.
Doch ehe es zur heutigen „Kopflampe kam, war es
ein weiter Weg. Wo er vor hundert Jahren anfing,
und wie er verlief, das zeigt die Grubenlampen»
Sammlung von Karl Denne.