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Kreislauf erforderliche Zusatzwasser eingeleitet.
Um die Rohre des Kessels aber vor Steinbildung
und Angriff durch chemische Bestandteile im Was
ser zu schützen, muß es vorher in einer Vollentsal
zungsanlage aufbereitet werden. Vom Speicher
wasserbehälter läuft das Wasser der Kesselspeise
pumpe zu; der Wasser—Dampf-Kreislauf ist damit
geschlossen.
Damit die Wirkung des Kondensators voll zur Gel
tung kommt, muß das Kühlwasser möglichst kalt
sein, es muß also selbst gekühlt werden. Dies ge
schieht — und jetzt müssen wir einen Blick nach
draußen hinter das Kraftwerk werfen — in langen
Reihen von Ventilatorkühlern, in denen das Kühl
wasser herabrieselt und dabei durch einen von
Ventilatoren erzeugten Luftstrom abgekühlt wird
Durch die Verdunstung eines Teiles des rückge
kühlten Wassers entsteht der eingangs erwähnte
große Wasserbedarf eines Kraftwerkes, Der Um
lauf des Kühlwassers wird durch zwei Pumpen be
wirkt und beträgt für die beiden Maschinen etwa
21 000 Kubikmeter je Stunde.
Zur Verminderung der oben angeführten Wärme
verluste trägt in St. Barbara I auch die Speise
wasservorwärmung bei. Zwischen Kondensator und
Speisepumpe bzw. Speisepumpe und Kessel wer
den mehrere Vorwärmer eingeschaltet. Dieses sind
Behälter, in denen ein Rohrbündel aufgehängt ist.
Durch die Rohre wird das Speisewasser gedrückt,
während man in den Behälter Dampf einströmen
läßt, der zwischen den Schaufelrädern der Turbine
an bestimmten vorausberechneten Stellen entnom
men wird. Der Dampf kondensiert im Vorwärmer und
gibt seine Wärme an das Speisewasser ab. Durch
die Vorwärmung auf über 200° C — das Wasser
ist bei dem hohen Druck bei dieser Temperatur
noch flüssig — erreicht man, daß die im Kessel zu
zuführende Wärmemenge und die Dampfmenge, die
im Kondensator niedergeschlagen werden muß, ge
ringer wird. In St. Barbara I besitzt jede Turbine
fünf Dampfentnahmen, und das Kesselspeisewasser
wird in sechs Vorwärmern aufgeheizt; davon sind
vier vor der Speisepumpe und zwei hinter ihr in die
Speisewasserleitung eingeschaltet.
An die Turbine starr angekuppelt ist der Generator,
der folgende Wirkungsweise besitzt: Die in den
walzenförmigen Läufer des Generators eingesetzte
Wicklung wird von einer durch einen Elektromotor
angetriebenen Erregermaschine mit Gleichstrom ge
speist und erzeugt ein magnetisches Feld Durch
die Drehung des Läufers innerhalb des Ständers
schneiden die magnetischen Kraftlinien die drei
um 120 versetzten Wicklungsgruppen des Stän
ders, die zu einem Drehstromsystem verschaltet
sind, und lassen in den isolierten Kupferleitern eine
Spannung entstehen, die an den Klemmen des
Generators die Größe von 10 500 Volt erreicht.
Durch die äußeren Verbraucher ist der Stromkreis
geschlossen, und der Generator kann elektrische
Energie abgeben. Auf derselben Welle wie der
Hauptgenerator, der eine Leistung von 50 000 Kilo
watt besitzt, sitzt in St. Barbara I noch je ein Haus
generator von 5 000 Kilowatt, der der Versorgung
der zahlreichen eigenen Antriebe dient.
Die Verlustwärme des Generators muß durch einen
eigenen Kühlluftkreislauf abgeführt werden. Damit
eine Verschmutzung des Generators vermieden
wird, ist dieser geschlossen ausgeführt; eine Rück
kühlung der erwärmten Luft erreicht man durch
Wasserkühler, die in den Luftkreislauf eingeschaltet
sind.
Vom Maschinenhaus gelangen wir zuletzt in das
Herz des ganzen Betriebes, die ziemlich im Mittel
punkt des Kraftwerkes errichtete Warte. In einem
Raum sind hier Wärmewarte und Elektrowarte un
tergebracht; von hier aus werden alle Vorgänge im
Kraftwerk, sei es an Kessel oder Turbine, an Gene
rator oder in der Schaltanlage durch Kontaktbetäti
gung ferngesteuert. Hierher werden auch alle wich
tigen Anzeigen, wie Temperaturen, Drücke, Mengen
und Wasserstände, übertragen, auf Instrumenten
sichtbar gemacht oder auf Schreibrollen registriert.
Im Raum unter der Warte befinden sich schließlich
die Regel- und Schutzeinrichtungen, die für so emp
findliche und wertvolle Maschinen, wie sie ein Kraft
werk besitzt, unbedingt notwendig sind. Sie ermög
lichen die selbsttätige Steuerung von Temperaturen
und Wasserständen und setzen den Turbosatz,
darunter ist die Einheit von Turbine und Generator
zu verstehen, beim Auftreten von inneren oder
äußeren Fehlern automatisch außer Betrieb.
Treten wir aus der Warte wieder in das Maschinen
haus und wenden uns dem neuen Kraftwerksteil
St. Barbara II zu, so fällt uns zunächst der große
150 000 Kilowatt-Turbosatz mit einer Länge über
alles von 29 Metern ins Auge, dessen Armaturen
und Dampfleitungen ganz unter einer modernen
Umkleidung verschwinden.
Wir wollen aber auch in St. Barbara II genau dem
Energiefluß nachgehen und mit Mahlanlage und
Kessel beginnen. Da der grundsätzliche Aufbau des
Wasser-Dampf-Kreislaufs in jedem Kraftwerk der
gleiche ist, werden hier nur noch die Anlageteile
hervorgehoben, deren Wirkungsweise sich von der
im alten Teil unterscheidet und die eine noch bes
sere Ausnutzung der Wärmeenergie in der Kohle
ermöglichen.
Zunächst muß erwähnt werden, daß es sich bei
St. Barbara II um ein Blockkraftwerk handelt; einem
Kessel ist eine Turbine zugeordnet. Blockkraft
werke mit großen Maschineneinheiten werden heute