Full text: 1961 (0089)

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Es nebelt und nieselt 
Es will kein rechter Regen rieseln, 
es will auch keine Flocken schnei'n. 
Es ist ein Nebeln und ein Nieseln, 
nicht Fleisch noch Fisch, nicht Ja noch Nein. 
Das Wedeln eines Hundeschwanzes 
macht dich nicht traurig und nicht froh. 
Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes, 
und du weißt nicht einmal wieso. 
Noch blüht ein Blümlein hinterm Zaune 
und auch noch eins auf dem Balkon, 
und du hast trotzdem schlechte Laune 
und merkst noch nicht mal was davon. 
Du willst nichts Kaltes und nichts Heißes, 
du willst sogar noch nicht mal lau. 
Du siehst nichts Schwarzes und nichts Weißes, 
du siehst nur alles grau in grau! 
Die Sache ist ganz unbedenklich. 
Sie tut nicht wohl und tut nicht weh. 
Du bist nicht krank nur etwas kränklich 
und reif für Lindenblütentee! 
Hans=Erich Richter 
und beobachtete, wie ich näher kam. Und sie 
dachte, daß ich es spürte: „Wenn Du mir das 
Mäntelchen anziehst, beiße ich Dir in den Finger." 
Mit einem Satz flog sie dahin, wo Sekunden vorher 
noch ein kleines rotes Mäntelchen in meiner Hand 
war, und schnappte krachend in die Luft. Und ich 
beschloß, auf daß es mir weiter gut gehe, zwei 
kleine rote Mäntel in eine Schublade zu legen. 
Seither grüble ich, warum Pudel an Stellen, an 
denen andere Hunde Haare haben, glattrasiert 
und daher leicht verschnupft sind. 
Nun, ich lief mit Mausi — Micki wollte nicht mit — 
unten hin und her. Überrascht stellte ich fest, wie= 
viel Bäume es in unserer Gegend gibt, wieviel tiefe 
spritzende Pfützen und — wieviel andere Hunde. 
Als Mausi lange genug unten war, um dicke Dreck= 
krusten in die Wohnung zu bringen, gingen wir 
wieder hinauf. Jetzt schnupperte Micki und, weil 
ich inzwischen gelernt hatte, aus einer gewissen 
steifen Haltung ihres photogenen Pudelkopfes auf 
einen Unwillen zu schließen, ließ ich die Sache mit 
dem Mantel von vornherein. 
So vergingen die Tage wie im Flug. Ich war mehr 
unten als oben, meine Wohnung mehr trübe als 
sauber, meine Verfassung — ach, reden wir nicht 
davon. Nur die Hunde waren stets munter und — 
wie die Leute auf der Straße tatsächlich behaupte» 
ten — einfach süß. Sie fraßen jetzt auch, aber 
meine Schnitzel, und sie ruhten mitunter, aber auf 
der Couch. Die Zimmer nahmen von Stunde zu 
Stunde an Wohnlichkeit ab, je mehr sich meine 
Gäste pudelwohl fühlten. Wenn es an der Tür 
klingelte, rief ich bloß durch einen Spalt, es sei 
eine Seuche ausgebrochen, um Freunden den An= 
blick meiner Bedrängnis zu ersparen. 
Nach 51 langen Stunden, als ich zum 26. Mal (oder 
war es zum 27. Mal?) und ausnahmsweise mit 
Mausi und Micki bei drei Grad unter Null unten 
war, kam meine Nachbarin wieder. Ich erzählte 
ihr, als ich ihren Blick auf den zitternden, blanken 
Hundebäuchen sah, was ihre Hunde von Mänteln 
denken. Da ging sie schweigend mit mir nach oben 
und zog die zwei roten Modelle den Pudeln über 
und sagte bloß: „So". 
Da wußte ich, daß ich mir eine neue, gute Nach» 
barin suchen muß. Ich denke da an eine Dame, die 
Goldfische hat. Bei ihr werde ich jetzt Salz, Eier 
und Kleingeld leihen. 
Wir trinken täglich 
-MALZBIER 
traubenzuckerhaltig, alkoholarm 
jetzt auch zum kleinen Preis die große Flasche
	        
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