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Von Heinz Steguweit
B
1 ei Gottwalds waren Drillinge angekommen,
nun stand der ganze Ort in Aufruhr. Jeder
glaubte das Genaueste zu wissen. Der eine sagte,
die drei Kinder wären schwer und kerngesund. Der
andere sprach, drei Mädchen hätten das Licht der
Welt erblickt, aber drei Jungen wären den Gott=
walds lieber gewesen. Der dritte orakelte genau
umgekehrt, aber keiner wollte seine Meinung be=
schwören.
Hin und her ging's unter den Leuten, die mehr zu
ahnen wähnten, als die Eltern selber wußten.
Vor dem Hause aber, in dem sich das Ungewöhn*
liehe ereignet hatte, sammelten sich von der Mor=
genfrühe bis zum Abend hin die mannigfachen
Gratulanten. Niemand wurde vorgelassen, der
Doktor hatte es verboten und der Vater oben*
drein. Zwei Gesangvereine spendierten ihre Chöre
vom Tag des Herrn bis zur Freude, dem schönen
Götterfunken. Ein Leierkastenmann drehte Walze
um Walze ab, die Feuerwehr baute einen Triumph*
bogen aus strahlendem Wasser, und die besten
Turner von der Realschule stellten eine Pyramide
dar, deren oberster Kumpan ein Fähnchen
schwenkte.
Und so fort. Als das Huldigen kein Ende nahm,
trat der Drillingsvater auf den Balkon und bat
um Silentium. Er hätte auch um Ruhe bitten kön*
nen, aber Silentium war noch leiser als Ruhe.
Außerdem klang es gebildeter. Und der Mann
sagte: „Meine lieben Mitbürger, ich danke euch.
Aber tut mir jetzt den Gefallen und geht nach
Hause. Die Mutter braucht Frieden, und die drei
Kinder bedürfen des Schlafes. Habt also das Ein*
sehen und zerstreut euch!"
Man hatte solches Einsehen nicht. Vielmehr er*
hoben die beiden Gesangvereine nunmehr gemein*
sam ihre Stimmen: „Hoch der Vater, hoch die
Mutter, hoch die Liebe, tra*la=la=la ...!"
Nachdem die sieben Strophen zweimal geschmet*
tert worden waren, und zwar zuerst unter dem
Dirigenten des einen Vereins, dann unter der
„Stabführung" des andern, gerechter ging es nicht,
trat der Drillingspapa abermals auf den Balkon,
dankte gerührt und bat: „Laßt's nun gut sein,
ihr lieben Menschenfreunde!"
Diese hingegen ließen es keineswegs gut sein. Da
es mittlerweile dunkel geworden war, brannte
man ein Feuerwerk ab mit Raketen, Sonnen und
sprühendem Krach. Man war ja so froh, wieder
Begeisterung zeigen zu dürfen.
Zum drittenmal betrat der Vater den bengalisch
erleuchteten Balkon und flehte: „Es ist genug.
Habt Erbarmen . . .!"
Es war nicht genug. Man hatte kein Erbarmen. Die
Menschenmenge schwoll und quoll der Mitternacht
entgegen. Da sank der arme Vater aufs Sofa, rang
die Hände und beschwor den soeben erschienenen
Pfarrer: „Wissen Sie denn keinen Rat? Die Men*
sehen meinen es gut, aber sie machen uns toll!"
Der Pfarrer lächelte. Er wußte Rat. Er winkte den
Küster heran, drückte ihm einen Porzellanteller in
die Pfote und sprach: „Gustav, geh auf die Straße
und sammle milde Gaben für die Drillinge."
Der Küster tat es. Nach zehn Minuten war die
Straße leer, und die Familie freute sich des Frie*
dens. Tra=la=la*la . ..
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