Full text: 1961 (0089)

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zu Baas Marian mit der Ziege und ließ ihr besteh 
len: „E scheene Gruß vom Herr Owwerparre und 
do war die Gaas! Heit meddah kumm ich se wedda 
abhohle!" 
Hocherfreut ob des ehrenvollen Auftrages führte 
Baas Marian die vermeintliche „Parre=Gaas" zu 
ihrem Bock und händigte sie am Nachmittag dem 
jungen Bürschchen, das wieder im Konfirmanden= 
anzug ankam, mit besten Wünschen aus. Sie sah 
auch noch, wie der Junge mit der Ziege über die 
alte „Tensch" zu seinem vermeintlichen Brotherrn 
ging. Der alte Schlossermeister aber lachte sich ins 
Fäustchen über seinen gelungenen Streich, den er 
seiner Feindin gespielt hatte. 
Anderen Tages machte sich die Baas Marian 
„fein", legte ihren besten Sonntagsstaat an und 
begab sich schnurstracks zum Oberpfarrer, um die 
Deckgebühren zu kassieren. Und der ehrwürdige 
alte Herr soll kein allzu geistreiches Gesicht ge= 
macht haben, als er der alten Baas Marian die Tür 
öffnete und die mit einem tiefen Knicks sagte: „Do 
war ich, Herr Owwerparre, vors Geld zu hole vor 
die Gaas zu decke." 
Der Ottweiler Sauhirt und der Major 
Folgendes nette Geschichtchen wird oft und gerne 
an den Ottweiler Stammtischen erzählt: Es war 
im hitzigen Jahre 1848, da im „badischen Ländle" 
die politischen Hitzköpfe viel von sich reden und 
der Obrigkeit viel zu schaffen machten. Auch die 
sonst friedlichen Bürger von Ottweiler glaubte 
man von dem Freiheitsbazillus angesteckt und 
legte vorsorglich ein Bataillon 27. Infanterie und 
eine Schwadron Ulanen in das alte Bliesstädtchen. 
Für die „Sandhasen" hatte man draußen am Hirn* 
melwald einen „Schleifstein" ausfindig gemacht. 
Täglich sammelte sich das Bataillon frühmorgens 
auf dem weiten Geviert des Schloßplatzes und 
rückte mit klingendem Spiel hinaus zum Himmel= 
wald. Die Bürger hatten sich bald an das Soldaten= 
spielen gewöhnt, ließen sich nicht aus ihrem Mor= 
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genschlummer aufschrecken, drehten sich auf die 
andere Seite und pfiffen sich eins. 
Nicht aber der Sauhirt, eine recht gewichtige Per- 
sönlichkeit in Alt=Ottweiler, zog man die blühende 
Schweinezucht in Betracht, die damals noch unbe= 
dingt fast zu jedem Haushalt der stark landwirt- 
schaftlichen Bevölkerung gehörte. Der alte W., 
damals der „Hüter der Schweine", war ein gar 
alter Kriegsmann und hatte unter Napoleon ge 
dient und den Feldzug nach Spanien mitgemacht. 
Früh morgens rief er mit seiner großen „Tut" die 
Schweine und Schweinchen aus den Ställen, sam= 
melte sie vom Ortsteil Ziegelhütte aus bis zur 
eigentlichen Stadt und begegnete auf diesem Weg 
naturgemäß während der Besatzungszeit immer 
den ausrückenden Infanteristen. Die Borstentiere 
hatten einen merkwürdigen „Rochus" gegen die 
Soldaten, wurden bei dem strammen Schritt und 
dem Getrommel und Gepfeife nervös und rissen 
grunzend nach allen Richtungen aus. Da half kein 
Geschimpfe und Getute des Sauhirten. Selbst sein 
großer struppiger Hund war machtlos gegen die 
Panik. Der arme Sauhirt mußte aber seine Herde 
später in den Ecken und Winkeln des alten Ger= 
bergrabens, der Tensch, des Paulusecks zusammen: 
trommeln und kam mit starker Verspätung auf die 
Weide. 
Das verdroß natürlich den Alten sehr, und er sann 
auf Abhilfe. Eines schönen Nachmittags kehrte er 
mit seinen Schutzbefohlenen etwas früher nach 
Hause. Wie er übers „Gässling" herunterkam, 
sah er „auf der Lenn" den Major des Bataillons 
mit seinen Offizieren gemütlich beim Schoppen. 
Flugs übergab er die Herde seinem Jungen, rannte 
spornstreichs an den Tisch der erstaunten Offi= 
ziere und meldete sich militärisch bei dem Major. 
Dieser war ein gemütlicher Herr, verstand Spaß 
und hörte voll Interesse die Geschichte des Alten 
über den täglichen „Spicktagel" an. 
„Herr Major! So geht das uff kaane Fall weider! 
Do muss e Ennerung geschaff werre! Entwedder 
ricke Sie med ihrem Baddalljohn frieher aus, odder 
ich medd meiner Sauherd! Awwer so wie alleweile 
gehts nemme!" Der Major verbiß das aufkom- 
mende Lachen und besprach sich mit seinem Ad= 
jutanten. Und wenig später war ein Abkommen 
zwischen den beiden getroffen, daß das „Baddall= 
john" eine halbe Stunde später als bisher aus- 
rücken solle. 
Stolz wie ein Spanier trollte sich der alte Schweine- 
hirt von dannen und erzählte überall von seinem 
„Waffenstillstand mit dem Major. 
S'Tiedche in Metz 
's Tiedche — ist ein ganz besonderes Kapitel. Na= 
türlich war Tiedche nicht sein richtiger Name. Es
	        
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