146
zu Baas Marian mit der Ziege und ließ ihr besteh
len: „E scheene Gruß vom Herr Owwerparre und
do war die Gaas! Heit meddah kumm ich se wedda
abhohle!"
Hocherfreut ob des ehrenvollen Auftrages führte
Baas Marian die vermeintliche „Parre=Gaas" zu
ihrem Bock und händigte sie am Nachmittag dem
jungen Bürschchen, das wieder im Konfirmanden=
anzug ankam, mit besten Wünschen aus. Sie sah
auch noch, wie der Junge mit der Ziege über die
alte „Tensch" zu seinem vermeintlichen Brotherrn
ging. Der alte Schlossermeister aber lachte sich ins
Fäustchen über seinen gelungenen Streich, den er
seiner Feindin gespielt hatte.
Anderen Tages machte sich die Baas Marian
„fein", legte ihren besten Sonntagsstaat an und
begab sich schnurstracks zum Oberpfarrer, um die
Deckgebühren zu kassieren. Und der ehrwürdige
alte Herr soll kein allzu geistreiches Gesicht ge=
macht haben, als er der alten Baas Marian die Tür
öffnete und die mit einem tiefen Knicks sagte: „Do
war ich, Herr Owwerparre, vors Geld zu hole vor
die Gaas zu decke."
Der Ottweiler Sauhirt und der Major
Folgendes nette Geschichtchen wird oft und gerne
an den Ottweiler Stammtischen erzählt: Es war
im hitzigen Jahre 1848, da im „badischen Ländle"
die politischen Hitzköpfe viel von sich reden und
der Obrigkeit viel zu schaffen machten. Auch die
sonst friedlichen Bürger von Ottweiler glaubte
man von dem Freiheitsbazillus angesteckt und
legte vorsorglich ein Bataillon 27. Infanterie und
eine Schwadron Ulanen in das alte Bliesstädtchen.
Für die „Sandhasen" hatte man draußen am Hirn*
melwald einen „Schleifstein" ausfindig gemacht.
Täglich sammelte sich das Bataillon frühmorgens
auf dem weiten Geviert des Schloßplatzes und
rückte mit klingendem Spiel hinaus zum Himmel=
wald. Die Bürger hatten sich bald an das Soldaten=
spielen gewöhnt, ließen sich nicht aus ihrem Mor=
J Pegulan
~KunMöioff-'Bocl enbeläge
dauerhaft — schmutzabweisend
farbschön — preisgünstig
ERICH ALS FÄSSER
Holz — Kunststoffe — Isoliermaterialien
St. Wendel — Ruf 24 18
Floorflex
genschlummer aufschrecken, drehten sich auf die
andere Seite und pfiffen sich eins.
Nicht aber der Sauhirt, eine recht gewichtige Per-
sönlichkeit in Alt=Ottweiler, zog man die blühende
Schweinezucht in Betracht, die damals noch unbe=
dingt fast zu jedem Haushalt der stark landwirt-
schaftlichen Bevölkerung gehörte. Der alte W.,
damals der „Hüter der Schweine", war ein gar
alter Kriegsmann und hatte unter Napoleon ge
dient und den Feldzug nach Spanien mitgemacht.
Früh morgens rief er mit seiner großen „Tut" die
Schweine und Schweinchen aus den Ställen, sam=
melte sie vom Ortsteil Ziegelhütte aus bis zur
eigentlichen Stadt und begegnete auf diesem Weg
naturgemäß während der Besatzungszeit immer
den ausrückenden Infanteristen. Die Borstentiere
hatten einen merkwürdigen „Rochus" gegen die
Soldaten, wurden bei dem strammen Schritt und
dem Getrommel und Gepfeife nervös und rissen
grunzend nach allen Richtungen aus. Da half kein
Geschimpfe und Getute des Sauhirten. Selbst sein
großer struppiger Hund war machtlos gegen die
Panik. Der arme Sauhirt mußte aber seine Herde
später in den Ecken und Winkeln des alten Ger=
bergrabens, der Tensch, des Paulusecks zusammen:
trommeln und kam mit starker Verspätung auf die
Weide.
Das verdroß natürlich den Alten sehr, und er sann
auf Abhilfe. Eines schönen Nachmittags kehrte er
mit seinen Schutzbefohlenen etwas früher nach
Hause. Wie er übers „Gässling" herunterkam,
sah er „auf der Lenn" den Major des Bataillons
mit seinen Offizieren gemütlich beim Schoppen.
Flugs übergab er die Herde seinem Jungen, rannte
spornstreichs an den Tisch der erstaunten Offi=
ziere und meldete sich militärisch bei dem Major.
Dieser war ein gemütlicher Herr, verstand Spaß
und hörte voll Interesse die Geschichte des Alten
über den täglichen „Spicktagel" an.
„Herr Major! So geht das uff kaane Fall weider!
Do muss e Ennerung geschaff werre! Entwedder
ricke Sie med ihrem Baddalljohn frieher aus, odder
ich medd meiner Sauherd! Awwer so wie alleweile
gehts nemme!" Der Major verbiß das aufkom-
mende Lachen und besprach sich mit seinem Ad=
jutanten. Und wenig später war ein Abkommen
zwischen den beiden getroffen, daß das „Baddall=
john" eine halbe Stunde später als bisher aus-
rücken solle.
Stolz wie ein Spanier trollte sich der alte Schweine-
hirt von dannen und erzählte überall von seinem
„Waffenstillstand mit dem Major.
S'Tiedche in Metz
's Tiedche — ist ein ganz besonderes Kapitel. Na=
türlich war Tiedche nicht sein richtiger Name. Es