Full text: 1961 (0089)

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neuffen und Hohenstaufen. Andere vertreten die 
Ansicht, daß der Weißeiberg ein mächtiges Lager 
harten, vulkanischen Gesteins zwischen weicheren, 
schräg gestellten Schichten darstellt (lagerartige 
Intrusion). Die weicheren Gesteine wurden natur= 
gemäß schneller und stärker zerstört, und so ragt 
heute die vulkanische Masse als Berg über die 
Umgebung hervor. Ein dritter Erklärungsversuch 
nimmt an, daß die Schmelzmassen in Form eines 
zylindrischen Pfropfens in geringer Tiefe stecken* 
geblieben sind und später freigelegt wurden. 
Am eindrucksvollsten ist eine Besteigung des 
Weißeiberges von Süden her. Der Pfad führt durch 
umherliegende Felstrümmer sehr steil bergauf. 
Bald befinden wir uns mitten im „Steinernen 
Meer“. Es ist eine imposante, natürliche Steinhalde, 
aus großen und kleinen Felsbrocken bestehend. 
Solchen Block* oder Felsenmeeren begegnen wir 
auch in den deutschen Mittelgebirgen immer wie* 
der. Im „Steinernen Meer" gestattet uns der Berg* 
riese einen Einblick in sein Inneres. Hier ragen 
steil einzelne Felsgruppen empor, die sich aus ge= 
waltigen sechseckigen Säulen zusammensetzen. Im 
Winter friert das in die Spalten eingedrungene 
Wasser und drückt die Säulen auseinander, so 
daß sie schließlich den abschüssigen Hang herun* 
terpoltern, ein Felsenmeer bildend. Immer wieder 
ist man beim Anblick des „Steinernen Meeres" 
tief beeindruckt. Mit seinem schütteren Baumbe* 
stand bildet es einen wahren Naturpark. 
Das vulkanische Gestein des Berges ist ein so= 
genannter Pechstein. Seine frische Bruchfläche ist 
schwarz, pechglänzend. In ihr erkennt man deut= 
lieh weiße, längliche Kristalle als Einsprenglinge. 
Schauen wir durch eine Lupe, so erkennen wir 
derer noch viel mehr. Sie liegen alle eingebettet in 
eine glasige Grundmasse. Diese Struktur nennt 
man „porphyrisch". Der Pechstein gehört daher 
zu den Porphyriten. Nach seiner besonderen Aus* 
bildung und chemischen Zusammensetzung be= 
zeichnet man ihn als Weißelbergit. Er ist beson* 
ders schön oben auf dem Berg im anstehenden 
Gestein in den im letzten Weltkrieg erbauten 
Stollen zu erkennen. In der Nähe befindet sich 
eine aus Weißelbergit errichtete Schutzhütte. 
Der Weißelbergit findet als ansprechendes und 
hartes Gestein eine vielfache Verwendung. Er eig= 
net sich gut für Denkmäler, Grabsteine, Treppen* 
steine, Fensterbänke und Schmuckwaren, wie 
Aschenbecher, Schalen, Schreibgarnituren, Brief* 
beschwerer usw. 
Die Spitze des Weißeiberges ist bis auf eine kleine 
Fläche unbewaldet. Sie wird von einer zackigen 
Felspartie, dem Königsbett, abgeschlossen. Hier 
eröffnet sich ein großartiger Rundblick in das 
Bergland der Oster, der oberen Blies, der Nahe 
und des Glans, der die Mühe des Aufstiegs reich* 
lieh wettmacht. 
Schauen wir die Nordabdachung hinab, so liegt 
unter uns ein Trichterfeld. Die Trichter stammen 
keineswegs aus dem Krieg. Hier wurde jahrhun* 
dertelang Bergbau auf Achate betrieben. Die 
Achatgewinnung am Weißeiberg ist älter als die 
von Idar=Oberstein. Von dem Bergwerk bei Ober* 
kirchen waren schon 1454 Nachrichten vorhanden 
(Dr. Drumm). Zum Auffinden der Halbedelsteine 
brachte man kleine Schächte nieder und unter* 
suchte dann ringsum das Gebirge durch Abklopfen 
auf Hohlräume. Im ehemaligen Schmelzfluß des 
Weißeiberges befanden sich, durch Gase verur* 
sacht, kleine Hohlräume. Sie füllten sich später 
durch eindringende und auskristallisierende Lö= 
sungen. So entstanden die in bunten Farben leuch* 
tenden Achate, die geschliffen jedes Auge er* 
freuende Schmuckgegenstände liefern. 
Auch floristisch ist der Berg hochinteressant. Am 
sumpfigen Bergfuß begegnen wir einer Reihe von 
Knabenkräutern, der gelbblühenden Arnika, der 
Moosbeere, dem Sonnentau, üppigen Beständen 
des Wollgrases, dem Pfeifengras u. a. Auf trocke* 
nen Triften leuchten im Sommer der gelbe Färber* 
ginster und zitronengelb das Sonnenröschen. Im 
schattigen Bergwald gedeihen z. B. zwischen den 
Felsen der sattgrüne Eichenfarn, die oft ansehn* 
liehe krautige Büsche bildende Stinkende Nieswurz, 
Salomonssiegel, Lerchensporn, der aromatische 
Waldmeister, stattliche Fingerhüte. Die Tierwelt 
ist ebenfalls bemerkenswert. Neben zahlreichen 
Vogelarten leben hier verschiedene Schlangen* und 
Eidechsenarten, darunter die in unseren Breiten 
seltene und wärmeliebende Smaragdeidechse. Un= 
ter den Säugetieren seien Edelmarder und Sieben* 
schläfer genannt. 
Ist auch die Tier* und Pflanzenwelt des Weißei* 
berges sehr interessant, einmalig ist er in seiner 
geologischen Eigenart. So ist es nur allzu gut ver* 
stündlich, daß der sich reizvoll in das Landschafts* 
bild einordnende Berg unter Natur* und Land* 
Schaftsschutz gestellt wurde. 
Literatur: 
1. Annacker, H.: Der Weißeiberg bei Oberkirchen (In: 
„Unsere Saar", 1930/31, Nr. 2) 
2. Bieymehl, H.: Der Weißeiberg bei Oberkirchen (In: 
„Saarbrücker Zeitung" vom 28. 4, 1935) 
3. Dr. Drumm, R.: Die geologischen und morphologischen 
Verhältnisse des Weißeiberges und seiner Umgebung (In: 
„Heimatbuch des Kreises St. Wendel", 1959) 
4. Kremp, W.: Die Christrose (Helleborus) und einige andere 
Vertreter der Pflanzenwelt des Weißeiberges (In: „Unsere 
Saar", 1929/30, Nr. 5) 
5. Kremp, W.: Aus der Flora des Weißeiberges bei Ober* 
kirchen (In: „Jahrbuch des Kreises St. Wendel, 1950) 
6. Müller, M.: Der Weißeiberg (In: „Unsere Saar" 1930/31 
Nr. 2)
	        
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