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Von Studienrat Erich Hagel, Homburg
-der
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Wenn an dieser Stelle auf das Bergmassiv des
Weißeiberges eingegangen wird, so geschieht das
nur aus dem Grunde, auf die Einzigartigkeit die»
ses Berges hinzuweisen. Wer sich eingehender mit
der Materie befassen will, sei auf die Literatur»
angaben am Ende dieser kleinen Arbeit verwiesen.
Im nordöstlichen Saarland, westlich des Dorfes
Oberkirchen, erhebt sich eine markante Berg»
gruppe mit drei Einzelerhebungen, im Bogen von
Südwesten nach Nordosten verlaufend: der
Weißeiberg mit 574 m, der Mittelberg mit 520 m
und der Hochrech mit 498 m. Wald verhüllt ihre
Kuppen wie bei den meisten Bergen dieser schö=
nen Landschaft, während sich über die flachen
Hänge und die Talmulden Wiesen und zum Teil
Felder ausbreiten. Um die Berggruppe zieht in
großer Schleife die stillgelegte Eisenbahnlinie
Türkismühle —Freisen —Kusel. Im nahegelegenen
Schwarzerden, bekannt durch das Mithrasheilig»
tum, mündet die Ostertalbahn in diese Strecke.
Nördlich des Bergmassivs, auf dem Wege Ober»
kirchen—Reitscheid, entspringen aus dem anste»
henden vulkanischen Gestein die klaren Quellen
der Oster.
Schon vor der Römerzeit führte am Nordrand des
Weißeiberges eine Straße vorbei, die von Metz
durch das Nied= und Primstal über Schwarzerden
nach Ulmet und Mainz verlief. Sie wurde später
von den Römern benutzt und ausgebaut. Was mag
sich alles in den verflossenen Jahrhunderten am
Fuße des Berges abgespielt haben? So steht der
Weißeiberg auf altem geschichtlichen Boden. Als
wuchtiger und trutziger Berg hat er stets die Phan»
tasie der Menschen zu wecken gewußt, und manche
Sagen knüpfen an ihn (Königsbett).
Der Weißeiberg ist wie die Eiselskist bei Grügel»
born, der Bosenberg bei St. Wendel, der Spiemont
und Steinberg bei Oberlinxweiler und viele andere
charakteristisch für das Saar=Nahe»BergIand, das
in dem benachbarten Glan=Nahe*Bergland seine
Fortsetzung findet (vergleiche Bergmannskalender
1958, Seite 146). Diese „bucklige Welt" mit
ihrem reichen Wechsel an bewaldeten Berg»
kuppen und dazwischen gestreuten grünen Tälern
und Mulden, mit ihren schmucken Dörfern und
Weilern bietet das Bild einer harmonischen, ausge»
glichenen Kulturlandschaft, die abwechslungsreich
und voller landschaftlicher Reize ist.
Die meisten Bergkuppen bestehen aus hartem
vulkanischen Gestein. Sie verdanken ihre Ent»
stehung einer weit zurückliegenden Zeit, dem Rot»
liegenden. Damals, vor über 200 Millionen Jahren,
wurde unser Heimatraum durch starke vulkanische
Kräfte erschüttert. Gewaltige Aufwölbungen und
Zusammenschiebungen mächtiger Gesteinsschich»
ten waren vorausgegangen und hielten zum Teil
in der vulkanischen Phase noch an. Durch diese
Bewegungen zerbrach die Erdkruste, es bildeten
sich breite Spalten und tiefe Risse. Sie wurden von
dem aus der Tiefe emporquellenden heißen Ge»
steinsbrei, dem Magma, als Wegweiser benutzt.
Nur selten erreichte es die Oberfläche, breitete sich
dann seenartig in der Landschaft aus und bildete
die sogenannten Grenzlager (Grenzmelaphyr) im
oberen und mittleren Nahegebiet und in der Pfalz.
Vielfach erstarrte das aufsteigende Magma bereits
in der Nähe der Erdoberfläche in domförmigen
Pfropfen, die nach ihrer Freilegung durch die ab»
tragenden Kräfte die heutigen Bergkuppen des
Saar=Nahe=BergIandes bilden. Verschiedenenorts
preßte sich das Magma zwischen bereits abge»
lagerte Gesteinsschichten. Die Grenzlagerdecke
endet im Weißeiberggebiet mit einem markanten
Steilabfall, der durch den Roths», Füssel», Trautz»,
Heller», Röschberg und Teufelskopf gekennzeich»
net ist. Der Weißeiberg wird durch das Tal der
Oster von der Grenzlagerdecke getrennt.
Bei der Frage nach der Entstehung des Weißei»
berges gehen die Ansichten der Fachleute aus»
einander. Allgemein wird nicht angenommen, daß
er ein Vulkan war. Die eine Deutungsweise nimmt
an, daß der heute isoliert dastehende Berg mit
der nördlich davorliegenden Grenzlagerdecke ur=
sprünglich ein Ganzes bildete. Durch die Tätigkeit
des fließenden Wassers (Erosion) in verschieden
widerstandsfähigen Gesteinen wurde der Berg ab»
gesondert und steht heute als sogenannter Zeugen»
berg da. Demselben Vorgang begegnen wir am
Nordrand der Schwäbischen Alb. Ihr Stufenrand
wandert im Laufe der Zeit infolge Zerstörung und
Abtragung immer weiter nach Süden und hinter»
läßt Zeugenberge wie den Hohenzollern, Hohen»