Full text: 1961 (0089)

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Von Studienrat Erich Hagel, Homburg 
-der 
ffieipdbeug bei öbetfiedjen 
Wenn an dieser Stelle auf das Bergmassiv des 
Weißeiberges eingegangen wird, so geschieht das 
nur aus dem Grunde, auf die Einzigartigkeit die» 
ses Berges hinzuweisen. Wer sich eingehender mit 
der Materie befassen will, sei auf die Literatur» 
angaben am Ende dieser kleinen Arbeit verwiesen. 
Im nordöstlichen Saarland, westlich des Dorfes 
Oberkirchen, erhebt sich eine markante Berg» 
gruppe mit drei Einzelerhebungen, im Bogen von 
Südwesten nach Nordosten verlaufend: der 
Weißeiberg mit 574 m, der Mittelberg mit 520 m 
und der Hochrech mit 498 m. Wald verhüllt ihre 
Kuppen wie bei den meisten Bergen dieser schö= 
nen Landschaft, während sich über die flachen 
Hänge und die Talmulden Wiesen und zum Teil 
Felder ausbreiten. Um die Berggruppe zieht in 
großer Schleife die stillgelegte Eisenbahnlinie 
Türkismühle —Freisen —Kusel. Im nahegelegenen 
Schwarzerden, bekannt durch das Mithrasheilig» 
tum, mündet die Ostertalbahn in diese Strecke. 
Nördlich des Bergmassivs, auf dem Wege Ober» 
kirchen—Reitscheid, entspringen aus dem anste» 
henden vulkanischen Gestein die klaren Quellen 
der Oster. 
Schon vor der Römerzeit führte am Nordrand des 
Weißeiberges eine Straße vorbei, die von Metz 
durch das Nied= und Primstal über Schwarzerden 
nach Ulmet und Mainz verlief. Sie wurde später 
von den Römern benutzt und ausgebaut. Was mag 
sich alles in den verflossenen Jahrhunderten am 
Fuße des Berges abgespielt haben? So steht der 
Weißeiberg auf altem geschichtlichen Boden. Als 
wuchtiger und trutziger Berg hat er stets die Phan» 
tasie der Menschen zu wecken gewußt, und manche 
Sagen knüpfen an ihn (Königsbett). 
Der Weißeiberg ist wie die Eiselskist bei Grügel» 
born, der Bosenberg bei St. Wendel, der Spiemont 
und Steinberg bei Oberlinxweiler und viele andere 
charakteristisch für das Saar=Nahe»BergIand, das 
in dem benachbarten Glan=Nahe*Bergland seine 
Fortsetzung findet (vergleiche Bergmannskalender 
1958, Seite 146). Diese „bucklige Welt" mit 
ihrem reichen Wechsel an bewaldeten Berg» 
kuppen und dazwischen gestreuten grünen Tälern 
und Mulden, mit ihren schmucken Dörfern und 
Weilern bietet das Bild einer harmonischen, ausge» 
glichenen Kulturlandschaft, die abwechslungsreich 
und voller landschaftlicher Reize ist. 
Die meisten Bergkuppen bestehen aus hartem 
vulkanischen Gestein. Sie verdanken ihre Ent» 
stehung einer weit zurückliegenden Zeit, dem Rot» 
liegenden. Damals, vor über 200 Millionen Jahren, 
wurde unser Heimatraum durch starke vulkanische 
Kräfte erschüttert. Gewaltige Aufwölbungen und 
Zusammenschiebungen mächtiger Gesteinsschich» 
ten waren vorausgegangen und hielten zum Teil 
in der vulkanischen Phase noch an. Durch diese 
Bewegungen zerbrach die Erdkruste, es bildeten 
sich breite Spalten und tiefe Risse. Sie wurden von 
dem aus der Tiefe emporquellenden heißen Ge» 
steinsbrei, dem Magma, als Wegweiser benutzt. 
Nur selten erreichte es die Oberfläche, breitete sich 
dann seenartig in der Landschaft aus und bildete 
die sogenannten Grenzlager (Grenzmelaphyr) im 
oberen und mittleren Nahegebiet und in der Pfalz. 
Vielfach erstarrte das aufsteigende Magma bereits 
in der Nähe der Erdoberfläche in domförmigen 
Pfropfen, die nach ihrer Freilegung durch die ab» 
tragenden Kräfte die heutigen Bergkuppen des 
Saar=Nahe=BergIandes bilden. Verschiedenenorts 
preßte sich das Magma zwischen bereits abge» 
lagerte Gesteinsschichten. Die Grenzlagerdecke 
endet im Weißeiberggebiet mit einem markanten 
Steilabfall, der durch den Roths», Füssel», Trautz», 
Heller», Röschberg und Teufelskopf gekennzeich» 
net ist. Der Weißeiberg wird durch das Tal der 
Oster von der Grenzlagerdecke getrennt. 
Bei der Frage nach der Entstehung des Weißei» 
berges gehen die Ansichten der Fachleute aus» 
einander. Allgemein wird nicht angenommen, daß 
er ein Vulkan war. Die eine Deutungsweise nimmt 
an, daß der heute isoliert dastehende Berg mit 
der nördlich davorliegenden Grenzlagerdecke ur= 
sprünglich ein Ganzes bildete. Durch die Tätigkeit 
des fließenden Wassers (Erosion) in verschieden 
widerstandsfähigen Gesteinen wurde der Berg ab» 
gesondert und steht heute als sogenannter Zeugen» 
berg da. Demselben Vorgang begegnen wir am 
Nordrand der Schwäbischen Alb. Ihr Stufenrand 
wandert im Laufe der Zeit infolge Zerstörung und 
Abtragung immer weiter nach Süden und hinter» 
läßt Zeugenberge wie den Hohenzollern, Hohen»
	        
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