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zweimal, im Roh= oder Scharfbrand und im Gla*
sur= oder Glattbrand. Der Rohbrand für die Ge=
schirrproduktion erfolgt im Mettlacher Werk bei
einer Temperatur von 1 260° in zwei Tunnelöfen,
von denen einer durch Gas beheizt wird, während
der andere ein elektrischer Tunnelofen mit zwei
Kanälen ist. Durch den Zusatz des im Feuer
schmelzenden Feldspats erhält das Hartsteingut in
dem ihm eigenen hohen Rohbrand eine größere
Dichte und kann auf Grund dieser Dichte mit
einer relativ früh schmelzenden Glasur versehen
werden. Der Glatt* oder Glasurbrand kann bei
niedrigerer Temperatur und kürzerem Aufenthalt
im Ofen stattfinden. Im Mettlacher Werk sind die
beiden Tunnelöfen auch über das Wochenende
stets in Betrieb. Durch den Rohbrand verlieren
die aus Tonmasse oder Ton=
schlicker geformten Waren
etwa 16*/o ihrer Ursprünge
liehen Größe.
Durch die Beimischung
hochplastischer Tone läßt
sich die Steingutmasse
mühelos auch zu größeren
Gegenständen verarbeiten.
Sie wird während des
Trocknens bereits ziemlich
fest. Man kann daher in
Steingut Gegenstände in
erheblich größeren Dimen=
sionen hersteilen, als dies
in Porzellan lohnend wäre.
Sanitäre Gegenstände, wie
Badewannen, Waschgarni=
turen u. ä., werden daher
ausnahmslos aus Steingut
hergestellt.
Nach dem Rohbrand er*
folgt die Dekorierung der
gebrannten Stücke entweder in der Malerei oder
in der Kupfer* bzw. Steindrudcerei. Diese Ar*
beiten werden in Mettlach fast ausschließlich
von Frauen ausgeführt. Zum Bemalen werden da=
bei besonders geschnittene Schwämmchen verwen=
det. Die Farben und Drucke werden meist vor dem
Glasieren aufgetragen, so daß sie sich nach dem
Glasurbrand unter der Glasur befinden. Die beim
Porzellan vorherrschende Aufglasurtechnik ist
zwar auch anwendbar, aber mit Ausnahme der
Polier* und Glanzgolddekoration weniger im Ge=
brauch. Auf der Glasur gebrannte Stücke müssen
einem dritten Brand ausgesetzt werden.
Das Bemalen der Steingutwaren erfordert ein ge=
naues Augenmaß und große Geschicklichkeit. Die
Druckmuster für die Kupfer* und Steindrucke wer*
den in Mettlach in einer eigenen Druckerei herge*
stellt. Bei den Kupferdrucken handelt es sich um
einfarbige Muster, während Steindrucke mehr*
farbig wie Abziehbilder sind.
Den weitaus wichtigsten und auch größten Anteil
an den Gestehungskosten der Steingutwaren hat
infolge dieser vielfältigen Arbeitsvorgänge die
menschliche Arbeitskraft, die mit 50—60 °/o des
Wertes am Fertigfabrikat beteiligt ist, während
z. B. die stahlverarbeitende Industrie meist nur
mit 10—30 °/o Arbeitsanteil zu rechnen hat.
Die Domäne der Mettlacher Steingutfabrikation
sind Geschirrwaren sowie das große Gebiet der
sanitären Erzeugnisse und der Mosaikplatten. Was
das Küchen* und Tafelgeschirr anbelangt, zeichnen
sich die Mettlacher Waren nicht nur durch den
Vorzug der unverwüstlichen Unterglasurfarben
und den ästhetischen Reiz der mannigfachen Mo*
tive und Formen, sondern auch durch die hohe
Unempfindlichkeit gegen Druck und Stoß aus.
Augenblicklich werden in Mettlach an jedem Ar*
beitstag etwa 20 000 Tassen, 50 000 Teller und
Untertassen und rund 20 000 qm Wand* bzw.
Bodenplatten hergestellt. In vielen saarländischen
Krankenhäusern, Schulen und Bädern ist ein Teil
der Innenräume mit „Mettlacher Plättchen" aus*
gelegt. Aber nur ein geringer Prozentsatz der
Mettlacher Produktion findet Absatz im saarlän*
dischen Raum, denn über 80 °/o der in Mettlach
hergestellten Geschirrwaren und Mosaikplatten
werden in andere Länder ausgeführt und künden
aller Welt von der Qualitätsarbeit unserer Heimat.
Kaffeeservice „Nanking 1 ' mit mehrfarbigem Steindruck