Full text: 1961 (0089)

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zweimal, im Roh= oder Scharfbrand und im Gla* 
sur= oder Glattbrand. Der Rohbrand für die Ge= 
schirrproduktion erfolgt im Mettlacher Werk bei 
einer Temperatur von 1 260° in zwei Tunnelöfen, 
von denen einer durch Gas beheizt wird, während 
der andere ein elektrischer Tunnelofen mit zwei 
Kanälen ist. Durch den Zusatz des im Feuer 
schmelzenden Feldspats erhält das Hartsteingut in 
dem ihm eigenen hohen Rohbrand eine größere 
Dichte und kann auf Grund dieser Dichte mit 
einer relativ früh schmelzenden Glasur versehen 
werden. Der Glatt* oder Glasurbrand kann bei 
niedrigerer Temperatur und kürzerem Aufenthalt 
im Ofen stattfinden. Im Mettlacher Werk sind die 
beiden Tunnelöfen auch über das Wochenende 
stets in Betrieb. Durch den Rohbrand verlieren 
die aus Tonmasse oder Ton= 
schlicker geformten Waren 
etwa 16*/o ihrer Ursprünge 
liehen Größe. 
Durch die Beimischung 
hochplastischer Tone läßt 
sich die Steingutmasse 
mühelos auch zu größeren 
Gegenständen verarbeiten. 
Sie wird während des 
Trocknens bereits ziemlich 
fest. Man kann daher in 
Steingut Gegenstände in 
erheblich größeren Dimen= 
sionen hersteilen, als dies 
in Porzellan lohnend wäre. 
Sanitäre Gegenstände, wie 
Badewannen, Waschgarni= 
turen u. ä., werden daher 
ausnahmslos aus Steingut 
hergestellt. 
Nach dem Rohbrand er* 
folgt die Dekorierung der 
gebrannten Stücke entweder in der Malerei oder 
in der Kupfer* bzw. Steindrudcerei. Diese Ar* 
beiten werden in Mettlach fast ausschließlich 
von Frauen ausgeführt. Zum Bemalen werden da= 
bei besonders geschnittene Schwämmchen verwen= 
det. Die Farben und Drucke werden meist vor dem 
Glasieren aufgetragen, so daß sie sich nach dem 
Glasurbrand unter der Glasur befinden. Die beim 
Porzellan vorherrschende Aufglasurtechnik ist 
zwar auch anwendbar, aber mit Ausnahme der 
Polier* und Glanzgolddekoration weniger im Ge= 
brauch. Auf der Glasur gebrannte Stücke müssen 
einem dritten Brand ausgesetzt werden. 
Das Bemalen der Steingutwaren erfordert ein ge= 
naues Augenmaß und große Geschicklichkeit. Die 
Druckmuster für die Kupfer* und Steindrucke wer* 
den in Mettlach in einer eigenen Druckerei herge* 
stellt. Bei den Kupferdrucken handelt es sich um 
einfarbige Muster, während Steindrucke mehr* 
farbig wie Abziehbilder sind. 
Den weitaus wichtigsten und auch größten Anteil 
an den Gestehungskosten der Steingutwaren hat 
infolge dieser vielfältigen Arbeitsvorgänge die 
menschliche Arbeitskraft, die mit 50—60 °/o des 
Wertes am Fertigfabrikat beteiligt ist, während 
z. B. die stahlverarbeitende Industrie meist nur 
mit 10—30 °/o Arbeitsanteil zu rechnen hat. 
Die Domäne der Mettlacher Steingutfabrikation 
sind Geschirrwaren sowie das große Gebiet der 
sanitären Erzeugnisse und der Mosaikplatten. Was 
das Küchen* und Tafelgeschirr anbelangt, zeichnen 
sich die Mettlacher Waren nicht nur durch den 
Vorzug der unverwüstlichen Unterglasurfarben 
und den ästhetischen Reiz der mannigfachen Mo* 
tive und Formen, sondern auch durch die hohe 
Unempfindlichkeit gegen Druck und Stoß aus. 
Augenblicklich werden in Mettlach an jedem Ar* 
beitstag etwa 20 000 Tassen, 50 000 Teller und 
Untertassen und rund 20 000 qm Wand* bzw. 
Bodenplatten hergestellt. In vielen saarländischen 
Krankenhäusern, Schulen und Bädern ist ein Teil 
der Innenräume mit „Mettlacher Plättchen" aus* 
gelegt. Aber nur ein geringer Prozentsatz der 
Mettlacher Produktion findet Absatz im saarlän* 
dischen Raum, denn über 80 °/o der in Mettlach 
hergestellten Geschirrwaren und Mosaikplatten 
werden in andere Länder ausgeführt und künden 
aller Welt von der Qualitätsarbeit unserer Heimat. 
Kaffeeservice „Nanking 1 ' mit mehrfarbigem Steindruck
	        
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