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Ansetzen der Henkel an Krüge und Kannen
mehr als 700, und gegenwärtig finden rund 5 000
Menschen aus über 100 Ortschaften der näheren
und weiteren Umgebung in den Mettlacher Stamm»
werken der Firma Villeroy & Boch Arbeit und
Brot. Die Ausdehnung der Fabrikanlagen in Mett=
lach beträgt rund 100 000 qm, wovon etwa die
Hälfte bebaut ist.
Zur Steingutherstellung sind Feldspäte, Tone und
Quarze die wichtigsten Grundstoffe. Je nach der
Art der Zusammensetzung und Aufbereitung die=
ser Ausgangsprodukte unterscheiden sich die Stein=
gutwaren. Wesentlich ist vor allem die Unterschei=
düng in Leicht» und Hartsteingut, denn Leicht»
Steingut (Kalk» und Tonsteingut) steht in der
Qualität erheblich hinter Hartsteingut zurück. Die
Mettlacher Werke Villeroy & Boch stellen aus»
schließlich Hart» oder Feldspatsteingut her. Die
Ausgangsrohstoffe werden zu Pulver gemahlen,
mit Wasser eingeschlämmt und vermischt, sodann
in Filterpressen abgepreßt und bis zum knetbaren
Zustand in Knetmaschinen durchgearbeitet. Aus
der knetbaren Tonmasse werden Teller, Schalen
und andere runde Gegenstände wie schon vor
Jahrtausenden auf der routierenden Töpferscheibe
gedreht.
Die Formung solcher „Flachwaren" erfolgt heute
meist maschinell an automatischen Drehscheiben;
nur größere Platten werden noch durch Handfor»
mung hergestellt. Ein geschickter Arbeiter kann
im Mettlacher Werk an einer automatischen Dreh»
scheibe in einer Stunde bis zu 450 Untertassen
hersteilen, was bedeutet, daß in jeder Minute 7—8
Untertassen die Drehscheibe verlassen müssen.
Lediglich der elektrische Antrieb und die Benut»
zung präzise gearbeiteter Gipsformen mit festge»
stellten Schablonen unterscheiden die heutige Tech»
nik der Formgebung von dem uralten Verfahren
der Ägypter und Assyrer. Eckige Gegenstände und
Hohlwaren, wie Beilegplatten, Dosen und Kannen,
werden in Gipsformen gegossen.
Der Tonmasse werden zur Verflüssigung Soda und
Wasserglas beigegeben; diese flüssige Tonmasse
wird als Tonschlicker bezeichnet.
Die Formen für die Hohlwaren kommen aus der
„Modellstube", wo von einem künstlerisch begab»
ten Töpfermeister zunächst eine „Mutterform"
entworfen wird. Ist diese als Muster für eine neue
Serie genehmigt, dann werden nach der Mutter»
form die Modelleinrichtungen angefertigt. Nach
den Modelleinrichtungen stellt man die Arbeits»
formen her, in die der flüssige Tonschlicker ge»
gossen werden kann. Dabei ist zu bemerken, daß
jede Arbeitsform nur 70—80mal verwendet werden
kann, denn die Arbeitsformen aus Gips ertragen
die hohen Temperaturunterschiede nicht öfter.
Henkel, Knöpfe und Füßchen werden an die Hohl»
waren nach dem Guß angesetzt.
Gebrannt wird die geformte und getrocknete Ware
Steindruckdekoration