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Von Rudolf Saarn
Die Herstellung des Steingutes gelang zuerst
in England. Seit dem 18. Jahrhundert gewann sie
in West= und Mitteleuropa immer mehr an Bedeu=
tung und wurde auf dem Festland beständig weiter=
entwickelt. Dabei nahm unsere Heimat schon früh
eine Sonderstellung in der europäischen Steingut^
fabrikation ein, die zwei Familien des lothrin=
gischen Raumes zu verdanken ist: 1789 gründete
Nicolas Villeroy in Wallerfangen eine „Manufac=
ture des Porcelaine opaque", während Johann
Franz Boch 1809 die von den Mönchen verlassene
Benediktinerabtei in Mettlach aufkaufte und darin
eine Steingutfabrik errichtete.
Johann Franz Boch war seit frühester Jugend mit
der Steingutfabrikation vertraut, denn sein Vater,
Vorderfront der ehemaligen Benediktinerabtei in Mettlach
Peter Joseph Boch, hatte schon 1766 dank der Güte
seiner Fayenceerzeugnisse, die in dem luxembur=
gischen Septfontaines hergestellt wurden, von der
Kaiserin Maria Theresia die Erlaubnis erhalten,
dem Namen der Firma den Titel „Manufacture
Imperiale et Royale de Fayence" beizufügen. Aus
Septfontaines holte Johann Franz Boch in den Jah=
ren nach 1809 einen Stamm tüchtiger Facharbeiter
nach Mettlach, wo diese alsbald aus Fischern, Flö=
ßern und Kleinbauern geschickte Steingutarbeiter
machten. Schon 1829 wurden in der neuen Fabrik
rund 100 Arbeiter beschäftigt, 1836 erfolgte die
Vereinigung mit der Firma Villeroy zu der Han=
delsgesellschaft Villeroy & Boch. 1843 war die Zahl
der Arbeiter auf 242 gestiegen, 1860 waren es