Full text: 1960 (0088)

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könig für die Zeit bis zu seiner Wiedereinsetzung 
sämtliche Einkünfte des Herzogtums Zweibrücken 
zu seiner und seiner Familie Unterhalt zukommen 
ließ. Von den Zweibrücker Untertanen sollte Sta= 
nislaus als König der Polen verehrt werden. Am 
4. Juli 1714 zog Lesczinsky in Zweibrücken ein. 
Der König führte ein beschauliches Dasein, das 
der Pflege der Kunst und Wissenschaft, aber auch 
in besonderer Weise der Ausübung seines Glau* 
bensbekenntnisses gewidmet war. 
Franziskanerkirche beigesetzt wurde, nahmen die 
Königinmutter und eine jüngere Prinzessin an der 
Leichenfeier teil. Es wäre möglich, daß die unlängst 
aufgefundenen Gebeine, die in der Nähe des Hoch* 
altars aufgefunden wurden, die Gebeine des ge* 
nannten Kapuzinerpaters sind. 
Im Jahre 1719 traf in Zweibrücken eine wichtige 
Nachricht ein. Der Kurier des schwedischen Hof= 
kanzlers, Baron Müller, überbrachte die Nachricht 
vom Tode Karls XII., der bei der Belagerung der 
In seiner letzten Ruhe gestört wurde 
der unbekannte Tote, dessen Skelett 
in einer Gruft der ehemaligen Hom- 
burger Franziskanerkirche gefunden 
wurde. 
Auf seinen Ausflügen in die Umgebung lernte er 
das idyllisch gelegene Kloster Gräfinthal kennen. 
Dessen damaliger Abt, Wilhelm Klocker, war 
ebenso religiösen Sinnes wie gebildeten Geistes. 
Mit ihm wurde der König befreundet, und bei 
einem Besuch in Gräfinthal traf der König auch 
mit dem Straßburger Bischof und späteren Kardi= 
nal Armand von Rohan zusammen, eine Begeg= 
nung, die mit dazu beigetragen hat, daß Lesczins= 
kys Tochter Maria die Gemahlin Ludwigs XV. 
wurde. Der Polenkönig kam auch oft mit seiner 
ganzen Familie und dem Hofstaat nach Homburg, 
um an den Prozessionen teilzunehmen, die seit 
1711 an den höheren Ordensfesten durch die Stadt 
abgehalten wurden. Die Königinmutter hatte mit 
eigener Hand ein kostbares Antipendium für den 
Hochaltar gestickt und andere Paramente und 
einen Baldachin geschenkt. Für die Seitenaltäre 
gab der König selbst zwei Antipendien, ferner 
zwei Kasein und vier Kelchvelen „nach polnischer 
Art". Im Jahre 1718 ließ er in der Klosterkirche 
ein feierliches Requiem für seine verstorbene 
Tochter Anna sowie für seine Eltern halten, und 
als der Kapuzinerpater Michael de Chaumont, der 
Prediger der französischen Gemeinde in Zwei» 
brücken, gestorben war und in der Homburger 
Festung Friedrichshall von einer feindlichen Kugel 
getroffen wurde. Pfalzgraf Samuel weilte in die* 
sem Augenblick auch in Zweibrücken. Er war der 
Großneffe Gustav Adolfs von Schweden. Da mit 
Karl XII. die schwedische Linie, die in Zweibrücken 
erbberechtigt war, ausstarb, kam der Sproß einer 
Seitenlinie, Gustav Samuel Leopold, in den Besitz 
des Herzogtums Zweibrücken. Samuel war 1696 
anläßlich einer Italienreise in Rom zum katho* 
lischen Glauben übergetreten. 
Wir sprechen in diesem Zusammenhang von ihm, 
weil er sich das bedeutendste Mitglied des Hom* 
burger Convents zum Beichtvater ausersehen hatte, 
den Guardian Georg Baussumer. Gemäß dem 
Wunsch des Herzogs hielt Baussumer auch die 
Leichenfeier in Zweibrücken zu Ehren des „mit 
unsterblichem Ruhm bedeckten Königs Karl XII. 
In Schwierigkeit geriet jedoch der Beichtvater durch 
das Ansinnen Samuels, ihn, den Herzog, mit einer 
zweiten, unebenbürtigen Gemahlin zu trauen. Am 
10. Juli 1707 hatte sich der Herzog mit der Pfalz* 
gräfin Dorothea von Veldenz in Straßburg ver* 
mählt. 1722 suchte der Herzog von dieser Gemah= 
lin geschieden zu werden. Zu wiederholten Malen 
wandte er sich an Papst Clemens XI. Der Papst 
verwies den Herzog an den Bischof von Metz. Die
	        
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