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Die Geschichte des ehemaligen Franziskanerklosters in Homburg
VON PFR. KARL FISCHER
v /n Anbetracht des hohen Alters der Stadt Hom=
bürg ist es besonders zu bedauern, daß die älte=
sten Kirchenbauten, die von der städtischen Ver=
gangenheit zeugen, nicht mehr erhalten sind. Von
den ältesten Kirchen in Reiskirchen und Beeden
zeugen nur noch kümmerliche Reste, die refor=
mierte Kirche wurde 1938 abgetragen. Die beiden
jetzigen Stadtkirchen ruhen auf den Fundamenten
älterer Kirchen und wurden im 19. Jahrhundert
erbaut. Nunmehr werden die letzten Reste der
ehemaligen Franziskanerkirche verschwinden, da
die Ruine von privater Seite angekauft wurde und
zu einem Wohnhaus umgebaut werden soll. Bei
der Prüfung der Fundamentverhältnisse stieß man
etwa in Höhe des Beginns der Fundamente im
Südteil der Kirche auf eine Gruft, in der sich ein
fast völlig verfallener Holzsarg mit einem Skelett
befand. Nach den spärlichen Überresten läßt sich
schließen, daß es sich um die Bestattung eines
Angehörigen der ehemaligen Klostergemeinschaft
handelt. Das Kloster selbst ist seit mehr als ein=
hundertfünfzig Jahren aufgehoben, und der Augen=
blick, in welchem die Kirche völlig verschwinden
wird, ist wert, die Geschichte dieses Klosters zu
erzählen.
Die Niederlassung der Franziskanermönche hängt
zusammen mit der Besetzung des Saarlandes und
der Rheinprovinz durch Ludwig XIV. in den Reu=
nionskriegen. Homburg wurde der Sitz des Gou=
verneurs der Saarprovinz, de la Goupilliere, und
die alte Burg wurde zu einer Festung nach den
Plänen Vaubans ausgebaut. Mit der französischen
Verwaltung kamen auch katholische Geistliche, die
die Katholiken der Grafschaft Saarbrücken und
des Herzogtums Zweibrücken sammeln und außer=
dem die Lutheraner und Reformierten des Landes
wieder der katholischen Kirche zuführen sollten.
In den Plänen der Stadt und Festung Homburg,
die von dem französischen Festungsbaustab aus=
gearbeitet wurden, war bereits ein Platz für die
Klosterkirche vorgesehen. Die Franzosen boten
etwa um das Jahr 1684 den Franziskanern der
Kölner Ordensprovinz eine Missionsstation in
Homburg an, wie sie kurz zuvor auch in Meisen=
heim von dem gleichen Orden eingerichtet wurde.
Am Montag der Karwoche des Jahres 1684 hielten
die Franziskaner ihren Einzug in die Stadt unter
der Leitung eines Präses, da es sich zunächst um
eine kleinere Niederlassung handelte, der kein
Guardian zustand.
In den Annalen des Klosters berichtet der erste
Präses über seine Eindrücke in der Stadt: „Horm
bürg besteht aus einer befestigten Burg und einem
Flecken. Die Burg liegt auf einem langgestreckten,
sich allmählich senkenden Berg, an dessen Ab=
hang die Hütten des Fleckens sich ausbreiten. Un=
ter der Herrschaft der Grafen von Nassau war ein
großer Teil des Gebietes von dichtem Wald be=
deckt und sumpfig. Auf der rechten Seite aber, von
Osten nach Westen, zog sich ein fruchtbarer Land=
strich hin. Als die Franzosen 1679 Stadt und Burg
besetzt hatten, hieben sie den Wald um, entwäs=
serten den sumpfigen Boden und bildeten durch
das zusammengeleitete Wasser einen Bach, der
mehrere Mühlen zu betreiben vermochte. Dadurch
erhielt man Boden für den Ackerbau, und bald
blühte die Landwirtschaft, vor allem Obstbaurm
zucht und herrliche Wiesen lieferten gutes Futter.
In kurzem entstand eine kleine Stadt mit Mauern,
Türmen und Toren, durchschnitten von dem Bache.
An Stelle der früheren Baracken erheben sich an=
sehnliche Häuser, und die einst so sumpfige Ge=
gend ist jetzt fruchtbares Ackerland, wie es einst
nur jener schmale Landstrich war."
Die Ankunft der Franziskaner vollzog sich in einer
Zeit, da nach den Verwüstungen des 30jährigen
Krieges eine vollständig neue Stadt aus dem Bo=
den gestampft wurde. Der Klosterbezirk kam
innerhalb der Stadtmauern zu liegen, so daß sich
auch heute noch die restlichen Klostergebäude
mitten im Stadtkern von Homburg befinden.
Wenn der erste Präses der Niederlassung P. 5eve=
rinus Lawe in seiner Klosterchronik berichtet, daß
sie bis zum Jahre 1686, also in einem Zeitraum
von zwei Jahren, 288 Calvinisten bekehrten, 300
Taufen, 30 Beerdigungen und 30 Trauungen vor=
nahmen sowie 400 arme Delinquenten zum Galgen
begleitet haben, so erscheinen die hohen Zahlen
ein wenig übertrieben. Sie können jedenfalls nicht
mit dem ersten katholischen Kirchenbuch aus der
fraglichen Zeit, in dem alle Eintragungen seit dem
Jahre 1679 vorgenommen wurden, in Einklang ge=