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Das ßergmannskreuz am Exelberg bei Marpingen
Von Paul Brück
In sanften Windungen führt von Marpingen aus
die Straße nach Urexweiler den steilen Berg hinan
zur bewaldeten Höhe des Exeiberges. Ungefähr
auf halbem Wege zum Gipfel, dort, wo sich dem
Auge ein einzigartig schöner Blick auf den mäch=
tigen Höhenzug des Schaumberges und die in sei=
nem schützenden Schatten träumenden Dörfer des
freundlichen Schaumberger Landes öffnet, erhebt
sich links der Straße ein mit einem Eisengitter um=
wehrtes Steinkreuz. Die an seinem breiten Sockel
angebrachte Tafel kündet dem interessiert Näher=
tretenden, daß es schon fast 100 Jahre lang hier
einsame Wacht hält.
Nur noch die flüsternde Sage, die den klaren Blick
auf den wahren Kern vergangener Dinge durch
nebelhafte Schleier verhängt, weiß in zwei Erzäh=
lungen von dem Anlaß zur Errichtung des Denk=
mals zu berichten. Welche der beiden Überliefe=
rungen nun richtig ist, dürfte wohl nicht mehr
festzustellen sein; lediglich die Tatsache, daß es
Bergleute aus Marpingen waren, die sich und ihren
Nachfahren in Gestalt dieses Kreuzes ein beredtes
Zeugnis ihres gläubigen Gottvertrauens geschaffen
haben, ist der Inschrift am Sockel zu entnehmen.
Mit großer Wahrscheinlich®
keit wird es auch der tra=
gische Tod eines Berg=
mannes gewesen sein, der
seine Kameraden zum Bau
des Kreuzes bewegt hat.
Nach der einen Version,
die von älteren Leuten
aus Marpingen als die
wohl der Wahrheit am
nächsten kommende be=
zeichnet wird, hat um die
Mitte des vorigen Jahr=
hunderts herabfallendes
Gestein das junge Leben
eines Hauers ausgelöscht,
der hier in der Nähe in
einem Stollen das schwarze
Gold der Tiefe für sich und
die Seinen gegraben hatte.
Der verschüttete Eingang
der kleinen Grube, die hier
angelegt war, wird dem
Fremden von den Einwoh®
nern Marpingens heute
noch gezeigt.
Die andere Überlieferung erzählt von dem schwe=
ren Los der Bergleute im vorigen Jahrhundert, die
zu Fuß den weiten Weg zu ihrer Arbeitsstätte im
Sulzbach= oder Fischbachtal zurücklegen mußten.
An einem stürmischen Winterabend kehrte ein
Teil der Knappen aus Marpingen von der Grube
heim, doch für einen von ihnen wurde dieser Nach=
hauseweg ein Weg zur Ewigkeit. Der heftige
Sturm, der die nächtlichen Wanderer mit dichten
Schneeflocken und Eiskörnern überschüttete, wurde
ihm zum Verhängnis. Langsam blieb er zurück,
ohne daß die Kameraden es in der tiefen Dunkel=
heit dieser vorweihnachtlichen Dezembernacht be=
merken konnten. In unmittelbarer Nähe des ret=
tenden Dorfes, dessen späte Lichter sein Blick viel=
leicht noch wahrnehmen konnte, blieb er, von den
Strapazen des Marsches und der harten Arbeit des
Tages ermattet, im Schnee liegen. Frau und Kinder
warteten vergebens auf den Gatten und Vater, der
still in ein besseres Leben hinübergegangen war.
Erst nach Tagen fand man den Toten und bettete
ihn zur letzten Ruhe.
Viele Jahre danach, als die Erinnerung an diese
Begebenheit bei der Bevölkerung Marpingens
Das Bergmannskreuz bei Marpingen