Full text: 1960 (0088)

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Das ßergmannskreuz am Exelberg bei Marpingen 
Von Paul Brück 
In sanften Windungen führt von Marpingen aus 
die Straße nach Urexweiler den steilen Berg hinan 
zur bewaldeten Höhe des Exeiberges. Ungefähr 
auf halbem Wege zum Gipfel, dort, wo sich dem 
Auge ein einzigartig schöner Blick auf den mäch= 
tigen Höhenzug des Schaumberges und die in sei= 
nem schützenden Schatten träumenden Dörfer des 
freundlichen Schaumberger Landes öffnet, erhebt 
sich links der Straße ein mit einem Eisengitter um= 
wehrtes Steinkreuz. Die an seinem breiten Sockel 
angebrachte Tafel kündet dem interessiert Näher= 
tretenden, daß es schon fast 100 Jahre lang hier 
einsame Wacht hält. 
Nur noch die flüsternde Sage, die den klaren Blick 
auf den wahren Kern vergangener Dinge durch 
nebelhafte Schleier verhängt, weiß in zwei Erzäh= 
lungen von dem Anlaß zur Errichtung des Denk= 
mals zu berichten. Welche der beiden Überliefe= 
rungen nun richtig ist, dürfte wohl nicht mehr 
festzustellen sein; lediglich die Tatsache, daß es 
Bergleute aus Marpingen waren, die sich und ihren 
Nachfahren in Gestalt dieses Kreuzes ein beredtes 
Zeugnis ihres gläubigen Gottvertrauens geschaffen 
haben, ist der Inschrift am Sockel zu entnehmen. 
Mit großer Wahrscheinlich® 
keit wird es auch der tra= 
gische Tod eines Berg= 
mannes gewesen sein, der 
seine Kameraden zum Bau 
des Kreuzes bewegt hat. 
Nach der einen Version, 
die von älteren Leuten 
aus Marpingen als die 
wohl der Wahrheit am 
nächsten kommende be= 
zeichnet wird, hat um die 
Mitte des vorigen Jahr= 
hunderts herabfallendes 
Gestein das junge Leben 
eines Hauers ausgelöscht, 
der hier in der Nähe in 
einem Stollen das schwarze 
Gold der Tiefe für sich und 
die Seinen gegraben hatte. 
Der verschüttete Eingang 
der kleinen Grube, die hier 
angelegt war, wird dem 
Fremden von den Einwoh® 
nern Marpingens heute 
noch gezeigt. 
Die andere Überlieferung erzählt von dem schwe= 
ren Los der Bergleute im vorigen Jahrhundert, die 
zu Fuß den weiten Weg zu ihrer Arbeitsstätte im 
Sulzbach= oder Fischbachtal zurücklegen mußten. 
An einem stürmischen Winterabend kehrte ein 
Teil der Knappen aus Marpingen von der Grube 
heim, doch für einen von ihnen wurde dieser Nach= 
hauseweg ein Weg zur Ewigkeit. Der heftige 
Sturm, der die nächtlichen Wanderer mit dichten 
Schneeflocken und Eiskörnern überschüttete, wurde 
ihm zum Verhängnis. Langsam blieb er zurück, 
ohne daß die Kameraden es in der tiefen Dunkel= 
heit dieser vorweihnachtlichen Dezembernacht be= 
merken konnten. In unmittelbarer Nähe des ret= 
tenden Dorfes, dessen späte Lichter sein Blick viel= 
leicht noch wahrnehmen konnte, blieb er, von den 
Strapazen des Marsches und der harten Arbeit des 
Tages ermattet, im Schnee liegen. Frau und Kinder 
warteten vergebens auf den Gatten und Vater, der 
still in ein besseres Leben hinübergegangen war. 
Erst nach Tagen fand man den Toten und bettete 
ihn zur letzten Ruhe. 
Viele Jahre danach, als die Erinnerung an diese 
Begebenheit bei der Bevölkerung Marpingens 
Das Bergmannskreuz bei Marpingen
	        
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