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derlich klingen, sie war jedoch bei anderen „Gru=
ben" noch geringer. So hatte Klarenthal im Jahre
1768 nur zwei Arbeiter, und auf der Grube Stan»
genmühle waren drei Mann beschäftigt.
Die Kohlen baute man im Tagebau ab, also durch
Anlegung von Stollen, die in den Berg getrieben
wurden, wozu sich die Gersweiler Abhänge beson=
ders eigneten. Schächte, wie sie heute üblich sind,
kannte man damals noch nicht. Der Abbau erfolgte
demzufolge nicht in großer Teufe, sondern fand
verhältnismäßig nahe der Erdoberfläche statt. Ein
Stollen, der sich unter der einstigen Kapelle an der
Lindenstraße in Gersweiler hinzog, führte dazu,
daß dieses Gebäude baufällig wurde. 1787 wurde
deshalb an der Hauptstraße eine neue Kirche ge=
baut, während die alte Kapelle als Zehntenscheuer
benutzt wurde. Eine weitere Folge des Kohlenab=
baus bestand auch darin, daß Brunnen zum Ver»
siegen kamen. Diese Tatsache war für die Bauern
besonders unangenehm, da es noch keine Wasser=
leitung gab. Auch die Glashütte hatte infolge Ab=
Senkung des Geländes unter dem Abbau zu leiden.
Infolge der Bemühungen des Dorfmeiers und der
Geistlichkeit wurde Kohle mehr und mehr als
Brennstoff verwandt und der Kohlenabsatz nahm
langsam aber stetig zu. So wurden beispielsweise
jährlich an Kurpfalz 50 000 Zentner verkauft. Das
Gersweiler Kohlenwerk lieferte davon 15 000 Zent=
ner zum Preis von 6 Kreuzer pro Zentner zuzüg»
lieh einer Einlade» und Waagegeld=Gebühr von 14
Kreuzer je Fuder. Von Gersweiler aus wurden die
Kohlen von Bauern mit Fuhrwerken zunächst an
die Kohlwaage nach Saarbrücken transportiert und
von dort aus per Schiff weiter verfrachtet.
Im Jahre 1767 belief sich die Verkaufsmenge aus
der Gersweiler Grube bereits auf 122 Fuder und
18 Zentner, ein Jahr später waren es bereits 180
Fuder und 8 Zentner (1 Fuder = 30 Zentner).
Während der Franzosenzeit, im März des Jahres
1797, verpachtete die französische Regierung die
Gruben an die Gesellschaft Equer in Paris. Die
Pachtsumme für die Gersweiler Grube betrug
5 000 Franken. Trotz dieser Veränderungen blie=
ben die bisherigen Vergünstigungen für den Koh=
lenbezug der Haushalte bestehen. Erst nach dem
zweiten Pariser Frieden erfolgte die Übernahme
der Gruben durch Preußen. Bereits ein Jahr später
wurden von der Verwaltung zur Vereinfachung
der Betriebe mehrere Stollen stillgelegt, während
neue angehauen wurden. Dabei war auch von dem
„tiefen Gersweiler Stollen" die Rede. Die Preise
betrugen 1916 pro Fuder Steinkohle 3 Thaler und
16 Silbergroschen für die 1. Sorte und 3 Thaler
und 13 Silbergroschen für die zweite Sorte. Sechs
Jahre später hatten die Preise schon angezogen, da
1822 für die 1. Sorte 3 Thaler und 25 Silbergro*
sehen, für die 2. Sorte 3 Thaler und 20 Silber»
groschen bezahlt werden mußten.
Im Sommer des Jahre 1817 wurde von den Behör»
den der erste Versuch unternommen, auf der Staat»
liehen Eisenhütte Geislautern den Koksbetrieb
einzuführen. Zur Koksherstellung erwiesen sich
nur die Kohlen aus Gersweiler und Dudweiler als
brauchbar. Weitere Versuche wurden in den Jahren
1825 und 1827 angestellt. Um sie durchführen zu
können, waren auf einigen Gruben zum Teil neue
Koksöfen gebaut worden, u. a. auch in Gersweiler.
Die Versuche wurden in gewöhnlichen runden
Meileröfen mit einem Fassungsvermögen von je
5 Fuder Kohlen durchgeführt.
Die Gersweiler Kohlengrube war auch auf der
Pariser Weltausstellung des Jahres 1869 vertreten.
Die Verwaltung hatte einen gewaltigen Kohlen»
brocken nach Paris schaffen lassen und wurde da»
für mit einem ersten Preis ausgezeichnet.
Die alte Gersweiler Kohlengrube kam im Jahre
1880 zum Erliegen. In den Jahren 1870 bis 1880
hatte man versucht, den Anschluß der Grube an
den Eisenbahnverkehr zu erreichen. Alle Bemü»
hungen waren jedoch zum Scheitern verurteilt. Die
Eisenbahnstrecke von Saarbrücken über Gersweiler
nach Großrosseln wurde erst im Jahre 1908 eröff»
net und hatte damit keinen Einfluß mehr auf den
Abtransport und den Absatz der in Gersweiler
geförderten Kohle.
In der Nähe des „Deutschen Stollens" wurde 1775
die Gersweiler Glashütte eröffnet, in späteren Jah»
ren am Osteingang des Dorfes die Kriersche Glas»
hütte und im Jahre 1838 gegenüber dem Hirschen»
berg die Glashütte Sofiental, die acht Jahre später
als Steingutfabrik weitergeführt wurde. Das Er»
stehen dieser Unternehmen läßt erkennen, daß
durch das Vorhandensein der Kohle und die Eröff»
nung der Grube für weitere Industrien die Mög»
lichkeit gegeben war, sich seßhaft zu machen, wo»
durch die Bewohner Arbeit und Brot fanden.
Zu jener Zeit wurde an der Saar auch noch Wein
angebaut. Die Gersweiler Hänge schienen damals
dazu besonders geeignet. So kam es, daß sich über
den Kohlenflözen und Grubenstollen im Raum von
Gersweiler Rebhügel wölbten und von den Dorf»
bewohnern bis zum Jahre 1836 Weinanbau be»
trieben wurde.
Von dem damaligen Weinanbau kündet heute nur
noch die Dorfchronik, die alten Stollen sind aber
teilweise auch jetzt noch bekannt. Sie sind zuge»
schüttet oder zugemauert. Ein gut verbauter Stol*
len befindet sich hinter der Fabrik Langhammer.
Er wurde während des letzten Krieges wieder aus»
findig gemacht und mit Genehmigung der Berg»
behörde als Unterschlupf und Schutz bei Flieger*
angriffen benutzt.