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Die Gersweiler Kohlengruben in alter Zeit / von Carl Büch
Der Berg, auf dem das alte Gersweiler liegt,
fällt nach Norden zur Saar hin ab. Hier, in den
Rödern, wie der alte Flurname heißt, waren schon
im 17. Jahrhundert Steinbrüche. Unweit davon
gruben die Gersweiler wild Kohlen. Erst um 1751
nahm sich die fürstliche Verwaltung dieser wilden
Kohlengräberei an und erklärte die Kohlenvor»
kommen als Staatsbesitz. Die alten Privatstollen
mußten geschlossen werden und in der Nähe, am
Matzenberg, wurde unter staatlicher Aufsicht ein
neuer Stollen angehauen und mit der Kohlenför»
derung begonnen. Der Abtransport der Kohle war
allerdings nicht einfach, da die Wege nach der
Grube noch nicht ausgebaut waren und die Bauern
mit ihren Fuhrwerken es gefährlich fanden, die
geförderte Kohle wegzuschaffen.
Es war auch gar nicht so einfach, die Allgemein
heit zu bewegen, anstelle des bisher verwendeten
Holzes nunmehr Kohle zu verfeuern. Obwohl die
Kohle recht billig verkauft wurde, blieb man vor=
erst lieber bei dem bisher gewohnten Holz als
Brennmaterial.
Eine Reihe von Glashütten, auch die Krugbäckerei
in Krughütte, entstanden im 18. Jahrhundert im
Gersweiler Raum. Auch durch diese Betriebe wurde
außerordentlich viel Holz verfeuert, so daß sich
die fürstliche Regierung in eine prekäre Lage ver=
setzt sah. Auf der einen Seite förderte sie die neu
erstandenen Betriebe, auf der anderen Seite war
sie jedoch gezwungen, dem Holzverbrauch Einhalt
zu gebieten. Nur die Benutzung von Kohle statt
Holz als Brennmaterial konnte die immer mehr
sich lichtenden Wälder vor ihrem endgültigen Un=
tergang retten.
Die Regierung ließ deshalb, um die Umstellung
auf Kohle zu erreichen, die Dorfmeier und Geist=
liehen ersuchen, der Bevölkerung immer wieder
deutlich zu machen, „daß Steinkohlen zur Erwär=
mung der Stuben sehr nützlich angewendet werden
könnten". Um noch ein übriges zu tun, wurden
die Kohlen an die Untertanen verbilligt abgegeben,
und zwar zum Preise von 2 bis 3 Kreuzer je Zent=
ner. Hier dürfte einer der Anfänge der sogenann=
ten „Berechtigungskohlen" zu suchen sein.
Aus einem Verzeichnis der staatlich bebauten Stol=
len zu Anfang des Jahres 1773 ist zu ersehen, daß
zu jener Zeit in Gersweiler drei Stollen bestanden,
in denen 14 Arbeiter beschäftigt waren. Die ge=
ringe Zahl der Belegschaft mag vielleicht verwun=
Der alte Grubenstollen hinter der Steingutfabrik in Gersweiler um 1900.