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Erster Schritt
zur Automation im Bergbau
von Dipl.-Ing. Fritz Guillaume
In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg trat in
den Produktionsvorgängen ein einschneidender
Wandel ein. Während im ersten Abschnitt des zwan
zigsten Jahrhunderts der Mensch es verstanden hat,
die ihm zur Verfügung stehenden Energiequellen
auszunutzen, hat der Mensch in dem zweiten Ab
schnitt versucht, die Maschine nach seinem Willen
selbsttätig Arbeitsvorgänge verrichten zu lassen.
Diese Automatisierung in der Fertigung von Mas
sengütern hat zunächst in der Kraftfahrzeugindu
strie Eingang gefunden, da bei der Serienfertigung
von Kraftfahrzeugen immer die gleichen Teile ge
fertigt werden.
Dabei stellte man fest, daß die Maschine diese
Teile schneller, genauer und billiger herstellt als der
Mensch selbst. Diese Entwicklung wurde nicht von
heute auf morgen erreicht. Man kann drei Stufen
unterscheiden, die kontinuierlich ineinander über
gehen und nicht ausgeprägt zu erkennen sind.
Zuerst wurde die Handarbeit des Menschen ra
tionalisiert. Er arbeitet noch mit seiner Muskelkraft
und muß die Arbeit gleichzeitig überwachen. Durch
die Mechanisierung und Elektrifizierung wird zwar
der Einsatz der Muskelkraft des Menschen schon
auf ein Minimum reduziert, aber die geistige Arbeit
des Überwachens, Steuerns, Regeins und Kontrol-
lierens spielt jetzt die Hauptrolle.
So kommt es in der Weiterentwicklung zur Auto
matisierung, wo auch dem Menschen die sich wie
derholende geistige Arbeit des Überwachens, Steu
erns, Regeins und Kontrollierens abgenommen wird.
Die automatischen Maschinen verrichten die immer
wiederkehrenden Funktionen, während der Mensch
nur überwacht und solche Vorgänge steuert, die
von der Maschine nicht erfaßt werden können.
Die fortschrittliche Entwicklung der vorgezeigten
Stufen hat sich in der Fertigungsindustrie durchge
setzt, dagegen hinkt der Bergbau in der Entwick
lung etwas zurück.
Eigentlich wiederholen sich seit mehr als 100 Jah
ren im Bergbau die gleichen Vorgänge: a) die Kohle
wird im Flöz gewonnen; b) die Kohle wird im
Schacht gefördert; c) die Kohle wird aufbereitet;
d) die Kohle wird zum Verkauf gewogen und ver
laden.
Oberflächlich gesehen könnte man glauben, daß
hier ein echtes Gebiet für die Automation vorliegt.
Bei tieferem Eindringen in die Materie stellt man
jedoch fest, daß sich verschiedene Probleme im
Bergbau täglich ändern. Eine Automation kann des
halb nur auf Teilgebieten aufgebaut werden.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, den Betriebs
ablauf als Glieder einer Kette zu automatisieren,
d. h. die Reihenfolge müßte folgende sein: a) Auto
matisierung der Versandgebiete; b) Automatisie
rung der Aufbereitungsbetriebe; c) Automatisierung
des Transportes vom Schacht zur Aufbereitung; a)
Automatisierung des Schachtbetriebes; e) Automa
tisierung des Kohlentransportes vom Streb zum
Schacht. Gleichzeitig können die Wasserhaltungen
und Pumpenstationen unabhängig von diesen Pro
blemen gelöst werden.
Dabei ist zu beachten, daß eine Automatisierung
einer alten Anlage Schwierigkeiten bereitet, da
nicht alle Vorteile der Automatisierung ausgenutzt
werden können. Bei einer automatisierten Anlage
soll der Unterschied zur alten Anlage nicht nur
darin bestehen, daß die Automatik hinzugekommen
ist, sondern auch in der speziellen Anordnung der
Maschine. Da aber im Bergbau die Automation auf
die bereits bestehenden Anlagen angewiesen ist.
besteht die schwierige Aufgabe, zu den bereits beste
henden Anlagen die Automation zu verwirklichen.
Aus all diesen Gesichtspunkten ist zu ersehen, daß
eine Automatisierung im Bergbau nicht sprunghaft
durchgeführt werden kann. Glied für Glied muß zu
sammengestellt werden bis eine Kette geschlossen
ist. Zunächst müssen die Erfahrungen und Geräte,
die sich in der übrigen Industrie bewährt haben,
auf die Verhältnisse im Bergbau abgestimmt und
durch Versuche erprobt werden. Wenn die Versuche
in einem Betrieb positiv abgeschlossen sind, lassen
sich die Erfahrungen in fast allen Betrieben der
Saarberg übertragen.
Im folgenden sind nun die im Bereich der Saarberg
laufenden und z. Z. abgeschlossenen Versuche und
Projekte aufgeführt.