Full text: 1960 (0088)

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und unsern Herrn Hauptmann in Ehren! —, daß es 
mich nicht hinterher ein wenig gefreut hätt', das 
will ich durchaus nicht in Abrede stellen. 
Hat sich im Spätherbst zugetragen, an einem 
Donnerstag in der Früh ist's gewesen, weiß es 
noch wie heut'. Waren ein paar Wochen in so 
einem kleinen Rebsteckendorf in Ruhe gelegen, 
aber nun war das eben wieder vorbei, und nun 
marschierten wir wieder auf der Landstraße, mar= 
schierten in Gottes Namen wieder den sakrischen 
Bergen entgegen, wo uns der Franzos' und wer 
weiß was noch alles erwartete. 
Der Hauptmann bildete wie allemal den Beschluß 
der Kompanie, und dieweil ich doch im letzten 
Glied marschiert bin, hab' ich alles mit anhören 
können, was sich da hinter meinem Buckel zuge= 
tragen hat. Ist also auf einmal ein Bauer neben 
dem Hauptmann hergelaufen, und von einem 
Gockel hat er was dahergeschwätzt. „Ein Prachts» 
gockel!" hab ich ihn sagen hören. 
„Bei meiner Seel' der schönste Gockel im ganzen 
Dorf!" hat er weiter behauptet. Erst ein Jahr sei 
er gelaufen und einen Preis, ganz gewiß einen 
Preis hätt' ein solcher Staatsgockel auf jeder Ge» 
flügelschau bekommen müssen. Aber damit sei es 
jetzt halt vorbei. Hin sei der Gockel, maushin. 
Heut' in aller Früh müßt' es ihm ans Leben gegan» 
gen sein, denn noch blutwarm hat man seinen 
Kopf auf dem Mist gefunden, und auf wen man 
das zeihen müsse, nun, dem Herrn Hauptmann 
brauche man doch nicht mit dem Holzschlägel zu 
winken. 
Nein, das hat er nicht vonnöten, sagt unser Haupt» 
mann, er hat ganz gut verstanden, wo man hin» 
auswolle, nur wäre die Frage, ob man dabei auf 
der richtigen Spur sei; er hoffe ja nicht, daß man 
in der ersten Hitze dahergelaufen komme und 
seine Leute grundlos verdächtige, aber man werde 
ja sehen. 
Ich brauch' auch nicht lang herumzuschneiden im 
langen Gras; kurz und gut — mein Hauptmann 
läßt die Kompanie anhalten, läßt einschwenken, 
läßt rühren, sagt uns, um was es sich handelt, läßt 
die Gewehre zusammensetzen, läßt die Tornister 
abnehmen, ein jeder muß den seinen aufschnallen 
und nun wird man ja gleich sehen, wo das kost» 
bare Gockelvieh daheim ist. 
Der Hauptmann geht selber von Tornister zu Tor» 
nister, der Bauer muß überall dabei sein, spechtet 
mit langem Hals in jeden Muckel hinein, sieht 
alles und jedes, was der Soldat so mit sich führt, 
nur einen Gockel sieht er halt nicht. Und weil er 
den nicht zu sehen kriegt, wird er immer kleiner 
und kleiner, und wie man beim letzten Mann an» 
gekommen ist, steht der arme Bauer ganz ratlos 
und elend da, und am liebsten wär' er jetzt recht 
weit weggewesen. 
Wie ein Tropf steht er da vor unserm Hauptmann, 
weiß nicht, was er sagen soll, will so etwas wie 
eine Entschuldigung Vorbringen, aber der Korn» 
panieführer bedeutet ihm nur kurz, daß er sich 
scheren möchte, und daß er das so ohne weiteres 
darf, das ist ihm jetzt auch am liebsten, und wie 
ein geprügelter Hund trollt er davon. 
Hat's nicht gesehen, wie sich Stücker drei vom 
zweiten Zug, während das alles vor sich gegangen 
ist, mit lustigen und frechen Augen angeblitzt 
haben, auch der Hauptmann hat es nicht bemerkt, 
wie sie jetzt heimlich auf den Stockzähnen gelacht 
haben und daß unter denen sein Bursch, der Alois, 
dabei wäre, selbes hat er sich schon gar nicht träu» 
men lassen. 
Droben in der Stellung fackelte am Abend, der 
diesen Tag beschloß, auf Feldwache 4 in einem 
Kanonenöfchen ein munteres Feuer. In einer 
Pfanne brutzelte daselbst der rare Gockel, den der 
Alois, der niemals etwas falsch machte, vorsichts» 
halber im Tornister des Herrn Hauptmann ver» 
staut hatte. 
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