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und unsern Herrn Hauptmann in Ehren! —, daß es
mich nicht hinterher ein wenig gefreut hätt', das
will ich durchaus nicht in Abrede stellen.
Hat sich im Spätherbst zugetragen, an einem
Donnerstag in der Früh ist's gewesen, weiß es
noch wie heut'. Waren ein paar Wochen in so
einem kleinen Rebsteckendorf in Ruhe gelegen,
aber nun war das eben wieder vorbei, und nun
marschierten wir wieder auf der Landstraße, mar=
schierten in Gottes Namen wieder den sakrischen
Bergen entgegen, wo uns der Franzos' und wer
weiß was noch alles erwartete.
Der Hauptmann bildete wie allemal den Beschluß
der Kompanie, und dieweil ich doch im letzten
Glied marschiert bin, hab' ich alles mit anhören
können, was sich da hinter meinem Buckel zuge=
tragen hat. Ist also auf einmal ein Bauer neben
dem Hauptmann hergelaufen, und von einem
Gockel hat er was dahergeschwätzt. „Ein Prachts»
gockel!" hab ich ihn sagen hören.
„Bei meiner Seel' der schönste Gockel im ganzen
Dorf!" hat er weiter behauptet. Erst ein Jahr sei
er gelaufen und einen Preis, ganz gewiß einen
Preis hätt' ein solcher Staatsgockel auf jeder Ge»
flügelschau bekommen müssen. Aber damit sei es
jetzt halt vorbei. Hin sei der Gockel, maushin.
Heut' in aller Früh müßt' es ihm ans Leben gegan»
gen sein, denn noch blutwarm hat man seinen
Kopf auf dem Mist gefunden, und auf wen man
das zeihen müsse, nun, dem Herrn Hauptmann
brauche man doch nicht mit dem Holzschlägel zu
winken.
Nein, das hat er nicht vonnöten, sagt unser Haupt»
mann, er hat ganz gut verstanden, wo man hin»
auswolle, nur wäre die Frage, ob man dabei auf
der richtigen Spur sei; er hoffe ja nicht, daß man
in der ersten Hitze dahergelaufen komme und
seine Leute grundlos verdächtige, aber man werde
ja sehen.
Ich brauch' auch nicht lang herumzuschneiden im
langen Gras; kurz und gut — mein Hauptmann
läßt die Kompanie anhalten, läßt einschwenken,
läßt rühren, sagt uns, um was es sich handelt, läßt
die Gewehre zusammensetzen, läßt die Tornister
abnehmen, ein jeder muß den seinen aufschnallen
und nun wird man ja gleich sehen, wo das kost»
bare Gockelvieh daheim ist.
Der Hauptmann geht selber von Tornister zu Tor»
nister, der Bauer muß überall dabei sein, spechtet
mit langem Hals in jeden Muckel hinein, sieht
alles und jedes, was der Soldat so mit sich führt,
nur einen Gockel sieht er halt nicht. Und weil er
den nicht zu sehen kriegt, wird er immer kleiner
und kleiner, und wie man beim letzten Mann an»
gekommen ist, steht der arme Bauer ganz ratlos
und elend da, und am liebsten wär' er jetzt recht
weit weggewesen.
Wie ein Tropf steht er da vor unserm Hauptmann,
weiß nicht, was er sagen soll, will so etwas wie
eine Entschuldigung Vorbringen, aber der Korn»
panieführer bedeutet ihm nur kurz, daß er sich
scheren möchte, und daß er das so ohne weiteres
darf, das ist ihm jetzt auch am liebsten, und wie
ein geprügelter Hund trollt er davon.
Hat's nicht gesehen, wie sich Stücker drei vom
zweiten Zug, während das alles vor sich gegangen
ist, mit lustigen und frechen Augen angeblitzt
haben, auch der Hauptmann hat es nicht bemerkt,
wie sie jetzt heimlich auf den Stockzähnen gelacht
haben und daß unter denen sein Bursch, der Alois,
dabei wäre, selbes hat er sich schon gar nicht träu»
men lassen.
Droben in der Stellung fackelte am Abend, der
diesen Tag beschloß, auf Feldwache 4 in einem
Kanonenöfchen ein munteres Feuer. In einer
Pfanne brutzelte daselbst der rare Gockel, den der
Alois, der niemals etwas falsch machte, vorsichts»
halber im Tornister des Herrn Hauptmann ver»
staut hatte.
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