Full text: 1959 (0087)

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Zerstörung und den Wiederaufbau der in Trüm 
mer liegenden alten Klosterherrlichkeit.“ 
Nach einer weiteren Sage sollen irgendwo im 
Lande um den Schaumberg noch große, unge 
hobene Klosterschätze ruhen, die beim Unter 
gang der Abtei noch geborgen werden konnten. 
Ein altersschwacher Mönch war — so berichtet 
die Sage weiter — nicht geflohen und überlebte 
die Vernichtung der Abtei in seinem nahen Ver 
steck. Er umsorgte die Stätte des Unterganges 
und suchte zu retten, was noch zu retten war. 
Dieser Mönch sagte schon damals den Wieder 
aufbau der Abtei voraus und versicherte prophe 
tisch, daß die hierfür notwendigen Gelder vor 
handen seien. Wo aber und in welcher Form, 
das verriet er nicht. Er wollte angeblich dies erst 
kundtun, wenn die Befreiungsstunde von der 
damaligen Willkür und Kirchenfeindlichkeit ihm 
das Mundsiegel lösen sollte. 
Da dieser letzte der damaligen Benediktiner 
sein Geheimnis mit ins Grab nahm, ging denn 
die Sage um diesen greisen Priester und den 
Klosterschatz um bis in die jüngste Zeit hinein. 
Die alte Mauritiusabtei aber ist im Jahre 1950 
wieder zu neuem Leben erweckt worden, und 
die prophetische Vorausage nach dem Wieder 
kommen der Söhne des hl, Benediktus hat damit 
ihre Erfüllung gefunden. Seit Jahren erklingen 
wieder die Choräle der Mönche in den stolzen 
Hallen der Abteikirche, und betend schreiten die 
Diener Gottes wieder über den geweihten Boden 
einer weit über tausendjährigen christlichen Ver 
gangenheit, die auch ein gut Stück Geschichte 
unserer Saarheimat darstellt. 
Um den alten Klosterschatz von Tholey aber 
raunt und geistert es geheimnisvoll weiter. Was 
hat es nun für eine besondere Bewandtnis mit 
ihm? Recht interessant weiß der heute 85 Jahre 
alte in Sulzbach wohnhafte Maschinensteiger Ni 
kolaus Herrmann, der in Bergweiler bei Tholey 
geboren ist, aus seiner Jugendzeit darüber zu 
berichten. Nikolaus Herrmann, der schon seit 
vielen Jahrzehnten für die Geschichte und Ver 
gangenheit seiner Heimat und der Abtei Tholey 
besonderes Interesse bekundet, ist der Sohn des 
Schuhmachermeisters Nikolaus Herrmann und 
dessen Ehefrau Katharina geborene König, die 
sechs Söhne und ebenso viele Töchter hatten. Um 
diese große Familie ernähren zu können, muß 
ten alle fest mit anpacken, sowohl im Handwerk 
des Vaters, der für die Bergleute in den umlie 
genden Ortschaften viele genagelte Grubenschuhe 
anfertigen mußte, wie auch in der kleinen Land 
wirtschaft, die nebenbei betrieben wurde. In der 
Schusterwerkstätte zu Bergweiler ging es an man 
chen Abenden für den jungen Nikolaus Herr 
mann recht interessant zu. Dort trafen sich häu 
fig die Alten aus Bergweiler und den Dörfern 
der Umgebung zu einem „Schwätzerchen“. In 
der Schusterei Herrmanns konnte man stets das 
Allerneueste hören. Aber nicht nur das: gar 
manche schöne Abendstunde wurde mit Erzäh 
lungen aus alter Zeit ausgefüllt, mündliche Über 
lieferungen wurden weitergegeben, Sagen und 
Geschichten erzählt. Hier empfing der junge 
Nikölaus manch unvergeßlichen Überlieferungen, 
für die er immer ganz besonders Ohr war. 
Eines Tages nun kam ein gewisser Herr La- 
niol aus Bonn als Kollektant für eine katholische 
Kirche im Rheinland ins Dorf und mietete sich 
möbliert im Bergweiler Schusterhaus ein. Bis 
zum Abschluß seiner Kollekte, die sich über viele 
Tage erstreckte, war Laniol allabendlich zur 
„Maistunde“ in der Schusterwerkstatt und be 
teiligte sich rege an den Unterhaltungen. Die 
Samstagnachmittage nutzte er, so gab er an, 
zum Steinesammeln auf dem Schaumberg, da er 
in Bonn angeblich eine interessante Sammlung 
besaß. Aber auch nach Altertümern hielt er fleißig 
Ausschau. 
An einem schönen Abend erkundigte sieh der 
Bonner „Vetter Peter“, wie ihn die Kinder des 
Hauses und Dorfes nannten, nach einem alten 
Steinkreuz mit lateinischer Inschrift auf oder am 
Schaumberge, und der 11 Jahre alte Nikolaus 
Herrmann wurde beauftragt, den Fremden zum 
Standort des Kreuzes hinzuführen. Am Stein 
kreuz angekommen zog Laniol eine vergilbte 
Zeichnung aus seiner Tasche, schritt die Entfer 
nung von der dort stehenden alten Trifteiche 
bis zum Steinkreuz in 18 großen Schritten ab und 
ließ sich dann von dem hilfsbereiten Jungen 
Hacke und Schaufel besorgen, Arbeitsgerät, das 
die Herrmanns dort oben zum Roden benutzten 
und in einer Ecke verborgen hielten. Laniol, der 
sich das Versteck wohl gemerkt hatte, ging die 
darauffolgenden Tage abends stets allein zum 
Steinkreuz und kehrte immer erst sehr spät wie 
der zurück. 
Inzwischen war auch die Kollekte beendet und 
Peter Laniol traf Anstalten zur Abreise. Der junge 
Nikolaus und sein etwa gleichalteriger Vetter 
Peter Dewes luden Laniols Koffer auf einen 
zweirädrigen Handkarren und fuhren am Ohlen- 
kopp vorbei in Richtung Tholey zum alten Stein 
kreuz. Dort scharrte der „Vetter Peter“ in Eile 
Laub und Gras auseinander und zum Vorschein 
kam eine große eiserne Kassette. An den Kopf 
seiten waren starke eiserne Handgriffe, der Dek- 
kel war mit drei Schlössern versehen, und alles 
war gut erhalten. Die Kiste war so schwer, daß 
die Buben große Mühe hatten, sie aufzuladen. 
Dann fuhren sie den steilen Hohlweg hinunter 
nach Tholey zu dem sog. Kutscherpeter. Dieser 
lud Kiste und Koffer auf seinen Einspänner und 
brachte alles nach St. Wendel zum Bahnhof, wo 
das ganze schwere Gepäck als Frachtgut nach 
Bonn auf gegeben wurde. 
Der ältere Bruder von Nikolaus, Jakob Herr 
mann, machte damals bei dem Kollektanten im 
Schusterhaus den Hausburschen. Dafür bekam 
er neben einem anständigen Trinkgeld ein Lot 
terielos geschenkt. Dieses gewann bei dier Aus-
	        
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