Full text: 1959 (0087)

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Sache gar nichts. Die brennende Raumfrage mußte 
aber gelöst werden, denn es kam durch die Tätig 
keit des Konservatoramtes fortlaufend neues Mu 
seumsgut hinzu. Als Beispiel sei hier nur an das 
gallo-römische Gräberfeld von Pachten erinnert, 
das bisher die Ausstattungen von fast 500 Gräbern 
geliefert hat, die alle magaziniert werden mußten. 
In dieser Not griff der Landleskonservator zu 
Selbsthilfe. Er erhielt durch das verständnisvolle 
Entgegenkommen der evangelischen Kirchen 
gemeinde Alt-Saarbrücken für eine begrenzte 
Übergangszeit die im Rohbau wiederhergestellte 
Schloßkirche in Saarbrücken zur Aufbewahrung 
der Museumsbestände. Bevor es aber zu einer 
endgültigen Lösung der Raumfrage kam, mußte 
alles noch einmal transportiert werden, dieses Mal 
aus der Schloßkirche in Räume des Kreisstände 
hauses am Schloßplatz, die ebenfalls von der Kir- 
diengemeinde zur Verfügung gestellt wurden in 
der Voraussicht, daß das Museum bald ein eigenes 
Gebäude bekommen würde. Der Kirchengemeinde 
gebührt dafür der Dank des Saarlandes. Alles 
Sträuben jedoch gegen das mehrmalige Transpor 
tieren der Steindenkmäler und Kisten konnte nicht 
helfen; die Kirchengemeinde hatte den verständ 
lichen Wunsch, die Schloßkirche wieder frei zu 
bekommen, um sie nach langer Zeit endlich wie 
der für den Gottesdienst ednrichten zu können. 
Den Erfolg der allzuvielen Umzüge sieht man 
jetzt an den schweren Beschädigungen des Mu 
seumsgutes. Schließlich und endlich übergab die 
Regierung dem Staatlichen Konservatoramt und 
dem Museum für Ur- und Frühgeschichte das 
wiederauf gebaute Palais Fredtal, Ludwigsplatz 15. 
Der Einzug fand im März und April 1957 statt. 
Die Raumfrage war damit gelöst. 
Plan und Ziel 
Das Museum für Ur- und Frühgeschichte des 
Saarlandes ist die Sammelstelle für alle Funde 
und planmäßig ausgegrabenen Kulturgüter des 
Altertums aus dem Boden des Landes. Die Gegen 
stände werden vom Staatlichen Konservatoramt 
erfaßt, registriert, restauriert und in das Museum 
eingebracht. Jedes Fundstück ist eine geschicht 
liche Urkunde, es wird dementsprechend sorgfältig 
behandelt, publiziert und archivmäßig aufbewahrt. 
Da es sich häufig um einfache Tongefäßscherben 
und unscheinbare Fundstücke handelt, die nicht 
zur Ausstellung geeignet sind, aber dennoch wis 
senschaftlichen Wert besitzen, muß das Museum 
aus zwei Abteilungen bestehen: einer Schausamm 
lung und einer Studiensammlung. 
Die Schausammlung ist das der Öffentlichkeit 
zugängliche Museum. Die Darstellung des Stoffes 
soll daher so sinnvoll sein, daß jedem Museums 
besucher die Ur- und Frühgeschichte leicht faßlich 
wird. Die Schausammlung ist modern und mit 
Geschmack einzurichten und zwar im Erdgeschoß 
des Palais Freital die römische Abteilung, die am 
meisten Raum beansprucht. Für die Steindenk 
mäler sind die Eingangshalle und eine zweite 
Halle, die aus der ehemaligen östlichen Tordurch 
fahrt entstanden ist, verfügbar. Für die kleineren 
Gegenstände aus Keramik, Glas, Metall usw. sind 
die vier dazwischen liegenden Zimmer vorgesehen. 
In dieser Anordnung wird die römische Abteilung 
ein zusammenhängendes Ganzes bilden. Im 1. Ober 
geschoß ergibt die glückliche Folge der Räume 
einen Rundgang durch die Abteilungen der Stein-, 
Bronze-, Eisen- imd Merowingerzeit. 
Die Studiensammlung befindet sich im Dach 
geschoß des Palais Freital. Sie dient ausschließlich 
wissenschaftlichen Zwecken und ist daher der 
Öffentlichkeit nicht zugänglich. (Im 2. Obergeschoß 
liegen die Verwaltungs- und Arbeitsräume des 
Staatlichen Konservatoramtes und der Kommission 
für saarländische Landesgeschichte und Volks 
forschung.) Dieser Plan der Museumseinrichtung 
sieht zwar sehr einfach aus, ist aber wegen des 
wissenschaftlichen Charakters der Sammlung außer 
ordentlich schwierig durchzuführen. 
Seit 1957 wurden eine Anzahl Steindenkmäler 
gereinigt, restauriert und provisorisch aufgestellt, 
ferner alles evakuierte Material in minutiöser 
Kleinarbeit unter Aufstellung einer Auspackliste 
aus den Kisten herausgeholt. Bevor man nun an 
die Einrichtung der Schausammlung gehen kann, 
muß das ganze Material geordnet, nach Fund 
plätzen zusammengestellt und vollständig neu 
katalogisiert werden. Erst dann kann man die 
Ausstellungsstücke aussondem und sie museums 
reif machen. Das heißt, sie müssen von neuem 
ihren Weg durch die Werkstatt des Konservator 
amtes nehmen, wo sie gereinigt, neu konserviert 
und die zerbrochenen Stücke wieder zusammen 
gesetzt und ergänzt werden. Nur auf diese Weise 
wird es möglich sein, ein Museum aufznstellen, 
das den Ansprüchen der Besucher genügt. Wir 
wollen keine bloße Ansammlung von Töpfen, 
Waffen und Schmucksachen in vollgestopften Vitri 
nen sehen, sondern ein Museum, das jedem in 
klarer und verständlicher Sprache die vieltausend 
jährige Geschichte unseres Bodens und der Men 
schen, die auf diesem Boden gelebt haben, erzählt. 
Das ist das Ziel.
	        
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