73
Sache gar nichts. Die brennende Raumfrage mußte
aber gelöst werden, denn es kam durch die Tätig
keit des Konservatoramtes fortlaufend neues Mu
seumsgut hinzu. Als Beispiel sei hier nur an das
gallo-römische Gräberfeld von Pachten erinnert,
das bisher die Ausstattungen von fast 500 Gräbern
geliefert hat, die alle magaziniert werden mußten.
In dieser Not griff der Landleskonservator zu
Selbsthilfe. Er erhielt durch das verständnisvolle
Entgegenkommen der evangelischen Kirchen
gemeinde Alt-Saarbrücken für eine begrenzte
Übergangszeit die im Rohbau wiederhergestellte
Schloßkirche in Saarbrücken zur Aufbewahrung
der Museumsbestände. Bevor es aber zu einer
endgültigen Lösung der Raumfrage kam, mußte
alles noch einmal transportiert werden, dieses Mal
aus der Schloßkirche in Räume des Kreisstände
hauses am Schloßplatz, die ebenfalls von der Kir-
diengemeinde zur Verfügung gestellt wurden in
der Voraussicht, daß das Museum bald ein eigenes
Gebäude bekommen würde. Der Kirchengemeinde
gebührt dafür der Dank des Saarlandes. Alles
Sträuben jedoch gegen das mehrmalige Transpor
tieren der Steindenkmäler und Kisten konnte nicht
helfen; die Kirchengemeinde hatte den verständ
lichen Wunsch, die Schloßkirche wieder frei zu
bekommen, um sie nach langer Zeit endlich wie
der für den Gottesdienst ednrichten zu können.
Den Erfolg der allzuvielen Umzüge sieht man
jetzt an den schweren Beschädigungen des Mu
seumsgutes. Schließlich und endlich übergab die
Regierung dem Staatlichen Konservatoramt und
dem Museum für Ur- und Frühgeschichte das
wiederauf gebaute Palais Fredtal, Ludwigsplatz 15.
Der Einzug fand im März und April 1957 statt.
Die Raumfrage war damit gelöst.
Plan und Ziel
Das Museum für Ur- und Frühgeschichte des
Saarlandes ist die Sammelstelle für alle Funde
und planmäßig ausgegrabenen Kulturgüter des
Altertums aus dem Boden des Landes. Die Gegen
stände werden vom Staatlichen Konservatoramt
erfaßt, registriert, restauriert und in das Museum
eingebracht. Jedes Fundstück ist eine geschicht
liche Urkunde, es wird dementsprechend sorgfältig
behandelt, publiziert und archivmäßig aufbewahrt.
Da es sich häufig um einfache Tongefäßscherben
und unscheinbare Fundstücke handelt, die nicht
zur Ausstellung geeignet sind, aber dennoch wis
senschaftlichen Wert besitzen, muß das Museum
aus zwei Abteilungen bestehen: einer Schausamm
lung und einer Studiensammlung.
Die Schausammlung ist das der Öffentlichkeit
zugängliche Museum. Die Darstellung des Stoffes
soll daher so sinnvoll sein, daß jedem Museums
besucher die Ur- und Frühgeschichte leicht faßlich
wird. Die Schausammlung ist modern und mit
Geschmack einzurichten und zwar im Erdgeschoß
des Palais Freital die römische Abteilung, die am
meisten Raum beansprucht. Für die Steindenk
mäler sind die Eingangshalle und eine zweite
Halle, die aus der ehemaligen östlichen Tordurch
fahrt entstanden ist, verfügbar. Für die kleineren
Gegenstände aus Keramik, Glas, Metall usw. sind
die vier dazwischen liegenden Zimmer vorgesehen.
In dieser Anordnung wird die römische Abteilung
ein zusammenhängendes Ganzes bilden. Im 1. Ober
geschoß ergibt die glückliche Folge der Räume
einen Rundgang durch die Abteilungen der Stein-,
Bronze-, Eisen- imd Merowingerzeit.
Die Studiensammlung befindet sich im Dach
geschoß des Palais Freital. Sie dient ausschließlich
wissenschaftlichen Zwecken und ist daher der
Öffentlichkeit nicht zugänglich. (Im 2. Obergeschoß
liegen die Verwaltungs- und Arbeitsräume des
Staatlichen Konservatoramtes und der Kommission
für saarländische Landesgeschichte und Volks
forschung.) Dieser Plan der Museumseinrichtung
sieht zwar sehr einfach aus, ist aber wegen des
wissenschaftlichen Charakters der Sammlung außer
ordentlich schwierig durchzuführen.
Seit 1957 wurden eine Anzahl Steindenkmäler
gereinigt, restauriert und provisorisch aufgestellt,
ferner alles evakuierte Material in minutiöser
Kleinarbeit unter Aufstellung einer Auspackliste
aus den Kisten herausgeholt. Bevor man nun an
die Einrichtung der Schausammlung gehen kann,
muß das ganze Material geordnet, nach Fund
plätzen zusammengestellt und vollständig neu
katalogisiert werden. Erst dann kann man die
Ausstellungsstücke aussondem und sie museums
reif machen. Das heißt, sie müssen von neuem
ihren Weg durch die Werkstatt des Konservator
amtes nehmen, wo sie gereinigt, neu konserviert
und die zerbrochenen Stücke wieder zusammen
gesetzt und ergänzt werden. Nur auf diese Weise
wird es möglich sein, ein Museum aufznstellen,
das den Ansprüchen der Besucher genügt. Wir
wollen keine bloße Ansammlung von Töpfen,
Waffen und Schmucksachen in vollgestopften Vitri
nen sehen, sondern ein Museum, das jedem in
klarer und verständlicher Sprache die vieltausend
jährige Geschichte unseres Bodens und der Men
schen, die auf diesem Boden gelebt haben, erzählt.
Das ist das Ziel.