Full text: 1959 (0087)

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eine Schau in die Zivilisation der Kelten. Der 
Wechsel der Bestattungsriten vom Skelett- zum 
Brandgrab, vom Grabhügel zum Umenfeld und 
wieder zurück zum Grabhügel, vom Brandgräber 
friedhof der spätkeltischen und gallo-römischen 
Bevölkerung zum steinernen Sarkophag, vom ger 
manischen Reihengräberfeld zum christlichen Kirch 
hof, ein Spiegelbild der Jahrtausende währenden 
Wechsels von Glauben nnd Sitte war dargestellt 
in zahlreichen Beispielen aus allen Teilen des 
Landes. 
Die römische Kultur mit den Errungenschaften 
des Steinbaues, der Kunststraßen, der großen Sied 
lungen, der blühenden Landgüter mit ihren Villen, 
der verschiedensten Industrien und einer kraftvoll 
anwachsenden Bevölkerung nahm den größten 
Raum ein. Da war ein Schrank angefüllt mit den 
Erzeugnissen der Terra-Sigillata-Manufaktur von 
Blickweiler, rotes, mattglänzendes, mit Relief- 
bildem geschmücktes Tafelgeschirr, dort stand in 
großer Auswahl die Keramik aus dem Brand 
gräberfriedhof „Die Motte“ bei Lebaeh, hier war 
ein Model! des spätrömischen Kastells Saarbrücken 
zu sehen, Götterbilder aus Stein von dem Tempel 
bezirk bei Bierbach und dergleichen mehr. Später 
kamen andere Funde hinzu, die bis heute über 
haupt noch nicht ansgestellt werden konnten, so 
der Faustkeil von Ludweiler, das älteste Beweis 
stück menschlichen Daseins an der Saar, der spät 
bronzezeitliche Depotfund von Saarlouis, die fünf 
Eponareliefs von Lauterbach im Warndt, die 
Epona-Stele von Schwarzenacker, die Münzschatz 
funde von Wi esbach - M an gel haus en und Blies- 
mengen und als Glanzpunkt des ganzen Museums 
die einzigartige Grabausstattung der Keltischen 
Fürstin von Reinheim. 
Das Geheimnisvolle, Unerforschte, das Halb 
dunkel vergangener Zeiten zieht die Menschen an; 
darin verhalten wir Zeitgenossen der Eroberung 
der Atomkraft uns nicht anders als unsere Väter, 
Großväter und Urgroßväter. Darum war auch das 
Interesse der Öffentlichkeit gerade an diesem Mu 
seum, das mit und von der Forschung lebt, das 
immer unvollendet ist und doch so vieles zu sagen 
weiß, stets sehr lebendig. Es kamen nicht nur die 
Besucher aus Saarbrücken, sondern aus dem gan 
zen Lande und oft auch aus den Nachbarländern; 
es kamen die Facharchäologen von weither, es 
kamen auffallend viele Arbeiter und es kamen 
vor allem die Schulklassen, denn für die begriff 
liche Darstellung der Geschichte fand der Lehrer 
hier ein unentbehrliches Anschauungsmaterial. — 
Und es kam das Jahr 1939. 
Die Katastrophe 
Die Stadt Saarbrücken war evakuiert, menschen 
leer und tot. Da rief der Konservator seine Mit 
arbeiter zusammen, und versehen mit Ausweisen 
zum Betreten der „roten Zone“, verpackten sie in 
monatelanger Arbeit das Museum und transpor 
tierten es nach Speyer, wo es im Historischen 
Museum der Pfalz magaziniert wurde. Der Hilfs 
bereitschaft und nachbarlichen Freundschaft des 
inzwischen verstorbenen Museumsdirektors Dr. 
Friedrich Sprater muß an dieser Stelle rühmend 
und dankbar gedenken. 
1940 kehrte der ganze Bestand wieder nadi 
Saarbrücken zurück, nachdem die unmittelbare 
Gefahr der Front beseitigt war. Aber an ein Aus 
packen der Kisten war nicht mehr zu denken, 
denn das Personal des Konservatoramtes wurde 
nach und nach zum Heeresdienst eingezogen und 
eine neue Gefahr tauchte auf, der Luftkrieg. So 
kam es zur zweiten Evakuierung des Museums. 
Die 100 und mehr Kisten wurden in drei Teile 
geteilt und nach drei verschiedenen Orten ver 
frachtet: nach Germersheim am Rhein in die bom 
bensicheren Gewölbe der Seyssel-Kaseme, nach 
Kochendorf in Württemberg in das Salzbergwerk 
und nach Ortenburg in Niederbayern in das dor 
tige Schloß. Schwere Stücke, wie die Sarkophage 
und römischen Säulen, auch die großen Amphoren 
von Lebaeh, blieben im Museumsgebäude in der 
Keplerstraße stehen, desgleichen die Vitrinen, das 
ganze Mobilar des Konservatoramtes, das Archiv 
an Photos, Karten, Zeichnungen, Korrespondenz, 
die Fundstatistik, die Berichte, die wertvolle Fach 
bibliothek und die Werkstatteinrichtungen, denn 
der Betrieb des Amtes sollte aufrecht erhalten 
bleiben, zuletzt nur noch unter der Fürsorge des 
noch allein in Saarbrücken verbliebenen Museums- 
darektors Hermann Keuth, dem damals auch die 
Bau- und Kunstdenkmalpflege oblag. Als der 
Unterzeichnete aus der Kriegsgefangenschaft heim 
kehrte und am I. Januar 1946 die Leitung des 
Amtes wieder übernahm, stand er vor den Trüm 
mern einer Katastrophe. Das Museumsgebäude 
Keplerstraße 3 war ausgebrannt; alles, was darin 
gewesen war, existierte nicht mehr. 
Die Notzeit nach dem Kriege 
Unter den schwierigsten Bedingungen begann 
nun der- Wiederaufbau des Staatlichen Konser- 
valoramtes, zuerst in einem ruinösen Raum des 
Stadttheaters, dann im Museumsgebäude am 
St. Johanner Markt 24, das erhalten geblieben war. 
An eine Wiedereinrichtung des Museums für Ur- 
und Frühgeschichte aber war nicht zu denken, 
denn es fehlte vor allem das Gebäude. Die Schutt 
räumung in der Ruine in der Keplerstraße wurde 
sorgfältig überwacht. Dabei kam außer den zum 
größten Teil erhalten gebliebenen Steindenkmälern 
nicht mehr viel heraus. Alles schien zu Asche pul 
verisiert zu sein. Es darf als ein Glück angesehen 
werden, daß eines Tages unter dem Schutt der 
schwere Kassenschrank geborgen werden konnte. 
Er wurde aufgeschweißt und darin befanden sich 
der berühmte Faustkeil von Ludweiler, zwar stark 
gebräunt von der Hitze, aber ganz erhalten, wei 
ter die prächtige fränkische Goldscheibenfibel von 
Wittersheim, auch diese ausgeglüht, aber sonst 
unversehrt, dann die Sammlung an Goldmünzen,
	        
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