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Das Museum für Ir- und Frühgeschichte
des Saarlandes
Von Josef Keller
Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges gab es am Ludwigsplatz in Saarbrücken ein
Museum für Ur- und Frühgeschichte. Genauer gesagt befand es sich in dem Dienstgebäude
des Staatlichen Konservatoramtes, damals Kronprinzenstraße, heutige Keplerstraße Nr. 3,
einem Stengelbau der 1760-er Jahre, der die Westseite des Ludwigsplatzes abschließt. Man
chem Schüler des Ludwigsgymnasiums wird die Erinnerung wieder lebendig werden an die
Sarkophage und römischen Steinsäulen, an die Nachbildung des Mithrasreliefs von Schwarz
erden in natürlicher Größe und was sonst noch in der Eingangshalle zu sehen war, eine
Erinnerung auch an jene marschier- und boxfreudige Heil-Hitler-Zeit, in der man das arme
Ludwigsgymnasium in der unwürdigsten Weise in diesen viel zu kleinen Museumsbau hinein
gepfercht hatte. — Wo ist dieses Museum geblieben? Es hatte den Anschein, als ob der
Krieg es hinweggefegt habe und man darauf verzichten müsse, jemals wieder etwas aus der
Ur- und Frühzeit des Saarlandes zu Gesicht zu bekommen. Aber inzwischen hört man, daß
dieses Museum nach einer zwanzigjährigen Aschenbrödelzeit umso schöner wieder erstehen soll.
Die Griindungszeit
A ls der erste Konservator im Saarland, Ober-
regierungsrat Karl Klein, im Jahre 1920
anfing, die ur- und frühgeschichtlichen Funde aus
dem Boden des Landes zu sammeln, gab es bereits
eine kleine derartige Sammlung in Saarbrücken,
die vom Historischen Verein für die Saargegend
zusammengetragen war. Diese enthielt zwar einige
ausgezeichnete Schaustücke, so unter anderem ein
Steinbild der gallo-römischen Göttin Epona, einige
römerzeitliche Bronzefigürchen, eine keltische Gold
münze, eine eiserne keltische Lanzenspitze mit
geschweiftem Blatt, aber der urkundliche Wert für
die frühe Geschichte des Landes war gering, denn
es fehlte zu dien meisten dieser Funde die genaue
Angabe des Fundortes und der Fundumstände.
Bedeutende Funde aber gingen früher dem Lande
verloren. So kommt es, daß der hervorragende
spätbronzezeitliche Depotfund von Wallenfangen
sich im Museum der nationalen Altertümer in
Saint-Germain-en-Laye bei Paris befindet, das
goldene Diadem aus dem keltischen Fürstengrab
von Besseringen im Staatlichen Museum zu Berlin,
um nur zwei markante Beispiele zu nennen. Alles
andere, soweit es überhaupt erfaßt wurde, kam
vor 1920 in die damals zuständigen Museen in
Trier, Birkenfeld und Speyer.
Die Sammlung des saarländischen Konservators
wuchs in wenigen, Jahren so stark an, daß sie
schon 1929 in dem Gebäude Keplerstraße 3, Am
Ludwigsplatz, als Museum eröffnet werden konnte.
Es hatte sich erwiesen, daß die Gründung des
Staatlichen Konservatoramtes ein für die kulturel
len Belange des Landes notwendiger Schritt war,
denn nunmehr entwickelte sich hier auf dem Ge
biet der Bodendenkmalpflege eine intensive und
höchst erfolgreiche Tätigkeit, wie sie vordem von
Trier und Speyer aus nicht möglich war. Von dort
aus gesehen lagen die Landschaften um die Blies
und mittlere Saar eben doch sehr am Rande, und
allein schon wegen der weiten Anreise von Speyer
oder Trier war ein sofortiges Eingreifen des
Bodendenkmalpflegers im Falle von Funden bei
Erd- und Bauarbeiten meistens ausgeschlossen.
Nachdem im Saarland dann aber ein eigener Kon
servator eingesetzt worden war, wurden die zu
fällig entdeckten Funde im ganzen Lande mög
lichst vollständig erfaßt; planmäßige Ausgrabungen
bereicherten das dokumentarische Inventar der
heimischen Ur- und Frühgeschichte; von Jahr zu
Jahr vergrößerte sich damit auch das Museum am
Ludwigsplatz. Der Konservator Klein starb 1934,
leider viel zu früh, aber er hinterließ ein Werk,
das er mit Begeisterung für die saarländische
Archäologie geschaffen hatte und dias sich wahr
haftig sehen lassen konnte.
Die Zeit des Ausbaues
In den folgenden Jahren wurde das Museum
weiter ausgebaut. Besonders die Ausgrabung der
römischen Villa in der Weinheck bei Lebach, ein