Full text: 1959 (0087)

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H icht nur Völker und Volksstämme weisen 
Eigenarten im Gruße auf, sondern auch in 
nerhalb derselben wiederum Berufssparten, Ver 
einigungen, Sportzwedge und dergleichen. So hat 
bei uns der Bergmannsstand neben seinem Wap 
pen, in dem sich ein Gottvertrauen in Gestalt des 
gekreuzten Schlägels und Eisens wiederspiegelt, 
auch seinen eigenen Gruß. „Glückauf“ schallt es 
voll Kraft und Emst vor der Anfahrt, „Glückauf“ 
klingt es froh und leicht nach vollbrachter Schicht. 
Kurz klingt dieses Glückauf und doch liegt ein Wold- 
laut darin, der angenehm berührt, etwas Anhei 
melndes, Vertrauenvolles schwingt mit. Der Berg 
mann liebt seinen Gruß, der so unmittelbar das 
Innere des Menschen anspricht. 
Würde man heute einen Bergmann nach dem 
Sinn des Grußes fragen, so gäbe er wahrscheinlich 
zur Antwort, daß derselbe aus dem Wort klar 
ersichtlich sei — nämlich „glückliche Auf- oder 
Ausfahrt“. In diesem Sinne wird auch von Be 
rufsfremden der Gruß zumeist gedeutet, obwohl 
der ursprüngliche Sinn von diesem ab weicht. 
Während die eigentliche Bergmannssprache bis 
in die Anfänge des Bergbaues überhaupt zurück 
reicht, sucht man vergebens im älteren bergmän 
nischen Schrifttum nach der Erwähnung des Berg 
mannsgrußes. Verschiedentlich räumt man dieser 
Grußform ein weit zurückreichendes Alter ein, so 
gar manche Dichter unterliegen einer Altersüber 
schätzung. So zum Beispiel Theodor Körner in 
seinem sonst meisterhaften Gedicht „Bergmanns 
leben“, in dem es unter anderem heißt: 
Neu erzeugt mit jedem Morgen 
Geht die Sonne ihren Lauf, 
Ungestört ertönt der Berge 
Uralt Zauberwort „Glückauf“. 
So „uralt“ wie es hier dargestellt wird, ist der 
Gruß in Wirklichkeit nicht. Im „Bergbüchlein“ 
aus dem Jahre 1534, einer der ältesten, schrift 
lichen Überlieferungen bergmännischer Fachaus 
drücke, sowie in dem Bergmannsbuche des be 
kannten Agricola vermißt man diesen bergmän 
nischen Gruß. Die 1673 erschienene Schrift Ber- 
wards behandelt eingehend die im Bergbau üb 
lichen Ausdrücke, bringt aber als Graßform fol 
gende Redensart: „Gott grüße euch alle mitein 
ander, Bergmeister, Geschworene, Steiger, Schle 
gelgesellen, wie wir hier versamblet sein; mit 
Gunst bin ich aufgestanden, mit Gunst will ich 
midi niedersetzen; grüßte ich das Gelach nicht, so 
wäre idi kein ehrlidier Bergmann nicht. 
Solchen oder ähnlichen Grußformen begegnet 
man oft in späteren Schriftstücken. Etwa um die 
Mitte des 17. Jahrhunderts batte der Gruß „Glück 
auf“ sich im Erzgebirge verbreitet und eingebür 
gert. Er leitet sich ab von „glücklichem Gelin 
gen“ — man wünschte dem Begrüßten Glück 
und der Erzgang möge sich auftun. Es ist durch 
aus möglidi, daß zur selben Zeit im Harzer Ge 
biet der Gruß ebenfalls schon in Anwendung 
»(5lücfauf« 
Von Hans Bläs 
stand. Durch Auswanderungen wurde der Gruß 
in andere Bergbaugebiete hineingetragen. In einer 
von Meitzer im Jahre 1684 veröffentlichten Schrift 
wird dieser Gruß im sächsischen Gebiet nachge- 
wiesen. Der Autor wendet sich gegen die Aus 
drucksart „Glück zu“ als Grußform. Es heißt da 
unter anderem: „Glück zu ist nicht bergkmännisch. 
Glück auff! ist bergkmännisch. Glück auff! auff! 
heißt es, nidit Glück zu. Bergkleute leiden 
diese Formel nicht, sie dancken auch gar- 
nidit gerne einmal auf das Glück zu, aber 
auf das Glück auff dancken sie fleißig.“ In frü 
herer Zeit war ja dier Aberglauben allgemein ver 
breitet, und dieser Einwand dürfte auf diesen 
Aberglauben zurückzuführen sein, da es übel emp 
funden werden konnte, wenn jemand mit „Glück 
zu“ begrüßt wurde. Die Gänge sollten sich ja 
auftun und nidit zuschließen oder verlieren. Daß 
der Gruß „Glückauf“ gegen Ende des 18. Jahr 
hunderts im sächsischen Gebiet üblich war, ist 
aus den Erinnerungen des Oberberghauptman- 
nes von Trebra ersichtlich. Er berichtet beispiels 
weise von einem näditlidien Bergaufzug der 
Knappen, welche „wie auf ein Wort Fackeln und 
Grubenlampen emporreekten und dem Kurfür 
sten Friedrich August ihr ,Glückauf“ entgegen 
riefen.“ 
Für die Einbürgerung dieses bergmännischen 
Grusses im Saarland ist kein genaues Datum an 
zugeben. Sie dürfte in der zweiten Hälfte des 
18. Jahrhunderts liegen, da in dieser Zeit die 
saarländische Industrie auf breiter Basis entwickelt 
wurde und der Bergbau festen Fuß fassen konnte. 
Denn erst mit Stammarbeitern, d. h. mit Leuten, 
die nidit nur gelegentlich auf der Grube arbei 
teten, wie beispielsweise die Bauern im Winter, 
konnte dieser Gruß sidi einbürgern. Bemerkens 
wert ist, daß bis heute der Gruß „Glückauf“ bei 
uns außerhalb der Berufssphäre der Bergleute 
nur begrenzt gepflegt wird. Jenseits der Arbeits 
stätten wird dieser Gruß kaum gewechselt, wäh 
rend er innerhalb des Betriebes, sei es unter oder 
über Tage, aussdiließlidi in Anwendung steht. 
Das an eine ehrenvolle Tradition gebundene 
„Glückauf“ beweist auf anderer Seite aber wie 
der ein Eindringen in den Wirkungskreis des öf- 
fentlidien Lebens bei Benennungen von Straßen, 
Gebäuden (Apotheken), Vereinen, Zeitschriften 
usw. Es ist eine erfreuliche Tatsadle, daß man in 
le tzter Zeit mehr und mehr in der Öffentlichkeit 
den Bergmannsgruß symbolisiert, sei es bei Grund 
steinlegungen, Neugründungen von Vereinen,
	        
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