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Heimische Kohle ist immer wirtschaftlicher!
Die Wärmeberatung der Saarbergwerke AG und ihre Aufgaben
von Masch.-!ng. Heinz Stünkel, VDI
D as „schwarze Gold der Erde" —, so wird
vielfach unsere Steinkohle genannt, und
man will damit die hervorragende Bedeutung
und Kostbarkeit dieses Energieträgers betonen.
Viele Jahrhunderte lang war er mit weitem Ab
stand vor anderen der wichtigste Rohstoff, ohne
den uns die immer rascher zunehmende Ent
wicklung der Technik und Zivilisation undenk
bar erscheinen muß. Denn jeder Fortschritt, den
die Menschheit in der Gestaltung ihrer Umwelt
ermöglichen konnte, hatte — wenn man es ein
mal ganz einfach ausdrücken will — eine Ver
besserung in der Nutzbarmachung der natür
lichen Energiequellen als Voraussetzung. Daran
hat sich auch bis heute nichts geändert.
Ein Charakteristikum der Entwicklungsge
schichte der Technik ist der Zusammenhang zwi
schen einem prinzipiellen Vorgang und dessen
mannigfaltigen Anwendungsmöglichkeiten. Eine
einzige Erfindung konnte meist bald auf den
verschiedensten Gebieten mit Gewinn und
Nutzen angewendet werden. Im Grunde ge
nommen handelte es sich in der Hauptsache im
mer darum, einer vorhandenen Energiemenge
eine andere Erscheinungsform zu verleihen, so
daß man sie sich dann praktisch zunutze machen
konnte. Denn die auf unserer Erde bekannten
Energien sind in ihrer Form einander ja nicht
gleich. Wir kennen z. B. die Wasserkraft, die
Wärmestrahlung der Sonne, die riesige Energie
der Wasserbewegungen des Meeres, hervor
gerufen durch Ebbe und Flut, usw.; der Mensch
heit Streben war seit je darauf gerichtet, sich
dieser Energiequellen zu bedienen. Sie hat es
auch getan, zwar manchmal mit wechselndem,
aber letztlich doch mit immer besserem Erfolg.
Doch nun zur Steinkohle. Sie steht heute wie
früher in der Energiewirtschaft an erster Stelle.
Bevor das Zeitalter der Technik anbrach, spielte
sie zwar auch die wichtigste Rolle; sie wurde
jedoch wohl nur als Brennstoff für die Feuer
stätten in den menschlichen Wohnungen, höch
stens noch zum Schmelzen der damals schon
verarbeitungsfähigen Metalle benutzt. Erst als
1711 der Engländer Th. Newcomen gezeigt
hatte, wie man mit Wasserdampf Arbeit ver
richten kann und später, im Jahre 1769, sein
Landsmann J. Watt die erste brauchbare Dampf
maschine erfand, ging die Entwicklung der Tech
nik dank des vorhandenen Brennstoffs Stein
kohle mit Riesenschritten vorwärts. Der Welt
handel nahm mit der Einführung der Dampf
schiffahrt zu Beginn des 19. Jahrhunderts ganz
andere Formen an. Einen ähnlichen Aufschwung
erlebte auch der Binnenhandel und -verkehr,
als man nach 1815 anfing, Eisenbahnen zu
bauen. Etwa um die gleiche Zeit wurden zahl
reiche Erfindungen gemacht, welche die Elek
trizität betrafen. Die elektrische Energie stellte
sich dabei als sehr bequem und in jeder Weise
verwendbar heraus. Nur, man mußte sie erst
einmal erzeugen, was man wiederum mit der
Sleinkohle am leichtesten bewältigte.
Die fortschreitende Industrialisierung beein
flußte natürlich maßgeblich die Lebensform der
Menschen. Der Energiebedarf pro Kopf der Be
völkerung stieg ebenso rasch an wie die tech
nische Entwicklung weiter Fortschritt. Hinzu
kommt noch, daß die Bevölkerung der Erde
selbst auch immer schneller zunimmt. Man kann
sich nicht vorstellen, welche Energiemengen von
Jahr zu Jahr zusätzlich erforderlich werden, um
den gescmten Weltbedarf zu decken. Um eine
bessere Vergleichsmöglichkeit zu haben, neh
men wir einmal an, die Steinkohle wäre der
einzigste Ennergieträger. Unter dieser Voraus
setzung ist der Energieverbrauch von 1913 bis
1938, also in 25 Jahren, von 1,7 auf 1,8 Milliar
den Tonnen Steinkohle angestiegen. Jedoch
schon in den nächsten 16 Jahren hatte er sich
fast verdoppelt; er betrug 1954 3,4 Milliarden
Tonnen Steinkohle. Wenn der Bedarf noch wei-
Ein Zimmerofen auf einem Prüfstand in der Versuchsstation
der Würmeberatungsstelle.