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Warum verdienen feste Brennstoffe den Vorzug?
Kohle und Koks als sichere einheimische Energiequelle / von W. Hold
Eeste Brennstoffe oder Heizöl — das ist die
■Frage, die in letzter Zeit heftig und häufig
diskutiert wird. Und das nicht nur auf höchster
Ebene und in Kreisen der Erzeuger dieser bei
den Energieträger, die lebhafte Diskussion hat
sich über Presse und Rundfunk bis zum Endver
braucher fortgesetzt, der sich vor die Entschei
dung gestellt sieht, ob er Kohle und Koks, also
den festen Brennstoffen, oder dem Heizöl den
Vorzug geben soll.
In dem damit entfachten und von Seiten der Mi
neralölindustrie mit lebhafter Werbung geführ
ten Konkurrenzkampf zwischen der Kohle und
dem Heizöl dürfte der Verbraucher an der Saar
eigentlich von sich aus wissen, welchem Brenn
stoff er den Vorzug geben will. Das Saarland
ist ein ausgesprochenes Kohlenland, und gerade
um diesen wertvollen Besitz wurde in den letz
ten Jahrzehnten viel gestritten. Die Kohle ist
seit eh und je der natürliche Reichtum unseres
Landes. Und es ist kein Schlagwort, sondern eine
Binsenwahrheit, daß der Bergbau, in dem nahe
zu ein Fünftel der werktätigen Bevölkerung an
der Saar Beschäftigung und Auskommen findet
und der an der Wertschöpfung des Landes maß
geblich beteiligt ist, eine der tragenden Säulen
der gesamten Saarwirtschaft ist. Auch das Vor
handensein und der Aufschwung bedeutender
Industrien an der Saar wäre ohne die Kohle
undenkbar.
Aber nicht nur aus solchen Erwägungen her
aus verdienen die im Lande vorhandenen festen
Brennstoffe den Vorzug. Auch wirtschaftliche
und technische Gesichtspunkte spielen dabei eine
gewichtige Rolle. Als Vorteile von Ölheizungs
anlagen wird häufig geltend gemacht, daß sie
sauberer seien als Heizanlagen für feste Brenn
stoffe und daß sie automatisch betrieben wer
den könnten. Auch eine Kohle- und Koksheizung,
vor allem, wenn es sich um eine neue und mo
derne Anlage handelt, läßt sich mit minimalem
Arbeitsaufwand immer tadellos sauber halten.
Dagegen wird die Reinigung einer Ölanlage
schwieriger, wenn nur etwas öl durch Undich
tigkeit in der Leitung oder am Brenner in den
Keller ausgelaufen ist, und der lästige Ölge
ruch tagelang durch das Haus zieht. Hinzu
kommt noch, daß bei ausgelaufenem öl immer
Brandgefahr besteht, und in einer Reihe von be
kannt gewordenen Fällen in der Bundesrepublik
und in Frankreich dadurch verheerende Brände
ausgelöst wurden. Was die Automatik, das viel
gerühmte sog. „Druckknopfsystem" betrifft, so
funktioniert diese bei neuzeitlichen Heizungs
anlagen für feste Brennstoffe, insbesondere für
Koks, genau so zuverlässig wie bei Ölheizungen.
Allerdings ist bei einer Ölheizung Stromausfall
gleichbedeutend mit Betriebsausfall, während
bei automatischen Koksheizungen bei Stromaus
fall der eingerichtete Handbetrieb eine Fort
setzung der Heizung ohne weiteres gewähr
leistet. Heute ist man jedenfalls so weit, daß
Koks- und Kohlenschaufeln sowie das Asche
tragen im Heizungskeller bei modernen Anla
gen überflüssig geworden sind.
Nach einem Bericht der „Deutschen Zeitung
und Wirtschaftszeitung" ist das öl in der Nähe
von Trinkwassergebieten besonders gefährlich.
Durch ein Gutachten wurde nachgewiesen, daß
öl im Wasser schon im Verhältnis 1:500 000 zu
schmecken ist. In einem weiteren Gutachten von
Prof. Hettche vom Hygiene-Institut im Hamburg
wurde festgestellt, daß der Ruß von Heizölan
lagen, der wesentlich flugfähiger ist als Stein
kohlenruß, für die Gesundheit schädlich sei. Von
Schornsteinfegern, die lange im Beruf sind, sei
bezeugt worden, so heißt es in dem Gutachten
weiter, daß bei Rußarbeit in früheren Zeiten,
als nur feste Brennstoffe verfeuert wurden,
nicht annähernd solche Beschwerden der At
mungsorgane eintraten, wie sie jetzt bei der
Reinigung von Ölheizungen Vorkommen. Was
hier für die Schornsteinfeger im besonderen
gilt, das hat auch für die Allgemeinheit Gültig
keit, daß nämlich die sehr aggressiven schwe
felhaltigen Rauchgase des Heizöls die Luft nicht
nur verpesten, sondern beim Einatmen auch ge
fährlich sind.
Wie steht es demgegenüber mit Koks? Von
berufener Seite ist gefordert worden, daß Kran
kenhäuser nur Heizungsanlagen erhalten, die
bestimmte Voraussetzungen erfüllen, daß ein
Brennstoff verfeuert werden muß, der wirtschaft
lich und geruchlos verbrennt, und dessen Ab
gase weder Rußflocken noch schädliche Dämpfe
enthalten dürfen. Und es wurde festgestellt, daß
von allen festen und flüssigen Brennstoffen nur
der Koks diese Vorzüge besitzt.
Auch von einem preislichen Vorteil des Heiz
öls gegenüber den festen Brennstoffen ist wie
derholt die Rede. Der Kalorienheizwert einer
Tonne Heizöl liegt höher als der einer Tonne
Kohle oder Koks; der Preis mag augenblicklich
verlockend erscheinen, da er für den Verbrau
cher günstig liegt. Es darf aber keinesfalls über
sehen werden, daß es sich dabei um nur vor
übergehend eingeräumte Kampf- und Dumping
preise handelt, bei der die Mineralölindustrie,
die durch keinerlei Bindungen behindert ist, wie
es bei der Kohle beispielsweise durch den Mon
tanunionsvertrag der Fall ist, weit unter ihrem
eigenen Gestehungspreis bleibt. Sie will dabei
buchstäblich „um jeden Preis" ins Geschäft
kommen, auch wenn sie vorübergehend Ein