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Ein Leben für die Grube:
Grubeninspektor August Knobloch
Am Rande streift der Jubilar, daß er von Mai
1945 bis zum Mai 1946 von der Militärregierung
als Bürgermeister der Stadt Neunkirchen ein
gesetzt wurde. In dieser Eigenschaft sah er sich
zunächst genötigt, in der zu 60 Prozent zerstör
ten Stadt Aufräumungsarbeiten durchführen zu
lassen. Die mangelnden Arbeitskräfte gewann
er dadurch, daß er zwei Monate lang die ganze
männliche Bevölkerung der Stadt Neunkirchen
mit Fahrzeugen, Schippe und Hacke antreten
ließ, um die Straßen freizumachen und durch
Einsturz bedrohte Häuser abzureißen. Zum Wie
deraufbau der zerstörten Blies- und Bahnbrücke
lieh er sich bei der Grube 30 Bergleute aus, die,
ohne daß sich eine Baufirma an diesen Arbeiten
beteiligte, die Brücken wiederherstellten. Des
gleichen mußte die Grube Hilfestellung leisten,
um die Straßenbahnen wieder in Gang zu brin
gen. Es mangelte vor allem an Fahrdraht, den
die Grube König lieferte.
Doch dies nur nebenbei. Als sein Lebenswerk
betrachtet Grubeninspektor Knoblauch die Er
schließung der siebten Sohle auf Grube König.
Er ist stolz darauf, daß er mithelfen durfte, die
Förderung von 700 Tonnen bei seinem Dienst
antritt auf 5000 Tonnen Reinförderung zu stei
gern. Dabei lag die Besonderheit der Betriebs
führung nicht nur darin, Kohle zu fördern, son
dern den Betrieb auch wirtschaftlich zu gestal
ten. Von 1940 (dem Zeitpunkt der Erschließung
der neuen Sohle) bis 1944 einschließlich und von
1948 bis auf den heutigen Tag erbrachte die
Grube stets einen Reingewinn. Es erfüllt den
Jubilar ferner mit besonderer Genugtuung, daß
die Grube König als erste Fettkohlengrube an
der Saar im Jahre 1954 eine Jahresdurchschnitts
leistung von 2062 kg erreichte.
Dies sicherlich nicht zuletzt deshalb, weil der
Grubeninspektor seine Leute richtig anzupacken
weiß. Er gibt uns einige Geschichten zum besten,
die beweisen, daß die Bergleute sich nicht
scheuen, ihn aufzusuchen, wenn sie etwas auf
dem Herzen haben, und daß sie auf seinen Ge
rechtigkeitssinn vertrauen. Als eine besondere
„Gnade" empfindet es der Jubilar, daß er wäh
rend seiner 50jährigen Tätigkeit auf der Grube
niemals einen Krankenschein anfordern mußte
und auch niemals ernstlich verunglückt war.
So hat Grubeninspektor Knoblauch unermüdlich
im Dienst seiner Grube gestanden und sich in
Bergmannskreisen einen guten Namen erworben.
Wenn er nun als 66jähriger auf die vergange
nen Jahre zurückschaut, dann kommt ihm die
Inschrift in den Sinn, die er einst auf einem
Grabstein gelesen hat: „Er tat was er konnte."
Dies Wort möchte er auch über sein Leben ge
stellt wissen.
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Kaum hat der Ausbildungsabteilungssteiger
der Grube Viktoria mit seinen beiden Schülern
den Korb verlassen, als die Förderung weiter
geht. Mit Kohle vollgeladene Förderwagen kom
men unaufhaltsam aus der Tiefe und rollen lang
sam der Wäsche zu. Weithin ist das Getöse der
aufeinanderprallenden Fahrzeuge hörbar. Der
nahezu 55jährige Ausbildungsabteilungssteiger
Johann Hoffmann aus Püttlingen, der in
diesem Jahre sein 40jähriges Dienstjubiläum
begeht, gibt den beiden jungen Bergleuten noch
einige Anweisungen, dann geleitet er uns in sein
Büro. Was liegt näher, als zunächst über seine
Tätigkeit bei den Saarbergwerken zu erzählen.
Dem Jubilar obliegt es, die Jungen in Bergbau
kunde zu unterrichten und sie mit der Unter
tagearbeit vertraut zu machen. Er bemüht sich,
nicht nur gute Jungbergleute für die Grube Vik
toria heranzubilden, sondern er möchte auch der
Allgemeinheit anständige Menschen zuführen.
Ein Zeichen dafür, daß der Ausbilder neben der
Vermittlung von praktischen und theoretischen
Kenntnissen großen Wert auf die Menschenfüh
rung legt. Wenn er die Schüler richtig anzupak-
ken weiß, dann deshalb, weil er großes Ver
ständnis für die heutige Jugend hat. „Ich ver
abscheue die Bezeichnung .Halbstarke'. Unsere
Jungen sind durchweg anständige Kerle. Und
wenn auch hie und da ein charakterschwacher
Mensch unter ihnen ist, so muß man ihm auf den
rechten Weg helfen, was bei richtiger Behand-