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Flözfunde im Bereiche der Grube Göttelborn
Ergebnisse von geologischen Untersuchungen / Von Karl Mussler, Markscheider BWD Fischbach
Die Anlage eines Betriebes zur Gewinnung
nutzbarer Mineralien, eines Steinbruches,
eines Tagebaues, eines Stollens oder eines
Schachtes, setzt geologische Untersuchungen
über Bauwürdigkeit, Ausdehnung und Güte
des Mineralvorkommens voraus. Vor Jahrhun
derten haben im Saargebiet die ersten Flöz
funde am Ausgehenden nicht ahnen lassen,
welchen Kohlenreichtum unsere heimatliche
Erde birgt. Später brachten im Saargebiet
und in Lothringen systematisch durchgeführte
Schürfarbeiten weitere geologische Erkennt
nisse über unser Kohlenvorkommen. Die an
fängliche, einfache Kohlengräberei an den
Flözausgehenden entwickelte sich zu Stollen
abbaubetrieben, die sich zum Teil weit aus
dehnten und damit gute Aufschlüsse über Ab
baugrenzen und Flözverhalten brachten. Dann
mußte man in größere Teufen mit Seiger
schächten Vordringen, womit der sogenannte
Tiefbau seinen Anfang nahm. Es entstanden
so in der zweiten Hälfte des vorigen Jahr
hunderts zahlreiche Schachtanlagen, für deren
Lage die bis dahin bekannten geologischen
Verhältnisse mitentscheidend waren.
Im Zuge dieser Neuschaffung von Schacht
anlagen nahm im Jahre 1887 die Grube Göt
telborn ihren Anfang. Ihre Lage am Südhang
des Göttelborner Höhenzuges war so ge
wählt, daß die Schächte, im Holzer Konglo
merat angesetzt, in geringer Teufe das hän
gendste Flammkohlenflöz (Flöz Eilert) durch
sanken, um dann in den weiteren Teufen ein
Flöz nach dem anderen aufzuschließen.
Von den Schächten aus entwickelte sich die
Grube nach Osten bis zum Fischbachsprung
in ein Feld mit guten Flözen. Nach Westen zu
fand die Grube ihr Ende am Holzersprung, wo
von Westen her die ehemalige alte Grube
Lampennest mit ihrem Abbau Halt gemacht
hatte. Ein 1,5 km langer Querschlag nach Nor
den erschloß die Magerkohlen mit zwei guten
Flözen. So ergab sich ein Grubenfeld von 5
bis 6 km Länge in streichender Ausdehnung
und 2,5 bis 3 km Länge im Einfallen der Schich
ten, also eine Flächengröße des Grubenfeldes
von über 15 Quadratkilometer.
So wie die Geologen eines jeden Landes
ständig nach nutzbaren Mineralien suchen,
jedes Kohlenrevier darauf bedacht ist, wei
tere Grubenfelder zu erschließen, so hat auch
die Leitung der Grube Göttelborn nach dem
letzten Kriege zahlreiche geologische Unter
suchungsarbeiten durchgeführt, um weitere
bauwürdige Flöze innerhalb ihres Feldes zu
erschließen.
In den Jahren 1949 bis 1951 haben Auf
schlußarbeiten (Bohrungen und Auffahren von
Strecken) im Ostfelde der Grube Göttelborn
das Flöz Josefa in einer streichenden Erstrek-
kung von 1250 m als bauwürdig erkennen las
sen, was einen zusätzlichen Kohlenvorrat der
2. und 3. Sohle in diesem Flöz von 2 100 000 t
ergab.
Dieser Erfolg regte zu weiteren Untersu
chungen an. Im Jahre 1952 durchgeführte Boh
rungen ins Liegende von Flöz Josefa ergaben
zwei weitere bauwürdige Flöze, die Gisela
und Gisela Nebenbank genannt wurden. Wei
tere Untersuchungen brachten eine strei
chende Erstreckung der Flöze von etwa 1000 m.
Damit waren auf der 2. und 3. Sohle weitere
2 000 000 t bauwürdige Kohlenvorräte ge
funden.
In dieser Zeit waren beim Studium der geo
logischen Verhältnisse des Lampennestfeldes
Zweifel aufgetreten, ob das Meterflöz in die
sem seit 1917 verlassenen Felde wirklich als
das hängendste Flöz der oberen Flammkohle
zu gelten hat oder ob darüber Flöz Eilert noch
bauwürdig ansteht. Wohl war in den alten
Schurflinien über dem Meterflöz kein Flöz fest
gestellt worden. Auch in den untertägigen
Aufschlüssen im Hangenden des Meterflözes
war kein Flöz gefunden worden.
Geologische Konstruktionen und Überlegun
gen führten jedoch dazu, daß der Horizont
des Meterflözes nicht der hängendste Flöz
horizont der Flammkohle sein könne.
Die erste Klärung der Frage brachte eine
Bohrung im Westfeld 2, wo man vom unteren
Kohlbachflöz in der 3. Sohle 95 m im Hangen
den ein Flöz in gleicher Zusammensetzung
fand, wie sie im Meterflöz des Lampennest
feldes bekannt war. Die weitere Folge war
das Auffahren eines Ausrichtungsquerschlages
aus dem unteren Kohlbachflöz durch den Hol
zersprung 2. Eine inzwischen in diesem Quer
schlag niedergebrachte Bohrung erreichte tat
sächlich Flöz Eilert. Der Querschlag wurde
fortgesetzt und traf das Flöz in gleich schöner
Ausbildung an, wie es im Westfeld der Grube
Göttelborn gebaut war. Im weiteren Verfolg
dieses Aufschlusses wurde die Grundstrecke
Flöz Eilert über 1500 m weit nach Westen auf
gefahren, hat damit das 500 m breite West
feld erschlossen und steht schon 1000 m weit
im Lampennestfelde. Weitere Untersuchungs
arbeiten über den Umfang des bauwürdigen
Feldesteiles in diesem Flöz sind im Gange.