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Es wird also bis auf die geringen vom Wir
kungsgrad des Abscheiders abhängigen und
mit dem Rauchgas in den Kamin entweichen
den Flugstaubmengen nahezu die gesamte
Asche in Form von Granulat aus dem Kes
sel abgezogen. Damit wird noch ein weiterer
Vorteil erzielt. Während früher die Lagerung
der feinen Flugasche auf den Halden stets
Schwierigkeiten bereitete, da sie leicht vom
Winde aufgewirbelt wurde und damit die Um
gebung belästigte, sind diese Nachteile beim
Granulat nicht mehr vorhanden. Die Asche
kann vielmehr, ebenso wie die Grobasche
von Rostfeuerungen, für Bauzwecke verwen
det werden und wird von Baulustigen sicher
lich gern abgenommen.
Auch die Kaminhöhe darf bei Werken, die
als Stauberzeuger anzusehen sind, nicht ver
nachlässigt werden. Während früher die Ka
mine in der Hauptsache dazu dienten, um für
die betreffende Anlage einen ausreichenden
natürlichen Zug zu erreichen, verloren sie spä
ter durch Einbau von Einrichtungen für künst
lichen Zug (Gebläse) immer mehr an Bedeu
tung. Die hohen und kostspieligen Backstein
kamine wurden durch niedrigere und in ihren
Gestehungskosten billigere Blechkamine er
setzt. Erst die Frage der Staubbelästigung hat
die hohen Kamine wieder in den Vordergrund
treten lassen. Wenn durch letztere der Staub
auswurf selbst zwar nur unwesentlich verrin
gert wird, so wird dadurch jedoch der ausge
worfene Staub in Abhängigkeit von der je
weiligen Kaminhöhe auf eine wesentlich grö
ßere Fläche verteilt. Der Staubanfall pro
Flächeneinheit wird geringer und damit auch
die Staubbelästigung. Bei sehr niedrigen
Schornsteinen sind vor allem in der näheren
Umgebung des Werkes die Staubnieder
schläge groß. Es muß daher die Schornstein
höhe in einem bestimmten Verhältnis zur
größten Gebäudehöhe gewählt werden, um
eine einigermaßen befriedigende Rauchgas
abführung zu erreichen.
Zum Studium dieses Problems wurden ein
gehende Versuche von der Technischen Hoch
schule Hannover durchgeführt. Dabei wurde
'festgestellt, daß die Gebäude-Bauart, die
Rauchgasaustrittsgeschwindigkeit und die
Windgeschwindigkeit obengenanntes Grö
ßenverhältnis beeinträchtigen. Der Unter
schied in den Rauchfahnen bei hohen und
niedrigen Kaminen ist schematisch in Abbil
dung 6 dargestellt. Bei diesem Beispiel be
trägt die Gebäudehöhe über Erdboden 35 m,
die Höhe der niedrigen Kamine 10 m und die
der hohen Kamine 38 m über Dach. Während
bei den niedrigen Kaminen die Rauchgase
unmittelbar auf dem Werksgelände den Erd
boden bereits erreichen, werden sie bei den
hohen Kaminen weit vom Werk weggetragen,
wodurch die vom Staub in Mitleidenschaft
gezogene Bodenffäche viel größer wird.
Diese Erkenntnisse haben dazu geführt, daß
die ursprünglich sehr niedrigen Blechkamine
des Kraftwerks Barbara um 18 m erhöht wur
den. Aus Abbildung 7 ist der Unterschied der
Kamine und der daraus austretenden Rauch
fahnen ersichtlich.
Bei Zusammenfassung vorstehend genann
ter Gesichtspunkte ist festzustellen, daß die
Bedeutung und Dringlichkeit des behandelten
Problems für uns an der Saar außer jeder
Frage steht. Die Staubfrage erstreckt sich
über ein Gebiet, das über den Rahmen ein
zelner Wissenszweige hinaus geht und alle
Abbildung 6: Unterschied der Rauchfahnen bei hohen und niedrigen Kaminen (schematisch dargestellt)
Vr y
-y = 1), R = Rauchgas-Austritts-Geschwindigkeit, V = Wind-Geschwindigkeit