146
turms oder einer frisch aufgeworfenen Berge
halde. So ist für die gesamte saarländische Indu
strielandschaft die Verzahnung von Wald und
Industrieanlagen charakteristisch. In diesem
Zweiklang liegt nicht selten ein eigenartiger
landschaftlicher Reiz. Die Verknüpfung von
Wald und Industrie hat außerdem den Vorteil
der wesentlich gesünderen Lebensbedingungen
an der Saar gegenüber den meisten anderen In
dustrierevieren.
Um Neunkirchen erweitert sich die Kohlen
gebirgslandschaft zu einer durch die Industrie
geprägten Stadtlandschaft. Tag und Nacht füh
ren die Westwinde den Industriestaub über die
geschwärzte Stadt hinweg und hüllen sie in
einen schmutzigen Dunstmantel. Aber auch die
Fabrik- und Industriestadt Neunkirchen wird
von einem grünen Waldgürtel umrahmt. Und
schaut man des Nachts vom Kuchenberg auf
diese pulsierende Industrielandschaft herab, so
wird das Auge gebannt von dem geisterhaften
Lichtermeer, den zuckenden Flammen der Hoch
ofengruppe und den Feuergarben des Stahl
werkes. Wahrlich — ein imposantes Bild!
Der nördliche Teil der Kohlengebirgsland
schaft, dort wo die Orte Dörrenbach, Ottweiler,
Wustweiler und Heusweiler liegen, leitet in das
Saar-Nahe-Bergiand über. Bewaldete Bergkup
pen, die in unregelmäßiger Folge zwischen fla
chen und breiten Mulden eingestreut liegen,
prägen das Landschaftsbild. Durch die saftigen
Wiesen schlängeln sich klare Bäche wie Prims,
Lösterbach, Wadrill, obere Blies, Nahe und
Oster. Ursprünglich bedeckte das Saar-Nahe-
Bergland ein zusammenhängendes dichtes Wald
kleid, begünstigt durch die hohen Niederschläge
(Ottweiler hat 850 mm Jahresdurchschnitt) und
einen geeigneten Boden. Erst der Mensch hat
den Wald gelichtet und auf die kuppigen Höhen
zurückgedrängt. Das geschah erstmalig zur Rö
merzeit und später namentlich im Zeitalter der
großen deutschen Waldrodungen. Infolge der
dichteren Besiedlung mußte der Wald den Wie
sen und Ackerfluren weichen. Die Bergkuppen,
die hier das Landschaftsbild beleben (Schaum
berg, Bosenberg bei St. Wendel, Eiselskist bei
Grügelborn, Weißeiberg, Füßelberg bei Freisen),
sind gesteinsmäßig bedingt. Sie bestehen aus
harten, vielfach vulkanischen Gesteinen einer
alten geologischen Epoche, der Permzeit. Sie ist
die jüngste Zeit des Erdaltertums und folgte auf
die für unsere heimische Wirtschaft so bedeu
tungsvolle Steinkohlenzeit. Die Kräfte der
Atmosphäre haben in langen Zeiträumen die
harten Gesteine als Kuppen aus ihrer weicheren
Umgebung herausmodelliert. An das Vorkom
men der vulkanischen Gesteine knüpft eine ört
lich gebundene Hartstein-Industrie an (Stein
brüche bei Oberlinxweiler, bei Michelbach a. d.
Prims u. a.). Außer diesem Industriezweig be
gegnen wir nur hier und da bodenständigen Zie
gelbrennereien oder landwirtschaftlichen Fa
briken, die sich an größere Siedlungen anleh
nen. Das Saar-Nahe-Bergland ist so eine typi
sche Agrarlandschaft. Im Norden überwiegen
entsprechend der höheren Lage die Wiesen mit
Viehzucht, im Süden beherrschen die Acker
fluren das Landschaftsbild.
Ein völlig anderes Gepräge zeigt der Hoch
wald, der peripher im Norden unsere Heimat ab
schließt. Es ist ein Teil des Hunsrücks und da
mit des Rheinischen Schiefergebirges. Auf der
größeren Hunsrückkarte erscheint der Hochwald
neben Err-, Idar- und Soonwald als langgezoge
ner Höhenrücken. Sie bestehen alle aus einem
besonders harten Gestein, dem Taunusquarzit,
und bilden daher die höchsten Erhebungen. Der
durchlässige und nährstoffarme Boden läßt keine
Landwirtschaft zu. Geschlossene, einsame Wäl
der bedecken den siedlungsleeren Raum. Die
weicheren Gesteine bestehen vornehmlich aus
Hunsrückschiefer, der bereits bei dem schön ge
legenen Weiskirchen aufgeschlossen ist. Sein
Vorkommen verraten stets die schmucken blauen
Schieferdächer der Ortschaften. Um Nonnweiler
weisen einige Ortsnamen auf eine alte Eisen
industrie hin. Das Eisenerz wurde früher an Ort
und Stelle geschürft. Nur das bekannte Werk
„Maria Hütte" hat sich als Eisengießerei bis zum
heutigen Tag gehalten. Wenn sich am Südrand
des Hochwaldes die Siedlungen ein wenig häu
fen, etwa in der Linie Merzig-Wadern-Birken-
feld, so liegt das an der unmittelbaren Nachbar
schaft des Industriegebietes. Es holt sich von
hier nicht nur die arbeitenden Menschen, son
dern auch einen Teil des Bedarfes an landwirt
schaftlichen Erzeugnissen.
Nach Westen greift der widerstandsfähige
Hochwaldkamm zwischen Mettlach und Hamm
über die Saar hinweg. Sie durchbricht den har
ten Gesteinsriegel in einem einzigartigen, engen
Durchbruchstal, das oberhalb von Mettlach die
prachtvolle Saarschleife bildet. Wer kennt nicht
den einzigartigen Blick von der Cloef aus?
Den Süden und Westen unserer Heimat um
rahmen die Buntsandstein- und Muschelkalk
landschaften. Die Buntsandsteinlandschaft findet
im Osten ihre Fortsetzung in dem an Felsformen
reichen Pfälzer Wald. Ein eindrucksvolles Bild
der saarländischen Buntsandsteinlandschaft ge
winnen wir, wenn wir sie von der Kuppe des
Ebersteins bei Neunkirchen oder der Beruser
Höhe aus betrachten. Eine steilansteigende wald
verhüllte Stufe führt in die an Formen ab
wechslungsreiche, hügelige Waldlandschaft. Die
stillen großen Wälder zwischen Kirkel und
Neunkirchen, zwischen Kirkel, Lautzkirchen,
Bierbach und Wörschweiler, der St. Ingberter
Wald und der Warndt gehören hierher. Wohl
ist der Boden wasserdurchlässig und unfrucht
bar und daher landwirtschaftlich von geringem
Wert. Aber in den weiten Waldungen findet der
abgehetzte Mensch wieder zu sich selbst. Der
wirtschaftliche Wert der Buntsandsteinlandschaft