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auf Ausnahmen beschränkt bleiben. Es haben
im Jahre 1953 in Saarbrücken-Burbach ange-
stellte Messungen an ungünstiger Stelle die
ses Stadtteils einen SO>-Gehalt von nur
0,2 mg/m 3 ergeben.
Auch der Mensch hat unter dem Staub
einfluß zu leiden. Staubkrankheiten des Men
schen zählen bei uns an der Saar leider zu
einer der häufigsten Berufskrankheiten. Die
Lunge ist das durch Staubeinwirkungen am
meisten gefährdete menschliche Organ. Unter
den Lungenschäden nimmt die Silikose durch
Industriestaub (vorwiegend durch freie kri
staline Kieselsäure) einen der ersten Plätze
ein. Da die Größe des Staubkornes für
Silikose-Erkrankungen ausschlaggebend ist
(1-3 My), sind Einwirkungen dieser Art durch
die in Rauchgasen enthaltenen Staubteilchen
bisher nicht bekannt.
Wenn Staubbelästigungen allgemein zwar
sehr unangenehm aber dennoch, wie aus vor
stehenden Ausführungen hervorgeht, nicht so
schädigend sind, wie vielfach angenommen
wird, so ist es andererseits durchaus zu ver
stehen, daß die Bevölkerung einiger saarlän
discher Gebiete- wo die Staub-Immissionen
besonders stark sind, sich beschwerdeführend
an die in Frage kommenden Stellen gewandt
hat. Dies zwingt die Betreiber von Industrie-
Anlagen als auch die Uberwachungsorgane
dazu, sich in immer stärkerem Maße für die
damit verbundenen Fragen zu interessieren.
Einmal sind es Fragen rechtlicher, zum ande
ren rein technischer Natur. Solange es keine
einwandfreien Unterlagen für die Beurteilung
von Luftverunreinigungen gibt, werden stets
Meinungsverschiedenheiten zwischen der kla
genden Bevölkerung und der angeklagten
Industrie Vorkommen. Nachdem vor kurzem
bei Regierung und Landtag des Saarlandes
Schritte zur Bildung eines „Staub-Ausschus
ses" eingeleitet wurden, der sich u. a. auch
mit dem hier angeschnittenen Fragenkom
plex beschäftigen wird, bleibt zu hoffen, daß
in absehbarer Zeit auch bei uns dem Staub
problem ernstlich zu Leibe gerückt wird.
Immerhin ist dabei zu bedenken, daß es mit
Rücksicht auf die besonderen Gegebenheiten
in der Staubfrage viele Stimmen gibt, die
gegen eine zu starre Festlegung der zu tref
fenden Maßnahmen sind. Es sollte daher im
Interesse der Bevölkerung versucht werden,
der Aufsichtsbehörde durch die geltenden
Rechtsbestimmungen für die Erteilung von
Auflagen im Rahmen des Erlaubnisverfahrens
einen genügenden weiten Spielraum zu las
sen, um sich dem jeweiligen Stand der tech
nischen Entwicklung elastisch anpassen zu
können.
Schwieriger als die Regelung der rein recht
lichen wird die Lösung der technischen Fra
gen sein, denn diese sind nicht nur von finan
ziellen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten
abhängig, wie dies vielleicht vielfach ange
nommen wird. Die Entstaubungstechnik ist ein
Gebiet, in dem immer wieder neue Probleme
auftauchen und wo trotz allem Fortschritt der
Technik noch viele Versuche durchgeführt und
praktische Erkenntnisse erworben werden
müssen. Entstaubungsanlagen mit einem Wir
kungsgrad von 100% für alle in einem Rauch
gas vorkommenden Korngrößen gibt es nicht.
Immerhin sind aber die modernen Anlagen in
ihrem Staub-Abscheidegrad schon so gün
stig, daß man bei Einbau derselben von einer
Staubplage allgemein nicht mehr reden kann.
Von den Industrie-Betrieben an der Saar,
die z. Z. nach Presse- und Rundfunkberichten
im Verdacht stehen, den meisten Staub zu er
zeugen, rangieren die Dampf-Kraftwerke an
der Spitze. Dies ist teilweise darauf zurück
zuführen, daß in den modernen saarländi
schen Kraftwerken im Gegensatz zu den älte
ren Anlagen ausschließlich minderwertige
Ballastkohle mit einem durchschnittlichen
Aschegehalt von etwa 20—30% verfeuert
wird. Durch den Übergang von der früher all
gemein üblichen Rost-Feuerung in den Kessel-
Anlagen zur Mühlen-Feuerung und der damit
verbundenen Ausmahlung des Kohlengutes
zu feinem Korn ist der Flugaschenanfall be
deutend größer geworden. Während bei Rost
feuerung etwa 80% der Asche als Grobasche