Full text: 1958 (0086)

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Abbildung 8: Grabmal des Fürsten Wilhelm Heinrich 
macht; ausgeführt wurde er durch den in Saar 
brücken hochgeschätzten Bildhauer Johann Phi 
lipp Mihm im Stil des leichten, ins Louis Seize 
spielenden Rokoko um 1770. Die vergoldete In 
schrift ist auf dem herabhängenden Tuch an 
gebracht und betont da mit Absicht den Aufbau 
der Mitte. Die lateinische Inschrift lautet: 
„Gattenliebe und eheliche Treue weihen dies 
Denkmal dem Andenken des Durchlauchtigsten 
Fürsten und Herrn Wilhelm Heinrich, Für 
sten zu Nassau, Grafen zu Saarbrücken und 
Saarwerden, Herrn zu Lahr, Wiesbaden und 
Idstein usw., königlich französischen General 
leutnants und Obersten, Ritters des Großkreuzes 
des militärischen Verdienstordens und des Pol 
nischen Ordens vom weißen Adler usw. Geboren 
6. März 1718, gestorben 24. Juli 1768. Die trau 
ernde Gattin, die ihn überlebte, die durchlauch 
tigste Fürstin und Herrin Sophie Christiane 
Charlotte Friedrich E r d mu t e, Fürstin zu 
Nassau und geborene Gräfin zu Erbach, setzte 
dies Denkmal, als das gemeinsame Los die Asche 
erwartend.“ 
Auf den Seiten des Grabmals stehen folgende 
Inschriften: 
In Gerechtigkeit, Klugheit und den Künsten 
des Friedens ein Held, dem kein Lob gerecht 
wird. “ 
„Ein großer Baumeister war er auf Erden, doch 
ein schöneres Denkmal setzte er sich in den 
Herzen der Bürger 
Auf der Rückseite: 
„Die sterbliche Asche ihres unsterblichen Va 
ters ehrend ließ dies Grabmal für den erlauch 
ten Wilhelm Heinrich, den trefflichen Fürsten 
von Nassau erneuern, seine Tochter Ihre Durch 
laucht Wilhelmine Henriette, Prinzessin 
von Nassau. Gräfin von Soyecourt. Saarbrücken, 
28. August 1826." 
Wilhelm Heinrich wurde 1718 in Usingen ge 
boren. Nachdem er die Schule in Genf besucht 
hatte ging er zur weiteren Ausbildung in der 
PolitiK und im Hofleben nach Paris wo er die 
Beicanntsdiäft einflußreicher Persönlichkeiten 
machte und bei König Ludwig XV. sich beson 
deren Ansehens erlreute. Seine stattliche Er 
scheinung und se u geistreiches und gewandtes 
Wesen öllneien ihm alle Tüten. Bald trat er in 
den Heeresdienst des Königs, in dem er rasch 
von Stufe zu Stufe bis zum Generalleutnant auf- 
stieg. Sein Land stellte dem König vier Regi 
menter: das Regiment Royal Allemand, das Re 
giment Nassau-Saarbrück Cavalerie, das Regi 
ment Nassau-Saarbrück Infanterie und das Regi 
ment Volontaires Royaux de Nassau-Saarbrück. 
Mit diesen Truppen kämpfte Wilhelm Heinrich 
im Oesterreichischen Erbfolgekrieg für Frank 
reich gegen die Kaiserin Maria Theresia und 
nahm an der Erstürmung von Prag im Jahre 1741 
teil. 1746 zog er mit seinen Regimentern Cava 
lerie und Infanterie für Frankreich nach Flan 
dern. Im Siebenjährigen Krieg fochten seine 
freiwilligen Husaren Volontaires Royaux gegen 
den „Alten Fritz" von Preußen bei Roßbach 1757. 
Im weiteren Verlauf des Krieges hatte sein Regi 
ment Nassau Infanterie hervorragenden Anteil 
an der Einnahme von Frankfurt am Main 1759, 
und 1762 verteidigte das gleiche Regiment die 
Stadt Kassel. Nach der bereits erwähnten Er 
stürmung von Prag begab Wilhelm Heinrich sich 
zur Kaiserwahl nach Frankfurt am Main, wo er 
die junge und schöne Grälin Sophie von Erbach 
kennen lernte. Der Verlobung folgte die Ver 
mählung auf dem Fuße. Es war ein großartiger 
Triumphzug durch die Grafschaft Saarbrücken, 
als das fürstliche Paar seinen Einzug hielt. Das 
ganze Land war in einem Freudentaumel ohne 
gleichen und die mehrtägige Hochzeitsfeier im 
Schloß zu Saarbrücken war von einem hier noch 
nie gesehenen Glanz. Die Gemeinden und Städte 
überboten sich gegenseitig, das Fest mit allem 
erdenklichen Gepränge zu begehen. 
Man sieht daraus, wie beliebt der Fürst war; 
aber das kam nicht von ungefähr, sondern hatte 
seine realen Gründe, die sehr bald sichtbar wur 
den. Durch seine Freundschaft zum französischen 
König hatte Wilhelm Heinrich dem Lande große 
Vorteile verschafft; vor allem blieb die Graf 
schaft fast immer von Truppendurchzügen und 
Kriegskontributionen verschont. Dadurch wurde 
es möglich, im Inneren friedliche Aufbauarbeit 
zu vollbringen. Aber auch als Regent tat Wil-
	        
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