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Abbildung 1: Grabmal des Grafen Gustav Adolph und
seiner Gemahlin Eleonore Clara
zwei weinende Putten mit erhobener und ge
senkter Fackel dargestellt wie auf den mithrä-
ischen Kultbildern die beiden Fackelträger
Cautes und Cautopates. Sie versinnbildlichen
das Leben, wie es in der Morgenröte sonnen
gleich heraufsteigt und im Abendglanze dahin
geht und verlöscht (siehe „Saarbrücker Berg
mannskalender“ 1951, Seite 110). Oben, vor
einem von Waffen, Fahnen und Trommeln star
renden Aufbau, hält der Siegesengel den Lor
beerkranz des Ruhmes über das Haupt des Gra
fen. Rechts und links davon stehen die präch
tigen Wappen von Nassau-Saarbrücken und Ho
henlohe. Die Inschriften sind lateinisch; sie
lauten;
„Süß ist der Tod fürs Vaterland. Die Tugend
lebt nach dem Tode fort. Zum ehrenden An
denken der erlauchten Eltern. Dem hochgebore
nen und erlauchten Grafen und Herrn Gustav
Adolph, Grafen zu Nassau-Saarbrücken und
Saarwerden, Herrn zu Lahr, Wiesbaden und Id
stein, des heiligen römischen Reiches General
wachtmeister, der geboren am 27. März 1632 und
an einem im Kampfe für Kaiser und Reich am
Kochersberg im Elsaß empfangenen Wunde starb
am 9. Oktober 1677. — Der hochgeborenen und
erlauchten Gräfin und Herrin Eleonore Clara,
Gräfin zu Nassau-Saarbrücken und Saarwerden,
Herrin zu Lahr, Wiesbaden und Idstein, gebore
nen Gräfin zu Hohenlohe und Gleichen, Herrin
in Langenburg und Kranichfeld, die geboren am
16. Juli 1632 und gestorben am 4. Mai 1709. —
Ihr Sohn, der hochgeborene und erlauchte Graf
und Herr Ludwig Kraft, Graf zu Nassau-
Saarbrücken und Saarwerden, Herr zu Lahr,
Wiesbaden und Idstein, des allerchristlichsten Kö
nigs Marechal de Camp und Oberst des Reiter
regiments Royal-AIlemand, ließ dies Denkmal
errichten im Jahre 1700.“
Graf Gustav Adolph war mitten in der trau
rigen Zeit des Dreißigjährigen Krieges geboren.
Als er 1659 die Regierung übernahm, boten
Saarbrücken und St. Johann ein Bild des Verfalls
und der Erschöpfung. Das Land war durch Krieg,
Hunger und Pest ausgezehrt. Der Graf fing zwar
an, seit 1666 das schöne Renaissanceschloß in
stand zu setzen und den Turm des Saartores wie
der aufzubauen, aber über Anfänge kam er nicht
hinaus. Denn bald kam noch größeres Unheil
über die Stadt. Die Reunionskriege brachen aus
und Saarbrücken wurde zum Schauplatz der
Kämpfe. Gustav Adolph, der zuerst im Dienste
des französischen Königs, dann beim schwedi
schen Heer gestanden hatte, trat jetzt zur kaiser
lichen Armee über. 1677 wurde er bei Straßburg
in einem Gefecht gegen die Franzosen verwun
det und starb. Seine Leiche liegt, heute noch in
merkwürdig gutem Erhaltungszustand (durch
eine im Sarg eingelassene Glasscheibe zu sehen)
in der Thomaskirche zu Straßburg.
Abbildung 2: Graf Gustav Adolph