Full text: 1957 (0085)

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Als der Nagelschmied 
Von Theo S c h w i n n noch hämmerte . . . 
„Die Nagelschmidd senn lauter Lumpen, 
se saufen vill, se saufen vill, 
se verkäfen ihren Hammer 
und kloppen mit ‘m Sdidill“. — 
us diesem Spottvers, der in guter Laune 
von Nagelschmied selbst gesungen wurde, 
klingt uns sein Humor entgegen. Bevor wir auf 
sein Handwerk und dessen Verbreitung in un 
serer weiteren Heimat eingehen, soll sein ver 
schiedenartiger mundartlicher Berufsname gedeu 
tet werden, soweit er uns bekannt ist. 
In unserer Gegend sagt man an der mittleren 
Saar für Nagelschmied „Kluttchen“ (französisch: 
clou = Nagel, cloutier = Nagelschmied, Nagel 
händler). Am Bietzerberg nannte man diesen 
Handwerker „Pinnenklutchen“. In Losheim häm 
merte 1892 — 93 noch der „roude Gloudchen“. 
Um 1586 begegnet uns als Nagelschmied in Mer- 
zig „Kluten Matz“. Später sagte man auch 
„Glautchen“. In Merzig soll im 19. Jahrhundert 
eine Glautchesgasse (heute Friedrichstraße) gewe 
sen sein. In Mondorf gab es bis zum Ende des 
19. Jahrhunderts noch Nagelschmiede, die man 
allgemein „Glautchen“ nannte. In Erbringen ist 
der Hausname „Gluttchen“ auch noch aus dem 
vergangenen Jahrhundert für eine Nagelschmiede 
familie den älteren Leuten bekannt. In Sitzerath 
hieß der Nagelschmied Pönnenschmied. 
Im übertragenen Sinn versteht man heute unter 
einem Kluttchen in der Dillinger Gegend einen 
heruntergekommenen Menschen. Das Lehnwort 
ist hier zum Schimpfwort herabgesunken. Klutt 
chen (Mehrzahl = Kluttdier) ist ein allgemeiner 
Ausdruck für jeden Vagabunden, für Bettelvolk. 
In manchen Gegenden nannte man den Nagel 
schmied „Nahlsdimidd“ oder Pinnensdimied. 
Wahrscheinlich liegt der Bedeutungswandel des 
Lehnwortes Kluttchen in der Tatsadie begründet, 
daß mit der fortschreitenden Tedmik dieses Hand 
werk immer mehr an Ansehen verlor und sdiließ- 
lidi nur als wenig lohnender Erwerb galt. Ähn 
lichen Wandel machte das Lehnwort „Potje“ 
durdi. Französisdi: le portier = Töpfer, Zinn- 
und Kannengießer. 
Die ersten und letzten Nagelschmiede unserer 
Heimat 
Der Nagelsdimiedeberuf ist in unserer Heimat 
früh sdion bekannt. So entstand Landsweiler-Re- 
den nach dem Dreißigjährigen Krieg um 1690 
durch den Nagelschmied Johann Sehl aus Ober/ 
Emmel im Trieri sehen, der vorher etliche Jahre 
am Hofe des Grafen von Ottweiler gearbeitet 
hatte und so von dem Grafen die Erlaubnis er 
hielt, sich irgendwo in der Grafschaft niederzulas 
sen. J. Sehl heiratete am 8. Februar 1695 ein 
Mädchen aus Schiffweiler und baute sidi auf dem 
heutigen Landsweiler Bann „in den Birken“ ein 
Haus aus Holz und eine Nagelschmiede. Seine 
älteste Tochter Anna Ottilie verheiratete sich mit 
Nickel Müller, einem Nagelschmied aus Wintrich 
a. d. Mosel. Zur selben Zeit war noch ein dritter 
Nagelschmied hier ansässig mit Namen Johannes 
Nuß, der aus Geißspitzheim im Elsaß stammte 
und um 1715 nach Lands weder kam. 
Die Nagelschmiede trieben auch noch Land 
wirtschaft, da ihre Heimarbeit offenbar wenig 
einbrachte. In den Einwohnerlisten werden sie 
als nicht gut vermögend oder begütert aufgeführt. 
In Los'heim war eine ganze Straße mit kleinen 
Nagelschmieden zur Zeit der Lehnsherrschaft. Die 
Nagelschmiede waren von einem gewissen Zehn 
ten befreit, mußten aber dafür bei den stattge 
fundenen Jagden das Wildbret nach der Abtei 
Mettlach bringen. 1892 — 93 ließ der „roude 
Gloudchen“ noch den dürren „Filax“ —- einen 
kleinen Hund — im Rade laufen und hämmerte 
dabei lustig Nägel. 
In den Archiven des Kreises Saarlouis sind 
keine Urkunden über Nagelschmiede bis jetzt 
feststellbar gewesen. Auch in den Zunftlisten des 
Amtes Schaumburg aus dem Jahre 1788, die sonst 
alle Handwerker erwähnen, erscheinen sie nicht. 
Auch in den Zunftlisten des Metzer Archivs aus 
dem Jahre 1701 wird der Nagelschmied nicht ge 
nannt, wohl der Eisengräber. In Merzig dagegen 
ist das Nagelschmiedegewerbe sdion sehr alt. Das 
hängt dort mit der Schifferei zusammen. Ende 
des 16. Jahrhunderts sind die Nagelsdimiede in 
der Zunft des hl. Eligius zusammengeschlossen, 
die auch Hammerzunft genannt wurde, weil sie alle 
Gewerbe umfaßte, die sich bei der Arbeit des 
Hammers bedienten. Die St. Eligiuszunft wurde 
in der Revolutionszeit aufgelöst. Nach einer Auf 
nahme der Häuser und Berufe aus dem Jahre 
1840 gab es damals in Merzig 13 Nagelsdimiede. 
In dem Buch: „St. Ingbert und seine Vergan 
genheit“ von Dr. W. Krämer sind im Jahre 1791 
in St. Ingbert 3 Nagelsdimiede nachgewiesen. 
Überhaupt soll das Nagelsdimiedegew'erbe aus 
den pfälzischen Gebieten gekommen sein. Der 
letzte Nagelschmied des Saargebietes soll vor ei 
nigen Jahren im hohen Alter in einem Homburger 
Altersheim gestorben sein. In der Generalüber
	        
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