zu viele, so daß wir sie nicht alle schildern kön
nen. Erst vor ganz kurzer Zeit haben che Blies-
kasteler allen Widerständen zum Trotz die Erhal
tung einer ihrer barocken Erinnerungen durch
gesetzt, nämlich die Erneuerung des Decken
gemäldes im barocken Stil für die Schloßkirche.
Die Blieskasteler Schloßkirche ist die einzige fast
völlig im ursprünglichen Bauzustand erhalten ge
bliebene Barock-Kirche des Saarlandes. Sie ent
stand in den Jahren 1776 —1778 wahrscheinlich
nach einem Entwurf des Stengel-Schülers Peter
Reheis, der sich bei seinem Entwurf stark an die
Ludwigskirche in Saarbrücken anlehnte. Dabei ist
jedoch als Kuriosität zu bemerken, daß das Decken
gemälde nicht aus dieser Zeit, sondern aus dem
19. Jahrhundert stammt. Obwohl die Kunstver
ständigen darauf hinwiesen, daß in einem spät-
barocken-klassizistischen Raum, wie ihn die Schloß
kirche darstellt, überhaupt kein Deckengemälde
notwendig sei, haben sich die Blieskastler nicht
irre machen lassen, ein neues Barock-Gemälde dem
Münchener Maler Richard Holzner in Auftrag zu
geben. Die Blieskastler wissen also noch immer,
was sie ihrer reichsgräflich-leyischeii Residenz und
guten Landesmutter Marianne schuldig sind. Noch
ein Denkmal aus dem letzten Jahrzehnt des 17.
Jahrhunderts ist in Blieskastel wieder erstanden:
Der Herkulesbrunnen auf dem Platz vor der Apo
theke. 1691 zahlte die Stadt dem Meister Hans
Jakob 9 Gulden für „das Herculum steinern Bild
auf dem Brunnen zu machen“. Bereits vor Jahren
mußte diese Brunnenfigur wegen Gefährdung der
öffentlichen Sicherheit entfernt werden. Sie ist nun
bis ins Kleinste nach der alten Figur kopiert und
der ganze Brunnen neu hergestellt worden.
Aber nicht nur die Metropole Blieskastel birgt
noch mannigfache Kostbarkeiten, sondern auch
Dörfer wie Reinheim und Gräfintal, Habkirchen
und Böckweiler. Gräfintal wäre froh, wenn es
noch die Simson-Kanzel und Beichtstühle von der
Meisterhand des elsässischen Holzbildhauers Jo
hann Franz Madersteck hätte, die dieser im Auf
trag der merkwürdigen Person des Polenkönigs
Ladislaus Lesczynskis für seine Lieblingskirche im
Kloster Gräfintal 1733—1736 schuf. In der großen
Ausräumung der französischen Revolution kamen
diese Werke in fremde Hände und schließlich
nach Reinheim. Weniger Aufmerksamkeit hat man
jedoch in Reinheim der gotischen Kapelle gewid
met, die in eir. Geschoss des runden Turmes ein
gebaut ist und interessante Kapitale aufzuweisen
hat. Neuerdings erkannte man auch in der katho
lischen Kirche zu Bliesdalheim zwei Statuen
als Kunstwerke des frühen 18. J ahrhunderts, eine
Antoniusstatue und eine Marienstatue. Antonius
ist im Gewände eines Franziskanermönches dar
gestellt und hält in der linken Hand eine Bibel,
auf welcher das Jesuskind sitzt. Beide Figuren
stammen wahrscheinlich aus dem Franziskaner
kloster in Homburg, das in der französischen Re
volution enteignet wurde und unterging.
Antonius-Statue in Bliesdalheim aus dem frühen
I 8. Jahrhundert
Eine reiche Tradition liegt in diesen Tälern und
Höhen des Landes zwischen Blies und Mandelbach,
die lebendig geblieben ist in den Ruinen und
Denkmälern, in einem Kranz von Sagen, der sich
um die Dörfer, Bächlein und Wälder windet, aber
auch lebendig geblieben ist in den Bewohnern, die
mit Fleiß und Tüchtigkeit das Land bebauen oder
die täglich mit der Bahn oder mit dem Omnibus
das Tal verlassen und in den Industriezentren
dem Erwerb nachgehen müssen. Vereinzelt haben
sich auch industrielle Einrichtungen im Bliestal ein
gerichtet, wenn wir an die Kalksteinbrüche von
Gersheim denken und besonders an das Mühlen
gewerbe, das seit uralten Zeiten entlang der Ge
wässer sich bis in die Zeit des modernen Mühlen
großbetriebes zu erhalten wußte. Das Vergangene
ist nicht tot, sondern ist fruchtbringend geworden
für das Zukünftige, verwandelt und erneut leben
dig in Glauben und Leben der Gegenwart.