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anderen Seite Diana im Bande mit Nymphen um
geben. Im Hintergründe steht der Jager Aktäon.
Der dritte Stein stellt die Szene dar, wie Achilles,
in Frauentracht unter den Töchtern des Nikomedes
verborgen, von dem alten Ulisses entdeckt wird.“
Damals war es der Friedensrichter Derkum von
Blieskastel, der mit Sorgfalt die Funde einer
großen Vergangenheit des Bliestals sammelte und
teilweise auch Exemplare von den gefundenen
Steinen in die Wände seines schönen Gartens vor
Blieskastel einmauerte. Denkmalspflege ist eine
Einrichtung neuerer Zeit. Früher kam es darauf
an, ob Leute vorhanden waren, die Interesse für
die Altertümer zeigten. Zwei Personen haben sich
vor dem 19. Jahrhundert für die Reste der Ver
gangenheit zwischen Mandelbach und Blies beson
ders interessiert: einmal der pfalz-zweibrüddsche
Geometer Tileman Stell, der in seiner Ämtcr-
Besdireibung von Zweibrücken und Kirkel auch
die alten bemerkenswerten Punkte der Landschaft
aufzeichnete, und dann in besonderer Weise der
sowohl die Kunst wie die Pracht liebende Herzog
Karl August II. von Zweibrücken, in dessen
Sammlung sich der Kentaurenkopf von Schwar
zenacker befand, dem, wie gesagt, wertvollsten
Fund im Tal der Blies bis zur Entdeckung des
Grabes von Reinheim.
Aber, so wird der liebe Leser mir entgegnen,
von all diesen Dingen findet man doch nichts
mehr, wenn man sich Zeit und Muse nehmen
sollte, um zwischen Blies und Mandelbach zu
wandern. Das ist insofern richtig, als viele der
genannten Dinge in das Museum von Speyer
oder in das Museum in Saarbrücken abgewandert,
zum Teil verloren gegangen und vor allem auch
zur Zeit noch nicht wieder der Öffentlichkeit zu
gänglich sind. Nicht zu vergessen sind die Stürme
der Kriege, die das Land immer wieder heimge
sucht haben seit den Tagen der Völkerwanderung
bis in unsere jüngste Vergangenheit; gerade diese
Kriege haben viel Fleiß, Kunst und Energie der
verschiedensten Epochen vernichtet.
Trotzdem steckt das Land auch heute noch
voller Denkwürdigkeiten und Merkwürdigkeiten,
wenn man sich einmal die Mühe macht ihnen
nachzuspüren. Wer von Homburg kommend ins
Bliestal fährt, kommt am Fuße des W T örschweiler
Berges vorbei, dessen Rücken die Reste des be
deutendsten Klosters für das Mittelalter im Blies
tal trägt: Das Wörschweiler Zisterzienser-
Kloster. Ursprünglich war es eine Niederlassung
der Mönche von Hombach. Wenn wir den Namen
Hombach hören, fällt uns gleich der Name des
Glaubensboten des Bliestals ein: Pirminius. Wie
reich ist auch heute noch im unteren Bliestal die
Erinnerung an diesen Sendboten des Evange
liums aus dem Südwesten Europas, der schließ
lich nach langer Wanderschaft sein Leben an dem
lieblichen Ort, wo Sualb und Trualb zusammen
fließen, beschließen wollte. Von Hornbach aus
zogen die Mönche ins Bliestal, bauten Kapellen
und Kirchen: Böckweiler, Walsheim, Habkirchen
und Blickweiler; sie bauten nicht nur Kapellen,
sondern leiteten die Einwohner an zum Obstbau
uiid zur Zucht eines leistungsfähigen Viehbestan
des. Die Hombacher Benediktiner wurden bald
überflügelt durch die Zisterzienser in Wörsch
weiler, denen die Klosterstifter, die Grafen von
Saarwerden, den heiligen Berg 1170 übergaben.
Warum, das läßt sich heute keineswegs mehr klar
erkennen. Das geistliche Leben stand im Mittel-
alter jedenfalls auch sehr stark unter dem Ein
fluß politischer Strömungen und Ereignisse.
Heule wird auf dem Wörschweiler Kiosterberg
wieder gegraben, um nach deutlicheren Resten zu
suchen, die seit dem zerstörenden Klosterbrand
Der rätselhafte runde Kirchturm von Erfweiler-Ehlingen
unter dem Schutt begraben lagen. In Wörschweiler
ließen sich die Glieder der Stifterfamilie, die
Grafen von Saarwerden, die Grafen von Hom
burg, die Grafen von Blieskastel und Angehörige
anderer adeliger Geschlechter zur letzten Ruhe
bestatten in der Überzeugung, daß durch das Gebet
der Mönche für ihr Seelenheil nach dem Tode aufs
beste gesorgt sei. Vom Mutterkloster Weilerbettnach
bei Metz über Wörschweiler dehnte der Zister
zienserorden seine Beziehungen und vor allem seine
wirtschaftliche Bedeutung bis an den Rhein aus.
Während die Bedeutung Wörschweilers — nach
den ältesten Urkunden zu schließen — in einer
wirtschaftlichen Entfaltung zu suchen ist, scheint
Hombach von Bedeutung gewesen zu sein für
die mittelalterliche Bautätigkeit in den Dörfern