Full text: 1957 (0085)

85 
anderen Seite Diana im Bande mit Nymphen um 
geben. Im Hintergründe steht der Jager Aktäon. 
Der dritte Stein stellt die Szene dar, wie Achilles, 
in Frauentracht unter den Töchtern des Nikomedes 
verborgen, von dem alten Ulisses entdeckt wird.“ 
Damals war es der Friedensrichter Derkum von 
Blieskastel, der mit Sorgfalt die Funde einer 
großen Vergangenheit des Bliestals sammelte und 
teilweise auch Exemplare von den gefundenen 
Steinen in die Wände seines schönen Gartens vor 
Blieskastel einmauerte. Denkmalspflege ist eine 
Einrichtung neuerer Zeit. Früher kam es darauf 
an, ob Leute vorhanden waren, die Interesse für 
die Altertümer zeigten. Zwei Personen haben sich 
vor dem 19. Jahrhundert für die Reste der Ver 
gangenheit zwischen Mandelbach und Blies beson 
ders interessiert: einmal der pfalz-zweibrüddsche 
Geometer Tileman Stell, der in seiner Ämtcr- 
Besdireibung von Zweibrücken und Kirkel auch 
die alten bemerkenswerten Punkte der Landschaft 
aufzeichnete, und dann in besonderer Weise der 
sowohl die Kunst wie die Pracht liebende Herzog 
Karl August II. von Zweibrücken, in dessen 
Sammlung sich der Kentaurenkopf von Schwar 
zenacker befand, dem, wie gesagt, wertvollsten 
Fund im Tal der Blies bis zur Entdeckung des 
Grabes von Reinheim. 
Aber, so wird der liebe Leser mir entgegnen, 
von all diesen Dingen findet man doch nichts 
mehr, wenn man sich Zeit und Muse nehmen 
sollte, um zwischen Blies und Mandelbach zu 
wandern. Das ist insofern richtig, als viele der 
genannten Dinge in das Museum von Speyer 
oder in das Museum in Saarbrücken abgewandert, 
zum Teil verloren gegangen und vor allem auch 
zur Zeit noch nicht wieder der Öffentlichkeit zu 
gänglich sind. Nicht zu vergessen sind die Stürme 
der Kriege, die das Land immer wieder heimge 
sucht haben seit den Tagen der Völkerwanderung 
bis in unsere jüngste Vergangenheit; gerade diese 
Kriege haben viel Fleiß, Kunst und Energie der 
verschiedensten Epochen vernichtet. 
Trotzdem steckt das Land auch heute noch 
voller Denkwürdigkeiten und Merkwürdigkeiten, 
wenn man sich einmal die Mühe macht ihnen 
nachzuspüren. Wer von Homburg kommend ins 
Bliestal fährt, kommt am Fuße des W T örschweiler 
Berges vorbei, dessen Rücken die Reste des be 
deutendsten Klosters für das Mittelalter im Blies 
tal trägt: Das Wörschweiler Zisterzienser- 
Kloster. Ursprünglich war es eine Niederlassung 
der Mönche von Hombach. Wenn wir den Namen 
Hombach hören, fällt uns gleich der Name des 
Glaubensboten des Bliestals ein: Pirminius. Wie 
reich ist auch heute noch im unteren Bliestal die 
Erinnerung an diesen Sendboten des Evange 
liums aus dem Südwesten Europas, der schließ 
lich nach langer Wanderschaft sein Leben an dem 
lieblichen Ort, wo Sualb und Trualb zusammen 
fließen, beschließen wollte. Von Hornbach aus 
zogen die Mönche ins Bliestal, bauten Kapellen 
und Kirchen: Böckweiler, Walsheim, Habkirchen 
und Blickweiler; sie bauten nicht nur Kapellen, 
sondern leiteten die Einwohner an zum Obstbau 
uiid zur Zucht eines leistungsfähigen Viehbestan 
des. Die Hombacher Benediktiner wurden bald 
überflügelt durch die Zisterzienser in Wörsch 
weiler, denen die Klosterstifter, die Grafen von 
Saarwerden, den heiligen Berg 1170 übergaben. 
Warum, das läßt sich heute keineswegs mehr klar 
erkennen. Das geistliche Leben stand im Mittel- 
alter jedenfalls auch sehr stark unter dem Ein 
fluß politischer Strömungen und Ereignisse. 
Heule wird auf dem Wörschweiler Kiosterberg 
wieder gegraben, um nach deutlicheren Resten zu 
suchen, die seit dem zerstörenden Klosterbrand 
Der rätselhafte runde Kirchturm von Erfweiler-Ehlingen 
unter dem Schutt begraben lagen. In Wörschweiler 
ließen sich die Glieder der Stifterfamilie, die 
Grafen von Saarwerden, die Grafen von Hom 
burg, die Grafen von Blieskastel und Angehörige 
anderer adeliger Geschlechter zur letzten Ruhe 
bestatten in der Überzeugung, daß durch das Gebet 
der Mönche für ihr Seelenheil nach dem Tode aufs 
beste gesorgt sei. Vom Mutterkloster Weilerbettnach 
bei Metz über Wörschweiler dehnte der Zister 
zienserorden seine Beziehungen und vor allem seine 
wirtschaftliche Bedeutung bis an den Rhein aus. 
Während die Bedeutung Wörschweilers — nach 
den ältesten Urkunden zu schließen — in einer 
wirtschaftlichen Entfaltung zu suchen ist, scheint 
Hombach von Bedeutung gewesen zu sein für 
die mittelalterliche Bautätigkeit in den Dörfern
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.