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*Oer ölte (frühen voeo
Von Hans B I ä s
V-^on hohen, knorrigen Eichen und glatten
Buchen wird er überschattet — stückweise schlän
gelt er sich durch das geheimnisvolle Dunkel der
Fichten und Tannen, die mit ihren äußersten
Spitzen beinahe Zusammenstößen und die Sicht
zum Tal nur teilweise freigeben.
Ruhig ist es um ihn geworden, den alten Gru
benweg, der in etwa zwanzig Minuten vom Aus
gang des Dorfes zur stillgelegten Grube führt.
Seit die letzte Fahrt getan, seit das letzte Signal
am Schacht verhallte, liegt er verlassen. Das
braungelbe Laub und wucherndes Unkraut, ab
gefallene Äste, dürr, morsch, hier und da von
Pilzen besetzt, geben seinem Gesicht ein müdes,
verträumtes Gepräge. Nur selten noch vernehmen
die hüpfenden Wellen des Quellwassers nebenan
die einsamen Schritte eines Wanderers oder
Beerensuchers, die sich gemeinsam mit dem Ge
plätscher des Wassers im Rausdien des Waldes
verlieren.
„Sdiwarzer Weg“ wurde er nur genannt, wohl,
weil er mit Asche bedeckt war, vielleicht tauften
ihn auch Außenseiter so, weil früher der Berg
mann mit kohlenstaubverkrusteter Haut seinem
Heim zustrebte, nach langer, harter Arbeit.
Viele Sdiritte hat er gehört, Tag für Tag,
Nadit für Nacht. Kurze und ungleidimäßige, die
sich in der Lebensbahn noch nicht richtig zu-
reditfanden, kräftig beschwingte, lebensbejahende
bedäditig langsame. Einzeln und in Gruppen
gingen sie darüber hinweg, in prasselndem Regen
und strahlender Sonne, in schneidendem Frost
und in brausenden Stürmen, bei Tag und bei
Nadit. Viele Menschenalter hat er gezählt, der
treue Diener Weg, hat die leichtfüßigen Schritte
verfolgt bis zum müden, letzten Gang zur Schicht.
Willig nahm er das stützende Auftupfen der der
ben Stöcke auf sich. Ja, wenn er erzählen könnte,
der sdiweigsame Zeuge von guten und schlechten
Zeiten, von Frieden und Krieg — er würde be-
riditen von zufriedenen und glücklidien Men
schen, die in treuer Ergebenheit ihr Tagewerk
verrichten bis zum letzten, schweren Gang. Ju
belnde Kinderstimmen hat er gehört, die dem
heimkehrenden Vater nach sdiwerer Arbeit in
dunkler Nadit in dankbarer Freude das Tages
licht in hellstem Glanze erstrahlen ließen. Nicht
selten vermißte der stille Lausdier plötzlidi wohl-
bekannte Tritte —■ einige ließen sidi nach kürzerer
oder längerer Zeit wieder hören, andere kehrten
nie wieder. Erbarmungslos hatte der Tod zuge
griffen und statt der ausgesetzten Tritte klangen
dem stummen Zeugen nodi lange das herzzerrei
ßende Schluchzen um den Mann, das wehmütige
Fragen unsdiuldiger Kinder nadi dem Vater, nadi.
Ja, so war das damals: Einen kleinen Schritt
hat die Zeit inzwischen gemacht und noch immer
rauschen die Bäume, sprudelt der Quell — noch
immer wiegen sich die Tannen und Fichten leise
im Wind. Wie in mitfühlender Teilnahme be
decken die braungelben Blätter den zwecklosen
Weg, so, als brauche er einen Mantel zum Schlafe.
Träume nur, alter Gr üben weg, träume w r eiter;
du 'hast deinen Zweck erfüllt — damals.
Kleinschanzlin Pumpen A.G.
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