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Graben-
Lampen
einst
und jetzt
Von Walther A I b r e c h t
ie Überlieferungen aus dem ältesten Berg
bau sind sehr spärlich. Unsere Kenntnisse
aus dieser Zeit stützen sich zum größten Teil
auf Funde, die man gemacht hat. Die ältesten
Grubenlampen, die gefunden wurden, bestanden
aus Ton und stammen aus Gruben, die von den
alten Römern betrieben wurden. Hauptsächlich
dürfte zu dieser Zeit Kienspan und Fackel dem
Bergmann in den Erdlöchem und Stollen das
Licht gespendet haben.
Im Museum zu Hallstatt (Oberösterreich), wo
der Steinsalzbergbau seit altersher umgeht, ent
deckte ich auf einer Ferienreise eine prachtvolle,
ungebrauchte Fackel, die hier durch 2 700 Jahre
von dem Salzberg behütet worden war. Etwa
fünfzig fast meterlange und einen Zentimeter
starke Spaltstäbe aus Fichten- und Tannenholz,
oben und unten durch einen kunstvoll gearbei
teten Gleitring aus Lindenbast zusammengehalten,
das war der uralte Lichtträger.
Heute rast die Zeit. Damals hielt sie wohl ab
und zu still. Die Menschen der Vorgeschichte, ins
besondere die Bergleute, waren außerordentlich
konservativ! Mit unglaublicher Zähigkeit hielten
sie an bewährtem Kulturgut fest. Die Fackel als
Grubengeleuchte überlebte Altertum und Mittel-
alter, trat sieghaft in die Neuzeit ein. Noch in
der Mitte des verflossenen Jahrhunderts gab es
in den österreichischen Salzbergwerken „Puchein“,
wie diese Fackeln nunmehr hießen, und erst nach
einem Grubenbrande im Außer Salzbergwerk
wurden sie endgültig abgeschafft. Leuditspäne
und Puchein, so erzählte man mir weiter, wurden
bisweilen auch an den „Ulmen“ (Seitenwänden)
der Gruben befestigt oder mit den — Zähnen
gehalten! In der „Historia de gentibus septen-
trionalis“ von Magnus (1555) ist ein Bauer abge
bildet, der, gleich seinem Weib, bei häuslicher
Arbeit den brennenden Leuchtspan mit den Zäh
nen hält Auch auf altjapanischen Bildern ist der
lei zu sehen, und der menschliche Mund gab da
mit den Vorläufer ab für den späteren „Maul
auf“ aus Ton.
In der Form erinnert noch an die alte Ton
lampe (Bild 1) der sogenannte Frosch (Bild 2), der
im Mittelalter lange im Gebrauch war. Nach
diesem Grubengeleucht kam die offene Öllampe
auf (Bild 3). Diese Lampen, mit Talg oder Rü'böl
gefüllt, erhielten sich Hunderte von Jahren und
sind auch im Ruhrrevier bis vor fünfzig Jahren
vielfach benutzt worden. Das Rüböl gehört zu
den pflanzlichen Ölen, die damals und auch heute
noch im sächsischen Erzbergbau z. B. wegen ihres
hohen Entflammungspunktes und ihrer sparsamen,
langen Brenndauer ein gutes Beleuchtungsmittel
darstellen. Die in Freiberg gebräuchliche Öllampe,
die „Blende“ (Bild 4), war in einem Gehäuse
aus Metallblech befestigt, das an einem Riemen