Full text: 1957 (0085)

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Eine Bergmannserzählung aus unserer Saarheimat nach einer wahren Begebenheit 
Von Hans B r e i n i g 
Nachdem Otto Hellenthal seine paar Jahre als 
Pferdebursche auf einer Grube im oberen Saar- 
revier gearbeitet und dann nach einigen Monaten 
Schlepperarbeit beim Aufhieb eines Querschlages 
geleistet hatte, wurde er um die Jahrhundertwende 
zur Garde nach Berlin eingezogen. Ein strammer 
Bursche war er, 
wie man so sagt, 
und der Haupt 
mann redete ihm 
nach Beendigung 
der Militärdienst 
zeit sehr, aller 
dings umsonst, 
zu, doch Soldat 
zu bleiben. Otto 
zog es wieder zu 
seinen Kamera 
den in die Tiefe, 
heim an die Saar. 
Und so verschlug 
ihn sein Schick 
sal um die Jahr 
hundertwende 
wieder als Ge 
steinsknappe in 
den zur gleichen 
Inspektion gehö 
renden erst im 
Abteufen begrif 
fenen Südschacht 
droben im Wal 
de. 
Seit Jahresfrist 
war dort die Ar 
beit im Gange 
und allmählich 
wuchs eine klei 
ne, blaugraue 
Bergehalde um 
das Schachtge 
rüst, und der Schacht selbst war bereits an die 
]00 Meter tief. Die kleine Kameradschaft und 
Schachtbelegschaft bestand aus kaum einem Dut 
zend Knappen. Hellenthal, obwohl der jüngste 
unter ihnen, der — wie damals üblich — die 
Beservistenmiitze keck auf dem Haupte trug, 
machte in kurzer Zeit seine Hauerprobe und war 
wegen seiner Tüchtigkeit bald anerkannter Ge 
steinsarbeiter, dem man Vertrauen schenkte, das 
er auch nie enttäuschte. 
Manch harte, aber auch manch frohe Stunde 
verlebte der junge Hauer damals in der Tiefe wie 
auch in seiner Freizeit droben im Dorfe gemein 
sam mit seinen Bergmannskameraden. Besonders 
gut befreundet war er mit dem um ein paar Jahre 
älteren Karl Herres, den den verantwortungsvol 
len Posten des 
Schießmeisters in 
der Partie be 
kleidete. Und 
beide Kameraden 
achteten beson 
ders während 
ihrer gefahrvol 
len Arbeit einer 
auf den andern, 
daß ihm nichts 
passiere, abgese 
hen von der sonst 
allgemeinen Vor 
sicht und Hilfs 
bereitschaft aller 
für alle, wie es 
ja im Bergbau 
oberstes Gesetz 
zu allen Zeiten 
war. 
Einmal hatten 
die Knappen 
während der gan 
zen Sei lieht Lö- 
x eher in das har- 
\ te Gestein getrie 
ben, und derweil 
der Schießmei 
ster sie versetzte, 
bestiegen die 
meisten schon die 
Fahrtonne und 
fuhren an Tage. 
Einige nur, unter 
ihnen auch Otto Hellenthal, blieben mit dem bald 
nachkommenden Schießmeister in dem etwa 30 
Meter höher gelegenen Schutzörtchen im Schacht 
zurück, nachdem Karl Herres kurz zuvor sämtliche 
Zündschnüre im Gestein in der Tiefe mit Feuer 
stein und Zunders Hilfe angebrannt hatte. Die 
Männer duckten und kauerten sich, wie schon so oft, 
im schmalen Schutzort eng aneinander. Sie hörten 
lange das sirrende Abbrennen der Streifen und 
rochen auch schon die davon brenzlich gewordenen 
die Männer duckten und kauerten sich am schmalen Schutzort 
eng aneinander
	        
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