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Eine Bergmannserzählung aus unserer Saarheimat nach einer wahren Begebenheit
Von Hans B r e i n i g
Nachdem Otto Hellenthal seine paar Jahre als
Pferdebursche auf einer Grube im oberen Saar-
revier gearbeitet und dann nach einigen Monaten
Schlepperarbeit beim Aufhieb eines Querschlages
geleistet hatte, wurde er um die Jahrhundertwende
zur Garde nach Berlin eingezogen. Ein strammer
Bursche war er,
wie man so sagt,
und der Haupt
mann redete ihm
nach Beendigung
der Militärdienst
zeit sehr, aller
dings umsonst,
zu, doch Soldat
zu bleiben. Otto
zog es wieder zu
seinen Kamera
den in die Tiefe,
heim an die Saar.
Und so verschlug
ihn sein Schick
sal um die Jahr
hundertwende
wieder als Ge
steinsknappe in
den zur gleichen
Inspektion gehö
renden erst im
Abteufen begrif
fenen Südschacht
droben im Wal
de.
Seit Jahresfrist
war dort die Ar
beit im Gange
und allmählich
wuchs eine klei
ne, blaugraue
Bergehalde um
das Schachtge
rüst, und der Schacht selbst war bereits an die
]00 Meter tief. Die kleine Kameradschaft und
Schachtbelegschaft bestand aus kaum einem Dut
zend Knappen. Hellenthal, obwohl der jüngste
unter ihnen, der — wie damals üblich — die
Beservistenmiitze keck auf dem Haupte trug,
machte in kurzer Zeit seine Hauerprobe und war
wegen seiner Tüchtigkeit bald anerkannter Ge
steinsarbeiter, dem man Vertrauen schenkte, das
er auch nie enttäuschte.
Manch harte, aber auch manch frohe Stunde
verlebte der junge Hauer damals in der Tiefe wie
auch in seiner Freizeit droben im Dorfe gemein
sam mit seinen Bergmannskameraden. Besonders
gut befreundet war er mit dem um ein paar Jahre
älteren Karl Herres, den den verantwortungsvol
len Posten des
Schießmeisters in
der Partie be
kleidete. Und
beide Kameraden
achteten beson
ders während
ihrer gefahrvol
len Arbeit einer
auf den andern,
daß ihm nichts
passiere, abgese
hen von der sonst
allgemeinen Vor
sicht und Hilfs
bereitschaft aller
für alle, wie es
ja im Bergbau
oberstes Gesetz
zu allen Zeiten
war.
Einmal hatten
die Knappen
während der gan
zen Sei lieht Lö-
x eher in das har-
\ te Gestein getrie
ben, und derweil
der Schießmei
ster sie versetzte,
bestiegen die
meisten schon die
Fahrtonne und
fuhren an Tage.
Einige nur, unter
ihnen auch Otto Hellenthal, blieben mit dem bald
nachkommenden Schießmeister in dem etwa 30
Meter höher gelegenen Schutzörtchen im Schacht
zurück, nachdem Karl Herres kurz zuvor sämtliche
Zündschnüre im Gestein in der Tiefe mit Feuer
stein und Zunders Hilfe angebrannt hatte. Die
Männer duckten und kauerten sich, wie schon so oft,
im schmalen Schutzort eng aneinander. Sie hörten
lange das sirrende Abbrennen der Streifen und
rochen auch schon die davon brenzlich gewordenen
die Männer duckten und kauerten sich am schmalen Schutzort
eng aneinander