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Die Firma entschloß sich, das Loch stoßend
mit zuerst 600 mm zu bohren und dann auf
800 zu erweitern. Zum stoßenden Bohren dient
im Prinzip nur ein schwerer Flachmeißel, der
von der Bohrlochsohle etwas abgehoben wird
und dann beim Fallenlassen Gesteinsteilchen
Abb. 2 Rollenmeißel für Zielbohrungen 143 mm (oben)
und für Erweiterungsbohrungen (unten)
löst. Die Vorteile dieser Bohrmethode sind:
Geringe Abweichung des Bohrlochs und die
Möglichkeit praktisch jede Gesteinsart damit
zu bohren. Die letztere Tatsache ist für das im
Saargebiet oft vorkommende Konglomerat sehr
wesentlich. Diesen Vorteilen stehen aber be
merkenswerte Nachteile gegenüber, so vor
allem der große Platzbedarf zur Aufstellung
der Bohrmaschine und der geringe Bohrfort
schritt von 1,5—2,0 m/Tag im Mittel. Die
Kosten betragen etwa 60 000 Frs. pro Bohrmeter
mit 800 mm 0.
In letzter Zeit ist im Ruhrgebiet das Bohren
mit Rollenmeißeln für den Untertagebetrieb
weiter entwickelt worden. Der Erfolg dieser
Bohrmethode ist sehr bemerkenswert. Es wird
dabei eine Zielbohrung mit 146 mm 0 von
unten nach oben mit Rollenmeißeln gemacht,
(stehe Abbildung 2).
Anschließend wird das Loch von oben nach
unten in mehreren Stufen mit Erweiterungs
meißeln (s. Abb. 2) vergrößert. Es ist zu erwar
ten, daß sich das Bohren mit Rollenmeißeln
auch in den Gruben der Saar durchsetzen wird.
Der Raumbedarf für diese Maschine ist verhält
nismäßig gering, der Gesamtbohrfortschritt be
trägt etwa 6 m pro Tag und die Gesamtkosten
belaufen sich für die vorkommenden Gesteins
arten des Ruhrkarbons auf etwa 20 000 Frs. pro
Meter für ein Loch von 813 mm 0. Genaue Un
tersuchung fordert allerdings noch die Bohrbar
keit von Konglomerat, da diese Gesteinsart im
Ruhrkarbon nicht ansteht.
Zur Zeit der Niederschrift dieses Artikels, im
Juni 1956, sind von der Bohrfirma rund 70 m
Bohrloch mit 600 mm Durchmesser fertiggestellt.
Das Bohren der restlichen 80 m und das Er
weitern dürfte noch etwa zwei Monate in An
spruch nehmen, sodaß etwa im September 1956
mit dem Abteufen begonnen werden kann.
Welche Besonderheiten sind nun beim Ab-
teufen zu beachten und welche Vorteile er
geben sich aus dem Vorbohrloch?
Der Abteufhaspel und die ganze Abteuf
einrichtung kann schwächer und einfacher aus
gelegt werden, da keine Berge nach oben ge
hoben und damit auch keine Berge am oberen
Anschlagspunkt geladen werden. Die Abteuf
einrichtung dient also nur zur Seilfahrt und
Materialförderung.
Die Ausbauarbeit im Schacht oder Blind
schacht, sei es nun Mauerung, Eisen- oder Holz
ausbau, bleibt grundsätzlich dieselbe wie bis
her. Wir haben für den Lydia-Blindschacht, wie
schon erwähnt, Stahlbogen-Ausbau gewählt
und hoffen mit dieser Ausbauart dem zu er
wartenden schnellen Fortschritt auf der Schacht
sohle folgen zu können.
Ganz neue Gesichtspunkte sind bei dieser
Abteufmethode bei der Schieß- und Ladearbeit
zu berücksichtigen. Das Bohrloch von 800 mm
kann als Einbruch betrachtet werden. Die Bohr
löcher für die Schießarbeit sind so um das
Großbohrloch zu verteilen, daß nur eine Er
weiterung erfolgt. Dabei sind zwei wesentliche
Grundsätze zur Vermeidung von Verstopfungen
des Bohrlochs zu beachten: