Full text: 1957 (0085)

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Schachtabteufen ohne Wegfüllarbeit 
Eine neue Abteufmethode auf Grube Camphausen 
Von Dipl.-Bergingenieur Werner Dietrich 
Das Schachtabteufen ist seit altersher als eine 
der schwersten Gesteinsarbeiten bekannt. Be 
sonders das Laden des schweren Gesteins be 
reitete immer die größten körperlichen An 
strengungen. Die Bemühungen zur Mechanisie 
rung des Abteufens richteten sich daher vor 
allem auf die Erleichterung der Ladearbeit. Hier 
stehen dem Bergmann heute schon Mittel zur 
Verfügung, die einen gewaltigen Fortschritt be 
deuten. Vor allem die verschiedenen Typen 
von Abteufgreifern sind bis zur Einsatzreife 
entwickelt und erreichen eine Ladeleistung von 
rund 100 Wagen (1 000 Ltr.) pro Schicht. Wäh 
rend beim Laden von Hand 5 Wagen (1 000 Ltr.) 
pro Mann und Schicht erzielt wurden, reichen 
für das Laden mit Greifer etwa 4 Mann zur 
Bedienung aus. Damit entfallen auf einen 
Mann 25 Wagen von 1 000 Ltr. bei bedeutend 
geringerer körperlicher Anstrengung. 
Auch der Gedanke, das Fördergut einfach 
durch ein Rolloch nach unten fallen zu lassen, 
ist sehr alt. Diese Methode hat ihre Anwendung 
vor allem im Erzbergbau gefunden. Im Saar 
gebiet basierte das schmale Hochbrechen eines 
Schachtes und anschließende Erweitern von 
oben nach unten auf dieser Idee. Das Bohren 
eines Rolloches mit dem erforderlichen Durch 
messer von 600 bis 800 mm war früher technisch 
unmöglich. Erst in neuester Zeit wurden die 
Bohrmethoden so vervollkommnet, daß das 
Abteufen mit Großbohrloch zum Abfördern des 
Haufwerks auch wirtschaftlich interessant er 
scheint. 
Zur Ausrüstung des Südwestfeldes der Grube 
Camphausen ist in der Nähe des ausziehenden 
Lydiaschachtes ein Blindschacht geplant. Dieser 
Blindschacht soll den Fuß des Lydiaschachtes 
mit der 5. Sohle verbinden, (s. Abbildung 1) 
Aus wettertechnischen Gesichtspunkten war 
ein großer Querschnitt des Lydiablindschachtes 
erforderlich. Wir wählten einen runden, nach 
giebigen Ausbau von 4,75 m Durchmesser aus 
Stahlbogen. Der zusammengedrückte Enddurch 
messer dieses Ausbaus beträgt 4,50 m. Ein Ab 
teufen des Blindschachtes erschien anfangs un 
möglich, da für die Abförderung der Berge 
nur der Lydiaschacht in Frage kam, dessen 
Einrichtung aber für die zu erwartende Förder 
menge nicht ausreichte. Das Hochbrechen im 
vollen Querschnitt schied wegen der Gefähr 
lichkeit dieser Arbeit bei einem Durchmesser 
von rund 5 m ebenfalls aus. Es blieb uns noch 
die Möglichkeit, den Blindschacht schmal hoch 
zubrechen und anschließend auf vollen Quer 
schnitt zu erweitern. In jedem Fall war vor 
gesehen, den Blindschacht beim Hochbrechen 
durch ein Bohrloch von 400 mm Durchmesser zu 
bewettern. Eine Bohrfirma war mit der Her 
stellung dieses Loches schon beauftragt. 
Zu dieser Zeit wurde die Betriebsleitung der 
Grube Camphausen durch Veröffentlichungen 
in der Fachpresse auf das Abteufen mit Groß 
bohrloch von 600—800 mm 0 aufmerksam. Die 
Vorteile dieser Methode waren offensichtlich. 
Sie sollen hier aufgeführt werden: 
1. Die Ladearbeit auf der Schacht-Sohle ent 
fällt fast vollkommen, da etwa 80 % des 
Haufwerks beim Schießen in das Bohrloch 
stürzt. 
2. Ein Abfördern der Berge durch den Lydia 
schacht brauchte nicht mehr zu erfolgen. 
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Abb. 1 Schematische Darsteilung des in der Nähe des 
Lydiaschachtes (Grube Camphausen) geplanten 
Blindschachtes 
Ebenso konnte das sehr kostspielige schmale 
Hochbrechen vermieden werden. 
3. Die damit geschaffenen Erleichterungen sind 
so groß, daß mit einer guten Abteufleistung 
gerechnet werden kann. 
Aus den angeführten Gründen wurde dann 
eine Bohrfirma beauftragt, das Bohrloch mit 
einem Enddurchmesser von 800 mm herzustel 
len und gleichzeitig daran die Bedingung ver 
knüpft, daß das Loch von 150 m Tiefe nicht 
mehr als 1 m aus der Schachtmitte abweicht.
	        
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