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Von Gerhard Heilfurth
„Ein Buch für den Bergmann“ nennt sich im Untertitel das soeben in 2, Auflage erschienene
und von Dr. Ludwig Niemann bearbeitete „Kristall“ (Verlag Glückauf GmbH, Essen). Es
verdient diesen Untertitel zu Recht, denn es ist in der Tat ein Standeshuch für den Berg
mann und zugleich ein Hausbuch für seine Familie. Im Kristall, einer der edelsten Formen
der Natur, spiegelt sich die Welt in ihrer Vielfalt und Schönheit. Ein solcher Kristall soll
auch dieses im Inhalt ebenso reichhaltige wie in der Aufmachung geschmackvolle Buch sein,
ein Spiegel der Berufswelt des Bergmanns und der größeren Welt seines menschlichen Seins.
— Mit freundlicher Genehmigung des Verlages ist aus „Kristall“ der nachfolgende Beitrag
entnommen.
er Komponist Melchior Franck hat ein
mal im Jahre 1602 seiner Verwunderung
darüber Ausdruck gegeben, daß die Berg
leute, obwohl unter ihnen nur wenige „der fun-
ciamentalischen Musikkunst“ kundig seien, ihre
Lieder „mit lieblichem Getön“ zu singen wüßten,
„daß sie dessen vor anderen gemeinen Laien
billigen Ruhm und Lob haben“. Und er meint
treuherzig, „daß ihnen Gott anstatt zeitlichen
großen Reichtums solche besondere Gab“ ver
liehen habe, um sie auf diese Weise für ihre
besondere Arbeit zu entschädigen“, damit sie
bei Verrichtung solcher gefährlichen schweren
Schluß von Seile 172
14 Monaten, vom Tag der Entlassung aus dem
Heim an gerechnet, haben 62,4 %> ihren alten
Arbeitsplatz wieder eingenommen.
S) 54 — 38,3 % der Patienten werden z. Zt. mit
leichter Arbeit beschäftigt, nach weiterer Be
obachtung von etwa 6 Monaten muß durch er
neute Rückfragen geklärt werden, wieviele
Arbeiter noch als „dauernd“ mit „leichter
Arbeit beschäftigt“ zu betrachten sind,
Von Interesse dürfte weiterhin sein, welche
Unfallrente nach der endgültigen Entlassung fest
gesetzt wurde. Aus den Mitteilungen der Gruben
ergibt sich:
Keine Unfallrente erhielten
60 Patienten = 42,55 %
10 %
1 =
- 0,7
%
20%
25 =
17,7
0/o
30 %
36 =
25,53
%
40 %
12 =
8,5
°/o
50 %
3 =
2,1
%
70 % je
1 =
1,4
o/o
Die Zahl von 60 Patienten, die keine Unfall
rente erhalten, steht in gutem Einklang mit der
Zahl von 57 Patienten, die sofort ihre alte Be
schäftigung wieder aufgenommen haben.
Gewerken ihre Gemüter dadurch erfrischen und
alles ausgestandenen Unmuts desto eher ver
gessen mögen“.
Das erste Zeugnis ihrer Liebe zum Lied tritt
uns, so seltsam es gerade bei Bergleuten anmu
tet, im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit ent
gegen. Oft begleiten sie, schreibt Georg Agri-
colain seinem 1566 erschienenen Werk, ihr un
terirdisches Schaffen mit schönem Gesang, selbst
des Nachts, um Müdigkeit und Schlaf femzuhal-
ten. Ebenso wird aus dem Harz 1617 berichtet:
Die Häuser, welche Nachtschicht arbeiteten, sän
gen einen lustigen „Bergreihen“ (die alte Be
zeichnung für Bergmannslied), um den Schlaf
abzuwehren.
Das Bergmannslied erscheint indessen nicht in
erster Linie als Arbeitslied, sondern als Äuße
rung und Bestandteil der geselligen Runde nach
verfahrener Schicht oder des festlichen Kreises.
Der Chronist Meitzer berichtet in der Beschrei
bung der Stadt Schneeberg im Erzgebirge (1684):
„Es ist Bergleuten ein freies und lustiges Gemüt
gleichsam angeboren und muß sich daher fast
notwendig durch Singen und Bergreihen bezeu
gen. Man hört es bald, wo sie zusammensitzen,
denn sie können nicht schweigen, sondern sie
rufen laut und machen ein stark Getöne, wenn
sie wacker und bergmännisch die Bergreihen
drehen und kolorieren. Das Maul muß aufgetan,
der Hals dran gestreckt und ja wohl aus allen
Kräften gesungen sein, daß man es weit hören
kann. Der Saiten auf ihrer bergmännischen Harfe
oder Zither schonen sie auch nicht, sondern schla
gen mit dem Federkiel weidlich darauf, daß es
nur allenthalben fein stark klinget und tönet.“
Die Pflege des berufsständischen Singens und
Musizierens liegt vor allem bei den Bergmanns
chören und kleineren oder größeren Bergmanns
kapellen, die in allen Bergbaugegenden zu fin
den sind. Über die Bergsänger gibt 1693 eine
„Ausführliche Berginformation“ Kunde:
„Deren Music soll in acht Persohnen als