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dereingliederung der Unfallverletzten Bergleute in
das Arbeitsleben allein daraus erwachsen, daß bei
den Gruben das Heer der Alters-, Unfall- und
Berufskrankheitsinvaliden stetig anwächst, die
Zahl der verfügbaren Invalidenarbeitsplätze da
gegen infolge zunehmender Technisierung und
Verkleinerung der Übertageanlagen immer klei
ner wird. Beste Zusammenarbeit zwischen dem
arbeitsmedizinischen Dienst der SBW, den Knapp-
schaftskrankenhäusem, in denen die Verletzten
abschließend nochmals vorgestellt werden, dem
Betriebsarzt der Grul>e, Betriebsdirektor und Un
fallsteiger, die ebenfalls über die Möglichkeiten
des Wiedereinsatzes der Verletzten unterrichtet
sein müssen, sind erforderlich. Weil es für jeden
Verletzten gilt, den Arbeitsplatz zu finden, der
wirklich in Einklang mit den wiedergewonnenen
Fähigkeiten des Mannes steht und ihm selbst das
Gefühl der Zufriedenheit und Sicherheit ver
mittelt.
Kluge Bergleute wissen, daß die „schönste“
Unfallrente niemals das Glück und die Befrie
digung des eigenen Lebensbewußtseins in dem
erlernten und gewohnten Beruf ersetzen kann,
und daß sie meist auch nicht die gleiche soziale
Sicherheit gewährt wie die wiedergewonnene
Fähigkeit, seinen Mann zu stehen am alten
Arbeitsplatz. Dessen sind sich ganz besonders
unsere Unfallverletzten Bergleute im Rehabilita-
tions-Centre der Saarbergwerke im Schloß Biet
schied bewußt. Wer ihren frischen Optimismus
und ihren Eifer bei der Behandlung, ihren Wett
kampfgeist bei Sport und Spiel, ihre herzliche
Kameradschaft und ihr zuversichtliches fröhliches
Lachen beobachtet und wer ihre handwerklichen
Leistungen bewundern kann, der ist davon über
zeugt, daß diese Menschen auf dem besten Wege
sind, ihre alten körperlichen Fähigkeiten und ihr
früheres Selbstvertrauen wieder zu gewinnen. Das
ist der Sinn der „Rehabilitation“.
Und hier noch einige Zahlenangaben aus der
Arbeit im Genesungsheim für Unfallverletzte in
Schloß Bietschied, wobei berücksichtigt werden
muß, daß es sich bei unseren Bietschieder Ver
letzten um medizinisch besonders schwierige Krank
heitsfälle handelt, die eine positive Statistik er
schweren, und daß fast mit jeder Wiederein
gliederung eines entlassenen Patienten gerade in
die bergmännische Arbeit Mühen und Schwierig
keiten verbunden sind. Unter Würdigung dieser
Überlegungen ist das bisher erzielte Ergebnis der
Rehabilitations-Arbeit der Saarbergwerke nicht
nur ermutigend, sondern erfüllt auch mit Stolz.
Seit der Eröffnung des Genesungsheims am
23. 8.1954 wurden bis zum 3. Quartal 1956 291
Patienten aufgenommen. Von diesen wurden in
zwischen 268 wieder entlassen und zwar: im
Jahre 1954 37 Patienten, 1955 41 Patienten, 1956
90 Patienten. Die Patienten waren eingewiesen
worden aus den Knappschaftskrankenhäusem:
Quierschied 72,1 °/o, Völklingen 24,5 °/o, Neun
kirchen 3,4 °/o. Ihre Altersaufteilung war folgende:
Unter 20 Jahren 13,73 %, von 21 bis 35 Jahren
45 %>, von 36 bis 50 Jahren 31,33 %, über 50
Jahre 9,9 °/o. Der Unfallort der Eingewiesenen
war: Unter Tage 80,25 %>, über Tage 8,15%,
Wegeunfälle 8,15 °/o, Sonstige Unfälle 3,43%.
Art der Verletzungen: Von denen seit 1. 1. 1955
bis 30.9. 1956 entlassenen Patienten (231) be
tragen:
Verletzungen der ob. Gliedmaßen 64 = 27,7 %
Verletzungen der unt. Gliedmaßen 130 = 56,3 %
Verletzungen der Wirbelsäule 31 = 13,4 %
Rippenverletzung 2 = 0,0 °/o
Beckenverletzung 4 = 1,7 °/o
Beschäftigungstherapie durch Tretsägebedienung
in der Schreinerwerkstatt
Die Behandlungstage betrugen für die
Verletzungen
Krankenhaus Bietschied
der ob. Gliedmaßen
3 095
3 381
Verletzungen
der unt. Gliedmaßen
5 473
3 732
Verletzungen
der Wirbelsäule
1380
1701
Rippenverletzung
278
163
Beckenverletzung
292
356
10 518
9 333
Die Behandlungstage im Krankenhaus betragen
demnach nur wenig mehr als die Behandlungs
zeit der Unfallverletzten im Genesungsheim Biet-
schied.