zwischen 35 und 45 Grad. Der Jubilar ist gerade
dabei, einen derKohlenzuteilapparate zu schmieren.
Ihm obliegt die Wartung dieser Apparate, vor al
lem aber auch die Beobachtung des Speisewasser
stands der Kessel. Wenn man bedenkt, daß ein
Kessel etwa hundert Tonnen Wasser in der Stunde
verdampft, (das entspricht ungefähr der Leistung
von zehn Schnellzugslokomotiven), das heißt, daß
sein Wasserinhalt in der Stunde 1,5 mal ver
dampft, dann wird man sich der Bedeutung und
der Verantwortung der Arbeit der Kesselwärter
bewußt. Zwar erfolgt die Speisung automatisch,
aber es kommt trotzdem hin und wieder ein Ver
sagen der Speisewasserregler vor, und dann muß
der Wasserstand durch Eingreifen des Kessel
wärters reguliert werden. Auch in den Kohlen-
zuteilapparaten treten öfter Störungen dadurch
auf, daß die Ballastkohle durch Holz, Draht,
Gummi oder andere sperrige Körper verunreinigt
ist. Diese Stücke muß der Kesselwärter entfernen.
Dabei heißt es vorsichtig zu Werke gehen, denn
leicht könnte er sich an den elektrisch betriebe
nen Apparaten verletzen. Stolz erzählt uns der
Jubilar, daß er während seiner 40 jährigen Dienst
zeit noch keinen einzigen Unfall hatte. Dagegen
konnte er durch sein umsichtiges Verhalten an
einem Betriebspunkt, der eigentlich nicht zu sei
nem Aufgabenbereich gehört, einen größeren
Sdiaden verhüten. „Ich sah von meinem Platz
aus, wie aus einem Stutzen Wasserdampf entwich.
Ich lief sofort hin. Aber schon war’s wieder weg.
Ich untersuchte die Stelle, und es fiel mir auf,
daß das Blech der Isolierung locker war. Das
ganze kam mir seltsam vor. Da hab’ ich halt Mel
dung erstattet, und später wurde dann der Bruch
gefunden.“ Der Vorgesetzte des Kesselwärters
Alois Schorr bemerkt hierzu, daß durch diese
Meldung vielleicht eine größere Katastrophe ver
hindert wurde und daß der Jubilar für sein
mustergültiges Verhalten ein Anerkennungsschrei
ben und eine Geldprämie von der Direktion er
hielt. „Ja, darüber hab‘ ich mich sehr gefreut.
Aber schließlich hab’ ich doch nur meine Pflicht
getan“, fügte Alois Schorr bescheiden hinzu.
Der Jubilar war am 27. 5. 1916 auf Grube May
bach angefahren. Er arbeitete dort zwei Jahre
als Jugendlicher, drei Jahre als Kesselheizer über
Tage und 20 Jahre unter Tage, davon V/2 Jahr
vor Kohle als Lehrhauer und die übrige Zeit als
Lokführer. Seit 28. 5. 1945 ist der Jubilar als Kessel
wärter im Kraftwerk Weiher beschäftigt und hat im
Jahre 1947 seine Prüfung als Kesselwärter ab
gelegt. Zu Hause besitzt er noch V/2 Morgen
Land, hat zwei Ziegen im Stall stehen und außer
dem zehn Hühner. Das genügt für die verhältnis
mäßig kleine Familie, denn die Tochter hat sich
inzwischen verheiratet und der Sohn, der bei der
Bahn beschäftigt ist, wird eines Tages ihrem Bei
spiel folgen. Zuletzt muß noch erwähnt werden,
daß die Krönung des Fleißes des rührigen Man
nes in seinem Eigenheim besteht, das er sich im
Jahre 1936 erbauen konnte.
lin 7Uusikus oon Kindesbeinen an
Wir können nicht fehlgehen. Instrumente wer
den hier gestimmt, und das weist uns den Weg
zum Übungssaal der Bergkapelle Jägersfreude.
Das Andante religioso von Hans Bullerian klingt
auf, wird abgebrochen und wiederholt. Während
einer kleinen Zigarettenpause unterhalten wir
uns mit dem 54 jährigen Jubilar Hugo Dör
scheid von der Hauptverwaltung, der in der
Bergkapelle als Cellist fungiert. Er schildert uns
kurz seinen Lebenslauf. Im Jahre 1916 fuhr er als
Klauberer über Tage auf Grube Altenwald an.
Nach 3 Monaten schon wurde er unter Tage ver
legt, 1924 machte er seine Hauerprüfung und
stand bis 1939 vor Kohle. Als Mitglied der Berg-
Jubilar Hugo Dorscheid, der seit 1919 Cellist in
verschiedenen Bergkapellen ist
kapelle der Hauptverwaltung kam er dann nach
Saarbrücken, wo er noch heute als Fensterputzer
beschäftigt ist.
Die musikalischen Fähigkeiten Hugo Dorscheids
sind wohl ein Erbstück vom Vater, der ein pas
sionierter Geiger war, wenn er auch keiner Ka
pelle angehörte. Mit sechs Jahren erhielt Hugo
Dorscheid Geigen- und später Cellounterricht,
den er bis zu seinem 14. Lebensjahr genoß. Als
er dann in Altenwald anfuhr, wurde er sofort
nach ihrer Wiedergründung in die dortige Kapelle
(1919) aufgenommen. Nach Auflösung der Grube