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mehr imponieren. Allein durch seine Fähigkeiten,
seine betrieblichen Erfahrungen, sein gutes Bei
spiel kann der Steiger sich Achtung und Autorität
erzwingen. „Ich mach’s auch oft mit Humor!“
meint Grubeninspektor Lorenz, und wir glauben
ihm gern, daß er damit mehr erreicht, als wenn
er einen barschen Unteroffizierston anschlüge.
Aus der Unterhaltung geht hervor, daß der Gru
beninspektor seinen Beruf hebt und ganz in ihm
aufgeht. Ihm hat er seine große Passion und Be
gabung geopfert, denn in den zwanziger Jahren
war Wilhelm Lorenz ein bekannter Tenor. Er
wirkte als Gast in Opern des Stadttheaters zu
Saarbrücken mit, trat einige Male in Trier auf und
sang in großen Oratorien, so in der „Schöpfung“
und den „Jahreszeiten“, häufig die Solopartie. Er
war seinerzeit von Albert Moser, Altenwald, ent
deckt worden, als er mit seinen Kameraden zur
Gitarre sang und erhielt auch von ihm den ersten
Unterricht. Später nahm er Gesangstunden an der
Musikschule Wolff in Saarbrücken und schließ
lich erhielt seine Stimme den letzten Schliff durch
Privatstunden in Saarbrücken und Trier, Doch
wie gesagt: man kann nicht zwei Herren dienen,
und eines Tages fand sich Wilhelm Lorenz vor
die Wahl gestellt. Er entschied sich für den Stei
gerberuf und zog sich von der Bühne und aus der
Öffentlichkeit zurück, um seine ganze Kraft und
Konzentration in den Dienst der Grube zu stel
len. Heute singt er nur noch in seiner Familie,
vor seinen beiden berufstätigen, noch unverhei
rateten Töchtern oder in kleinem Freundeskreis,
während ihn seine Frau, die einst eine gute Pia
nistin war, auf dem Flügel begleitet. Als großer
Verehrer von Schubert, Schumann und Strauß
gibt er vor allem die Werke dieser Meister wie
der, und wenn er in Stimmung ist, singt er auch
heute noch mit Vorliebe schöne Opernarien. So
dient ihm die Musik nur noch zur eigenen Freude
und Entspannung, genau so wie seine zweite
Liebhaberei: die Kakteenzucht.
Anschläger, Seuewehrlöschmeister, Sänger
Der 57jährige Bergmann Heinrich Fried
rich aus Herrensohr hat gerade eben seine Feuer
wehruniform angelegt, denn alle vierzehn Tage
findet montags eine Übung statt. Wir begleiten
ihn zum Gerätehaus, wo sich einige Geräte der
freiwilligen Feuerwehr von Herrensohr befinden,
während die neue Motorspritze und der Mann
schaftswagen noch in Dudweiler untergestellt sind.
Seit 31 Jahren gehört unser Jubilar der Feuer
wehr an, seit 1937 ist er Gerätewart und verant
wortlich für die Instandhaltung der Geräte, fer
ner beteiligt er sich als Löschmeister an der Aus
bildung der jungen Feuerwehrleute. Wenn auch
in den letzten Jahren glücklicherweise nur selten
Feuer ausbrach, so wird vor allem im Frühjahr
die Herrensohrer freiwillige Feuerwehr doch häu
fig zum Löschen von Wald- oder Wiesenbränden
alarmiert. Oft rief die Sirene sie drei- oder vier-
Bergmann Heinrich Friedrich gehört seit 31 Jahren
der Feuerwehr an
mal wöchentlich zusammen. Man muß schon
einen gewissen Idealismus besitzen, wenn man
sich freiwillig für einen solchen Dienst zur Ver
fügung stellt. „Dafür ist es aber oft sehr gemüt
lich bei uns!“ wendet der Jubilar ein, „vor allem
montags abends nach der Übung oder auch auf
den Kameradschaftsabenden.“
Wir haben noch etwas Zeit, und der Bergmann
Friedrich kann uns Einzelheiten aus seinem Leben
erzählen. Als 16jähriger fuhr er im Jahre 1915 als
Schlepper unter Tage in Jägersfreude an, danach
war er bis 1930 als Hauer tätig und kam dann in
die Förderung. Heute ist er, immer noch unter
Tage, als Anschläger beschäftigt.
Unser Jubilar ist nicht nur Feuerwehrmann
sondern auch passionierter Sänger. Er gehört dem
Herrensohrer Männerchor 1882 an, der sich aus
65 Sängern zusammensetzt. Seit 1917 ist er Mit
glied des Vereins. Er besitzt die Ehrennadel für
30 jährige Mitgliedschaft beim Chor und außer
dem die Ehrennadel des deutschen Sängerbundes.
Der Herrensohrer Männerchor nimmt an vielen
Veranstaltungen teil, und jedes Jahr machen die
Männer übers Wochenende eine größere Sänger
fahrt. So reisen sie ab und zu in die Pfalz, vor
zwei Jahren ging’s bis in die Nähe von Hanau,
und in diesem Jahr ist ein Chorsingen in Trier
vorgesehen. Die Sänger sind dort bei Sänger
kameraden zu Gast. Oft entwickelt sich anläßlich
eines solchen Aufenthaltes eine gute Freundschaft.
So hat unser Jubilar in diesem Jahr seinen 10-tä-
gigen Urlaub bei einem Sängerkameraden von
Hanau verbracht.