Full text: 1957 (0085)

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mehr imponieren. Allein durch seine Fähigkeiten, 
seine betrieblichen Erfahrungen, sein gutes Bei 
spiel kann der Steiger sich Achtung und Autorität 
erzwingen. „Ich mach’s auch oft mit Humor!“ 
meint Grubeninspektor Lorenz, und wir glauben 
ihm gern, daß er damit mehr erreicht, als wenn 
er einen barschen Unteroffizierston anschlüge. 
Aus der Unterhaltung geht hervor, daß der Gru 
beninspektor seinen Beruf hebt und ganz in ihm 
aufgeht. Ihm hat er seine große Passion und Be 
gabung geopfert, denn in den zwanziger Jahren 
war Wilhelm Lorenz ein bekannter Tenor. Er 
wirkte als Gast in Opern des Stadttheaters zu 
Saarbrücken mit, trat einige Male in Trier auf und 
sang in großen Oratorien, so in der „Schöpfung“ 
und den „Jahreszeiten“, häufig die Solopartie. Er 
war seinerzeit von Albert Moser, Altenwald, ent 
deckt worden, als er mit seinen Kameraden zur 
Gitarre sang und erhielt auch von ihm den ersten 
Unterricht. Später nahm er Gesangstunden an der 
Musikschule Wolff in Saarbrücken und schließ 
lich erhielt seine Stimme den letzten Schliff durch 
Privatstunden in Saarbrücken und Trier, Doch 
wie gesagt: man kann nicht zwei Herren dienen, 
und eines Tages fand sich Wilhelm Lorenz vor 
die Wahl gestellt. Er entschied sich für den Stei 
gerberuf und zog sich von der Bühne und aus der 
Öffentlichkeit zurück, um seine ganze Kraft und 
Konzentration in den Dienst der Grube zu stel 
len. Heute singt er nur noch in seiner Familie, 
vor seinen beiden berufstätigen, noch unverhei 
rateten Töchtern oder in kleinem Freundeskreis, 
während ihn seine Frau, die einst eine gute Pia 
nistin war, auf dem Flügel begleitet. Als großer 
Verehrer von Schubert, Schumann und Strauß 
gibt er vor allem die Werke dieser Meister wie 
der, und wenn er in Stimmung ist, singt er auch 
heute noch mit Vorliebe schöne Opernarien. So 
dient ihm die Musik nur noch zur eigenen Freude 
und Entspannung, genau so wie seine zweite 
Liebhaberei: die Kakteenzucht. 
Anschläger, Seuewehrlöschmeister, Sänger 
Der 57jährige Bergmann Heinrich Fried 
rich aus Herrensohr hat gerade eben seine Feuer 
wehruniform angelegt, denn alle vierzehn Tage 
findet montags eine Übung statt. Wir begleiten 
ihn zum Gerätehaus, wo sich einige Geräte der 
freiwilligen Feuerwehr von Herrensohr befinden, 
während die neue Motorspritze und der Mann 
schaftswagen noch in Dudweiler untergestellt sind. 
Seit 31 Jahren gehört unser Jubilar der Feuer 
wehr an, seit 1937 ist er Gerätewart und verant 
wortlich für die Instandhaltung der Geräte, fer 
ner beteiligt er sich als Löschmeister an der Aus 
bildung der jungen Feuerwehrleute. Wenn auch 
in den letzten Jahren glücklicherweise nur selten 
Feuer ausbrach, so wird vor allem im Frühjahr 
die Herrensohrer freiwillige Feuerwehr doch häu 
fig zum Löschen von Wald- oder Wiesenbränden 
alarmiert. Oft rief die Sirene sie drei- oder vier- 
Bergmann Heinrich Friedrich gehört seit 31 Jahren 
der Feuerwehr an 
mal wöchentlich zusammen. Man muß schon 
einen gewissen Idealismus besitzen, wenn man 
sich freiwillig für einen solchen Dienst zur Ver 
fügung stellt. „Dafür ist es aber oft sehr gemüt 
lich bei uns!“ wendet der Jubilar ein, „vor allem 
montags abends nach der Übung oder auch auf 
den Kameradschaftsabenden.“ 
Wir haben noch etwas Zeit, und der Bergmann 
Friedrich kann uns Einzelheiten aus seinem Leben 
erzählen. Als 16jähriger fuhr er im Jahre 1915 als 
Schlepper unter Tage in Jägersfreude an, danach 
war er bis 1930 als Hauer tätig und kam dann in 
die Förderung. Heute ist er, immer noch unter 
Tage, als Anschläger beschäftigt. 
Unser Jubilar ist nicht nur Feuerwehrmann 
sondern auch passionierter Sänger. Er gehört dem 
Herrensohrer Männerchor 1882 an, der sich aus 
65 Sängern zusammensetzt. Seit 1917 ist er Mit 
glied des Vereins. Er besitzt die Ehrennadel für 
30 jährige Mitgliedschaft beim Chor und außer 
dem die Ehrennadel des deutschen Sängerbundes. 
Der Herrensohrer Männerchor nimmt an vielen 
Veranstaltungen teil, und jedes Jahr machen die 
Männer übers Wochenende eine größere Sänger 
fahrt. So reisen sie ab und zu in die Pfalz, vor 
zwei Jahren ging’s bis in die Nähe von Hanau, 
und in diesem Jahr ist ein Chorsingen in Trier 
vorgesehen. Die Sänger sind dort bei Sänger 
kameraden zu Gast. Oft entwickelt sich anläßlich 
eines solchen Aufenthaltes eine gute Freundschaft. 
So hat unser Jubilar in diesem Jahr seinen 10-tä- 
gigen Urlaub bei einem Sängerkameraden von 
Hanau verbracht.
	        
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