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Der Maler Johann Friedrich Dryander
im Kreise seiner Familie
und sich Holzfäller an ihre Arbeit begeben. Das
Ortsbild dahinter könnte Gersweiler darstellen.
Die Saarbrücker Brauerfamilie Bruch im „Stiefel“
ist im Bilde von 1798 zu einem Familienkonzert
versammelt. Der Brauherr stützt sich behaglich
auf den Flügel, den seine älteste Tochter spielt.
Zum Familienkreise wird der Stadtschreiber und
Malerdilettant Anton Koehl gezählt, der hier die
Flöte bläst. Porträts an der Wand vervollständigen
die Familie, und Dryander hat nicht versäumt,
sich selbst in einem von diesen „Bildern im Bilde“
zu verewigen. Den Anlaß, die Familie Zix auf
dem Haiberg an der Heidenkapelle zu malen, be
nutzte Dryander noch hübscher, indem er sich
selbst mit Frau und Tochter als Staffagefiguren
bei einem Spaziergang in der Saarlandschaft ab
bildete.
Dryanders schönstes bürgerliches Bild ist sein
eigenes Familienporträt. Der Maler sitzt mit Frau
und Söhncheu im Atelier, wobei der elegante
Mann originellerweise nur einen Schuh und dazu
am linken Fuß einen Pantoffel trägt, vielleicht
um das besondere Häusliche zu betonen. Zwei
jung verstorbene Kinder nehmen auf der daneben
stehenden iStaffelei wiederum als Bild im Bilde
an der Familienzusammenkunft teil, während die
Vorfahren aus den Bildern an der Wand freund
lich herabsehen. Das ist eine pietätvolle Art,
ganze Generationen, Tote und Lebende, als eine
Familie zu zeigen.
So spiegelt sich im Werk Johann Friedrich
Dryanders einmal die Geschichte von der aus
klingenden Fürstenzeit über die französische Revo
lution bis ins beginnende 19. Jahrhundert, eine
thematische Entwicklung, die künstlerisch von
einem Stilwandel bis zum leisen Ahnen der Ro
mantik in den lieblichen Waldlandschaften an der
Saar begleitet wird. Zum andern leisten seine
Bilder einen Beitrag zur saarländischen Familien
kunde und geben eine gemalte Chronik des bür
gerlichen Saarbrücken ab, in welcher besonders
Geheimrat Lohmeyer zu lesen versteht, — jener
Forscher, auf dessen Arbeit überhaupt unser
Wissen von Dryander beruht. Die Kenntnis über
die in den Bildern dafgestellten Personen ist
dabei der Gründlichkeit des Malers selbst zu ver
danken, der ab 1791 ein genaues Rechnungsbuch
geführt hat. Die letzte Eintragung machte er einen
Monat bevor er am 29. März 1812 an der Lungen
auszehrung starb.
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Im selben Rhythmus wiederholen sich die Vor
gänge des Zeitgeschehens bei Johann Kaspar Pitz
(in, einem Teil der Literatur werden seine Vor
namen Karl Kaspar genannt), dem anderen großen
trnd gleichaltrigen Saarbrücker Maler. Aber die
Selbstbildnisse der beiden zeigen schon den Un
terschied. Dryander hat sich in Grisailletedinik
durchaus solide und bürgerlich gefestigt wieder
gegeben. Pitzens Selbstbildnis hat etwas Kleisti
sches und offenbart die Zwiespältigkeit der Epoche
und seine eigene. Er ist bleich, hat die Haare
wirr in der Stirn und ein wenig Schreck in den
Augen. Vielleicht sind die müden Gesichtszüge
auch schon von der Schwindsucht gezeichnet. Das
Bild, das Pitz wohl schon in jungen Jahren in
Rom malte, hat etwas menschlich Ergreifendes.
Von diesem bleichen, kränklichen und verwirr-
Johann Kaspar Pitz, Selbstbildnis